Auch das ein recht brauchbares Kurzvideo der Prager University. Es geht der Frage nach, ob es wirklich evident ist, wie heute meist schon behauptet wird, daß der Mensch von Geburt gut sei, und erst später - durch die Umstände - böse gemacht wird. Die Antwort darauf ist entscheidend. Denn sie erst klärt, ob und warum der Mensch Erziehung braucht, und warum "gut" zu sein ein lebenslanges Projekt ist. Wenn der Mensch umgekehrt gut von Geburt an ist, müßte einmal geklärt werden, wie überhaupt Böses in die Welt kommen konnte.
Recht gut angedeutet ist die Entwicklung des Menschen von Geburt an. Die nicht nur eine zu formende Entwicklung von sich weg auf die Welt zu bedeutet, sondern auch die Erziehung zu einem Hinaustreten bedeutet, das von einer verantwortlichen, ethischen Haltung geprägt ist. Deren Kriterien nicht einfach "da" sind, sondern vermittelt und von Vernunft getragen werden müssen. Der Mensch muß zum Menschen WERDEN. Und zwar täglich neu, weil die ihm entgegentretende Welt jede Minute ein neues Gesicht trägt. Deshalb ist das Gute auch nicht einfach vergegenständlichbar, und somit ein für allemal lösbar, wie es jeder Moralismus, jeder Totalitarismus, jede Paradiesesphantasie irrtümlich glaubt, für die immer jemand die Ursache dafür ist, daß dieses Paradies noch nicht vollkommen ist. Stattdessen muß die Welt je neu und mit je neuem schöpferischen Ansatz im Gut gehalten, ins Gut - und zwar in ihr eigenes Gut - getragen werden. Wieweit das gelingt, ist eine Aussage über die Qualität einer Kultur.
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