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Montag, 8. Februar 2010

Wie geht man unter?

Wir werden sagen können: wir waren Zeugen. Man wird uns fragen, ob wir das nicht haben kommen sehen. Wir haben, werden dann die einen sagen können, aber wir konnten es nicht ändern.

Einer von ihnen ist der (legendäre) Schweizer Wirtschaftsanalyst Marc Faber, der zwar mehrere Marktzusammenbrüche - die aufgrund ihres begrenzten Umfanges meist nur "Bereinigung" genannt wurden - exakt vorhergesagt hat (unter anderem 1987, 1989), aber zu Unrecht als Schwarzseher tituliert wäre. Faber hat sich sogar noch mehr Ansehen erarbeitet, als er schon vor Jahrzehnten die asiatische Entwicklung sehr genau vorhersah, und selber (zu seinem Vorteil, wie sich nun herausstellte) dort investiert hat.

Die derzeitige Lage sieht er, und er lächelt dabei milde, recht nüchtern: Die Staaten haben durch "Gelddrucken" (Vermehren der Geldmengen durch Kreditschöpfung zur Stimulation von Wirtschaftswachstum, das es - und das ist das Merkmal der derzeitigen Weltwirtschaftskrise - gar nie real gab, sondern das im wesentlichen aus "Leerlaufwirtschaft" bestand; Anm.) sämtliche Probleme aufgeschoben. Weil es aber zu keinen substantiellen Wirtschaftserholungen gekommen ist, werden sich diese Effekte rasch abschwächen. Faber sieht dann als nächsten (und für ihn unvermeidlichen) Schritt den von Staatsbankrotten.

Marc Faber  sagt im Gespräch mit der Neuen Züricher Zeitung ja  etwas sehr Bemerkenswertes: "Nach meinen Berechnungen ist es mathematisch unmöglich, daß die Amerikanische Regierung ihren Verpflichtungen noch nachkommen KANN!" Bereits jetzt betrage die amerikanische Staatsschuld 375 Prozent des Bruttosozialproduktes, und werde sich nicht nur alleine durch das derzeitige Defizit von 1,6 Billionen Dollar - um eine Billion zur "Krisenbekämpfung" ausgeweitet -  erhöhen, sondern nun kämen noch die Kosten für die von Obama eingeleitete "social security" zum Tragen! Bezieht man diese Kosten noch mit ein, dann beträgt das amerikanische Staatsschuldenkonto bereits sechshundert Prozent des amerikanischen Bruttosozialprodukts.

Damit wird Amerika gezwungenermaßen weiterhin viel Geld drucken müssen (= den Geldumlauf erhöhen), was unweigerlich zu Inflation und Rezession und Depression führen wird. Das kenne man ja alles längst. "Das Ende ist normalerweise," sagt Marc Faber larmoyant, "daß man sich dann in einen Krieg einmischt." Amerika sei darin ja sehr geübt. Dieses Szenario ist für den Schweizer Wirtschaftsanalysten unausweichlich, er steckt (lächelnd) einen "garantierten" Zeitrahmen von zehn bis zehn Jahren, bis das eintreten wird.


Zurück auf etwas kleinere Maßstäbe: Das "griechische Modell" gilt also natürlich längst global, und man darf ruhig die Frage stellen, ob das medial so laut raschelnd hinausposaunte "Wir bekämpfen die Wirtschaftskrise wirklich!" der Staaten nicht nur deshalb auf so viel Echo stieß, weil die PR-Abteilungen der Großinvestoren  und Schuldner die Bevölkerungen und Realwirtschaften gnädig stimmen wollten, um selbst noch ihre Schäflein ins Trockene zu bringen: so flossen noch wirkliche Werte in ein System, das aber von Eingeweihten längst aufgegeben und nur noch ausgenutzt wurde.

(Diesen Verdacht darf man äußern, denn wirkliche Investoren sind meist sehr "vernünftig" ... ganz anders als die vielen vielen privaten Anleger, die mit sinnlosem Universitätsdenken bestenfalls noch ausgestattet, von Zeitungen mit viel zu wenig kompetenten Redakteuren aufgebraten, nicht zu vergessen aber: durch verantwortungs- weil längst machtlose, wirklichkeitsfremde weil verbeamtete Politiker, noch weitere Reserven ins Geschehen warfen.)
Die "Griechenland-Krise" ist also nicht einmal eine Krise der wirklichen Staatsverschuldung, sondern des rapide abbröckelnden Vertrauens in die Rückzahlungskraft der Staaten. Deshalb steigt die Spannung auf ein Höchstmaß, denn es zeichnet sich ab, daß die "Entkleidung" Griechenlands Vorbildcharakter für die Neubewertung von Staatsschulden überhaupt haben wird.

