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Samstag, 20. Februar 2010

Aufruf zur Enteignung

Was für eine Chuzpe - der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF) Olivier Blanchard muß sich schon sehr sicher sein, daß sein Vorschlag im allgemeinen Geschnattere, das keiner mehr hinsichtlich Wirklichkeitsrelevanz zu sichten vermag, untergeht.

Denn wie die Presse berichtet, schlägt der Mann nun mit unschuldiger Miene vor, die Regierungen sollten doch einfach mal die Inflation höher sein lassen - dann würden sie ihre Währungsprobleme besser in den Griff bekommen.
Ja, klar, fein daß Blanchard daran erinnert, daß diese Gefahr bei aller Schuldenmacherei der letzten Zeit drohte. Deshalb hat man aber ja so versucht, die Glaubwürdigkeit dieser Schulden zu betonen, um genau das zu vermeiden! Denn der Franzose verschweigt eine klitzekleine Kleinigkeit: Er sagt kein Wort, daß das eine Form der Enteignung gerade jener Schichten ist, die die stabile Basis jedes Staates sind - der Menschen mit Mittelvermögen, mit persönlich gebundenem Grund- und Bodenbesitz, all jener Menschen, die sich die moderne Spekulationsmentalität eben nicht zu eigen gemacht haben und auf dauerhafte Werte setzen. Daß es die Sparvermögen gerade der mittleren und unteren Schichten köpft, daß es wertgesicherte Schulden (und damit Kredite) auflöst, daß es eine Form von Besteuerung ist, weil die Besteuerungsbasis gleich bleibt, weil relativ mitwächst, während die Bevölkerungen immer einen Schritt hinter den Sachwertbesitzern und Arbeitgebern hinterher hetzen, um für ihr Geld noch was zu kriegen, weil dessen Realwert im Alltag ständig sinkt. Während der größte Realwertbesitzer, der Staat, sich entschuldet, indem er mit jenem frisch gedruckten Geld zahlt, das im nächsten Moment, eben weil er damit zahlte, die Wertlosigkeit des Geldes für die Bevölkerung weiter erhöht.

Stattdessen tut Blanchard so, als wäre das eine mögliche fiskalische Maßnahme, so, wie man ein Sofa umstellt oder über Pensionsalter diskutiert.


Daß durch die gigantischen Mengen an neuem Geld, das in die Wirtschaft gepumpt wurde, ein genauso gigantisches Überangebot an Geld geschaffen wurde, das war ja klar. Aber diese Maßnahme ist, schlag nach bei Keynes, wenn schon, nur zulässig und sinnvoll, wenn sie durch den eisernen Willen gedeckt ist, dieses Geld auch durch entsprechende Leistung zumindest in absehbarer Zukunft zu decken!

Daß stattdessen historisch gesehen eine höhere Inflation (die man staatlicherseits unter anderem durch Senkung der Leitzinsen und Erhöhung der Kreditnachfrage beziehungsweise neues Geld anheizt, wodurch Geld "billiger" wird; Anm.) auf Kosten des jeweiligen Staatsvolkes das Problem "gelöst" hat, ist ein anderes Problem. Sieht man davon ab, daß solche Maßnahme auch nur kurzfristig wirkt, der Staat aber damit in Gefahr gerät, die Inflation unkontrollierbar zu machen.

Aber das als staatliche Maßnahme, vom Chefökonomen des IWF, empfohlen zu sehen ist wie die Aufforderung, die Schulden doch noch zum Betrug zu machen. Das nennt man "Krida". Und dieses Geistes sind diese Herren?

Bild © Eugene Salazar