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Sonntag, 8. November 2015

Suche am falschen Ort

Die Enttäuschung ist programmmiert, deshalb heute zwangsläufig und allgemein. Die Rede ist von der sogenannten Zwischenmenschlichkeit, und greift die Rede von der Ehe damit natürlich mit ein. Denn so wenig, wie es eine Zwischenmenschlichkeit ohne ein diese Zwischenmenschlichkeit definierendes Drittes - die Idee, als Bezugspunkt für die Betreffenden - gibt, gibt es eine Liebe zwischen Menschen, die nicht über dieses Dritte geht. Das damit eigentlich das Erste ist.

Deshalb illustriert diese Tatsache auch die Rede vom Kult aus Ausgangspunkt jeder Kultur - und damit vom  Menschen, den Menschsein heißt: Kultur sein.

Nichts ist direkt erkennbar. Damit ist nichts direkt zu lieben möglich. Es kann nur in und aus dieser Idee heraus geliebt werden. Denn die Idee ist es, die das Wesen des zu Liebenden erst bestimmt, und damit, im Maß des Wirklichung dieses Wesens, den Sinnen eröffnete. Und damit der Liebe zugängig macht.

In diesem Sinn kann deshalb bei der Ehe davon gesprochen werden, daß es die eine Ehe kennzeichnende ganzhingebende, körperliche Liebe von Mann und Frau nur über die Ehe geben kann. Nur das Ideengerüst, das Formalgerüst der Ehe vermag jene Erfüllung zu bringen, die den Menschen zum anderen Geschlecht hinzieht, welche Hingezogenheit wiederum über die Idee nur möglich und zu denken ist. Was Paul vom Bäcker in seiner aufkommenden Verliebtheit für die Christel von der Post als Verliebtheit emptindet, ist in Wahrheit nicht auf das pausbäckige Mädel bezogen, sondern auf diese nur, insofern es sein Urbezogenheit auf die beide dann verbindende Idee - die Ehe - zu erfüllen vermag.*

Den direkten Weg zu suchen, verbaut diese Erfüllungsmöglichkeit. Er muß, schon gar wenn diese Erfüllung ausgeschlossen wird, in Enttäuschung enden, weil der Busch, den man durchsucht, den man fordert, von dem man etwas verlangt, gar keine Früchte tragen kann. Ohne Licht der Idee bleiben sie unerkennbar.

Deshalb ist heute nicht weniger denn je gültig, daß die Ehe (und die Liebe) eine gewisse Lostrennung von diesem Gegenüber braucht wie bedeutet. Anders also, als heute und schon lange vermeint wird, hat das subjektive Gefühl der Liebe für den anderen - ihre Romantisierung - nichts mit einem Zu- und möglichen Mit- wie Ineinander zu tun. Man sucht also heute am falschen Platz, ja geht nachgerade den exakt gegenläufigen Weg, denn Idee ergibt sich nicht aus dem "Unten", aus dem Faktischen, aus dem Empirischen. Dieses kann nur über sich auf eine Idee hinausverweisen, in die es geborgen sein will weil muß. Denn solche Idee ist auch nicht machbar, konstruierbar, "erfindbar", sie kann nur lebendig und seinserfüllend sein, wenn sie sich auf eine Idee in der Ordnung des Seins - in Gott - bezieht, um dann von dorther zu leben, wirksam, wirklich zu werden.

Es ist dabei wie so oft, und deshalb so leicht, irreführend: Denn das was fehlt steigt als Bild ins Bewußtsein, wie der VdZ es immer nennt. Fehlt die Idee, fehlt natürlich das Gegenüber. Es fehlt (in diesem Beispiel) die Erfüllung verheißende Frau (oder der Frau der Mann), das stimmt. Aber der Weg, auf dem es gesucht wird, ist nicht direkt möglich, so wie der Weg zu keinem Gut auf dieser Welt direkt verläuft. (Wer ein Gut begehrt und es direkt möchte, zerstört es, birgt er es nicht in die dieser Beziehung vorausgehende Idee.) Er verläuft über dieses Dritte, über die eine Sache erst konstituierende Idee. Auf sie ist auch alles noch nicht in einer Idee erfaßte bzw. von dieser umfaßte ausgerichtet.