Nun stellt sich ja sogar (wenn man schon ehrlich ist, dann kann man eh alles sagen) heraus, daß Griechenland durch beziehungsweise im Euro - und das ist für die akademische Wirtschaftsanalyse ein Mysterium, weil Paradoxon - die Wettbewerbsfähigkeit ... eingebüßt, statt gesteigert, hat! Im Gegensatz zu Ungarn (als Beispiel) stehen dem Land über Währungsparitäten aber keinerlei Regulationsmöglichkeiten mehr zur Verfügung. Griechenland geriet in einen Sog, kaschiert, wenn nicht sogar ausgelöst durch EU-Gelder, die ins Land geflossen sind, der die eigene Produktivität drückte, ohne daß es erst auffiel. Über die Notwendigkeit, manche "Aktiva" neu zu bewerten, weil die Weltwirtschaftskrise zeigte, daß Geld selbst keinen Wert besitzt, wenn es als Leistungsversprechen nicht durch reale Leistungswerte gedeckte Schuld ist, entdeckte sich das griechische (jährlich erwirtschaftete) Haushaltsdefizit als nicht bei rund drei oder vier oder fünf Prozent, sondern  ... bei mehr als dreizehn Prozent liegend.

Der nunmehrige vollmundig angekündigte Sanierungskurs geht - wie auch anders!? - von angekündigten (und gesteigerten) Wirtschaftsleistungen aus, die aber nichts als unglaubwürdig sind. Was also kann einen Staat wirklich retten? Nur seine Bürger selbst, die beginnen, die Last, die sie sich aufgeladen haben, unter Belastung der Zukunft, nun abzutragen.

Und schon fürchtet man um die nächsten Kandidaten: Spanien und Portugal. Wer aber in Europa sollte das alles noch auffangen? Irgendjemand muß aber diese Lasten zusätzlich übernehmen! Was wird mit Amerika nun wirklich weiter geschehen? Und: was macht China, das wie es aussieht noch kaum Beschädigungen davontrug, aber solche schon längst riskiert, weil es das Weltsystem noch aufrechtzuhalten versucht?

Logischerweise drückt sich dies sehr genau auf den Geldmärkten aus: eine Reihe von Analysten spricht von derzeit zwei Blasen (nicht jede Inflation ist ja eine Blase), die sich durch das viele billige Geld am Markt (Staatsgelder!) gebildet haben - die (weit überbewerteten) Immobilien in chinesischen Großstädten, und ... langfristige Staatsanleihen, deren Glaubwürdigkeit zum einen hoch zu halten überlebensnotwendig für die Staaten ist, an die aber insgeheim niemand mehr glaubt, sodaß auch hier die Preise künstlich hoch gehalten sind, bei hohen Zinsen, dem Risiko entsprechend.

Hier noch einige Fakten zu Griechenland, der Presse entnommen:

"Griechenland hat Wertpapiere in Höhe von 290 Milliarden Dollar ausstehen - das ist mehr als doppelt so viel wie die 140 Milliarden Dollar, mit denen Lehman im Herbst 2008 in der Kreide stand", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, laut "Spiegel Online". (Das Bankhaus Lehman hat durch seinen Zusammenbruch die Weltfinanzkrise ausgelöst; Anm.) Und Griechenland ist unter Druck: Zwölf Milliarden Euro Schulden muss Athen bis April zurückzahlen und neue Anleihen ausgeben.

Werden also keine Investoren gefunden, stünde Griechenland vor der Zahlungsunfähigkeit. Griechische Staatsanleihen wären dann nichts mehr wert. Ein Kollaps der griechischen Staatspapiere würde eine Lawine von Abschreibungen bei den europäischen Banken lostreten: "Dann müssten europäische Banken massive Abschreibungen vornehmen. Zusätzlich dürften ihre Kreditbeziehungen zu griechischen Banken leiden", sagt Krämer.

Angst vor dem "Dominoeffekt"
Betroffen wären viele Länder. "Zwei Drittel der seit 2005 emittierten Anleihen hat das griechische Finanzministerium im Ausland abgesetzt, vor allem in den anderen Staaten der EU", führt Krämer aus.
"Schlimmstenfalls geraten die Kreditgeber Griechenlands dadurch selbst ins Wanken, so daß eine Kette fallender Dominosteine entstünde", warnt Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, laut "Spiegel Online".




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