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Mittwoch, 4. November 2015

Das Übel begann mit der Demokratie

Es war so - die Hutu waren in Ruanda das zweitklassige Volk, die Tutsi (mit 15 % der Bevölkerung) die herrschende Klasse. Bis die Europäer mit der Kolonialmacht Deutschland 1905 auf die glorreiche Idee kamen, eine Demokratie einzuführen. Jene Idee, die dann schlagend wird, wenn die wirklichen Machtverhältnisse nicht mehr bekannt sind, in der Regel: gar nicht interessieren.  (Die 12 in Ruanda anwesenden Deutschen wiesen freilich dringend auf das nunmehr brisant werdende Problem hin!)

Plötzlich waren aber die Hutu - natürlich, weil zahlenmäßig überlegen - die herrschende Macht. Weil aber alle, und vor allem die Hutu, spürten, daß da etwas nicht stimmte, begannen die nun herrschenden Hutu die seit je herrschenden Tutsi zu unterdrücken. Bis diese sich (von Uganda aus, wohin sich viele zurückgezogen hatten) die Zeit gekommen sahen, sich zu rächen, und den ihnen angestammten, tradiitonellen Platz in ihrer Heimat zurückzuerobern. Nach kurzer Zeit überließ die französische Fremdenlegion das Regiment den "örtlichen Verhältnissen". Einer Situation, die von Interessenten an den Diamanten- und Koltan-Lagerstätten lebhaft bis gierig beobachtet war.

Das Ergebnis? Vermutlich 1 Million Tote, und ein bis heute zerrissener, eigentlich unmöglicher Staat, dem jede innere organische Struktur fehlt. Das Land fiel über weite Strecken in die Steinheit zürück.

Hätten die Franzosen, die Amerikaner, die ganz nahe lagerten, nichts verhindern können? Bill Clinton, so Scholl-Latour, weigerte sich die Katastrophe zu benennen. Um nicht Amerika in einen Krieg zu ziehen, es standen Wahlen vor der Tür. Einen Völkermord zu bekennen, hätte aber einen UN-Auftrag bewirkt.

Die Opfer der Demokratie-Totalitarismen weltweit, Produkt der Geistesstörung des Westens, sind unzählbar. Wehe, man spricht darüber. Keine Universität der Welt würde eine entsprechend belichtete Untersuchung gestatten, geschweige denn: finanzieren, kein Beamtenpack eines Bildungsministeriums die Wirklichkeitsauslotung überhaupt nur zulassen.

Dreimal darf man fragen: Wer hatte hier seine entscheidenden Finger im Spiel? Um Gottes willen - Amerika? Und Europa hat geschwiegen? Was will diese halbe Milliarde weichgespülter Meerschweingehirne, blödgesoffen am Wohlfahrtsstaat, denn überhaupt noch? Ach ja. Flüchtlinge aufnehmen, gut sein.

Peter Scholl-Latour in einem Bericht über Afrika aus dem Jahre 2002.








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