Auch wenn diese Idee nicht statisch gedacht werden kann, wie es das Kleinbürgertum kennzeichnet, so ist sie doch in der Dynamik der Wesentlichkeit, des Wesens, definiert. Durch Bezugs- und Beziehungsqualitäten, die sich jeweils historische Form suchen, um wirklich zu werden. Aber diese Gestalt bewegt sich doch auch nur in gewissem Rahmen, und muß als Form erst übernommen weil angeeignete werden, um dann anpaßbar und voll erfüllbar zu sein.

Hier liegt auch alle Gerechtigkeit, in der Stärkung der Bindekraft der Idee.** Und hier liegt auch Barmherzigkeit. Die sich aber nicht auf das Verweigern der Idee beziehen kann, sondern nur auf die mangelhafte Erfassung, Hineinbergung, wo also jeweils das Vermögen das Wollen nicht erreicht oder verfehlt, um es doch wieder und wieder zu wollen. Denn das Selbstsein des Menschen oszilliert immer, es sei denn, er wäre ganz heilig (und hier kommt Heiligkeit zur Deckung mit der Poesie.) Nur dahingehend kann man auch von Persönlichkeit sprechen, als Integration dieser Spannung auf die Idee hin.

Von modernen Formen der Ehe und Familie zu sprechen und damit auch krasses Abweichen von dieser Gestalt in dauernder Form, unter Verweigerung der Idee zu meinen ist deshalb zynisch und bösartig. Der Liebende kann nie aufhören, dem (in dieser Idee) zu Liebenden eben diese Bezogenheit auf die Idee öffnen und ermöglichen zu wollen.

So wie es eine gefährliche Verirrung darstellt, die Personalität des anderen insofern zu verabsolutieren, als dieser als Gegenüber DIREKT zu suchen aufgegeben wird. Weder ist dies Liebe, noch ist es Erfüllung der Personalität. Es ist eine irrige Anthropologie, die letztlich zu einer Auslöschung der Welt, zu einer Annihilierung des Menschen als Person - als untrennbare Einheit von Leib und Geistseele - führt. Ein Einheit, die erst, wenn man sie "über Bande spielt" zur Hineinführung der Welt in den Geist (Gottes, des Seins) gelangen kann.



*Der sich in homosexuellem subjektivem Identitätskonstrukt befindliche Mensch ist insofern nur ein Sonderfall, eine Teilmenge jener vielen, zumalen heute, die die Bezogenheit auf eine Idee und damit eigentlich das Menschsein (das ein Sein in Spannung zur Idee ist) überhaupt verweigern. Man könnte die Frage stellen, ob nicht viele Homosexuelle in gewisser Hinsicht (als "relativ Richtigeres im Falschen") noch über jenen stehen, die wie heute so üblich in der Wüste völliger Ideenlosigkeit leben. Namentlich ist das "Beziehungsgequatsche" der Gegenwart gemeint. Denn so einige Homosexuelle beziehen sich ja doch auf eine Idee, auch wenn sie Illusion ist. Aus Erfahrung gesagt, sind sie leichter zur Einsicht zu führen als die Masse der gegengeschlechtlichen Autonomieruinen zur Bezogenheit auf eine Idee, die fast immer völlig erkenntnisresisstent sind.

**Wenn zwei Menschen "zusammenpassen" - passen eigentlich also gar nicht "sie zueinander", sodnndern sie passen zueinander in der Übereinstimmung, in der Einheit, im Bezug zur Ordnung der in der Idee zueinander Bezogenen, der Haltung zur zwei Menschen umspannenden Idee. "Ehen werden im Himmel geschlossen". Das Sprichwort kommt von dort her.




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