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Freitag, 17. Juli 2020

Aber Gold ist auch keine Lösung


In dieser zweiteiligen Ausführung zu Ayn Rand steht deren Forderung nach einem Goldstandard im Mittelpunkt der Überlegungen zu einer Entwicklung des Papiergeldes (oder: FIAT-Geld). Was Rand richtig sah, war, daß das Papiergeld, das letztlich nur noch aus Aufzeichnungen und dem Vertrauen besteht, daß es durch reale Werte gedeckt ist, und das heißt letztlich immer durch menschliche Arbeit und menschlichen Lebensvollzug. 

Etwas, das der vielleicht schärfste Kritikpunkt an den sogenannten Corona-Maßnahmen ist - es steckt im Wort "menschlich". Nicht sentimental gemeint, aber eben auf keinen Fall als reduktives Begreifen des Menschseins als Summe von technisch auflösbaren Bedürfnissen und Inhalten. Menschsein ist für keine Politik der Welt jemals auf bestimmte Merkmale reduzierbar, die auch durch technische Hilfsmittel (wie das Versorgen mit Geld, das gedruckt wird, dessen Wert, wenn überhaupt nur in der Zukunft zu erarbeiten ist, um "die notwendigen Bedürfnisse zu decken", wie es hieß) zu erfüllen wären. 

Der Shutdown (oder Lockdown) hat vielmehr das Menschsein gar nie bedacht. Das in einer unendlichen Fülle von zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen, persönlichen Zusammenhängen besteht, die, so wie geschehen total abzuschneiden ohne jede Übertreibung eine Form von Folter darstellt. So etwas kann nur dummen, verblödeten und völlig verbildeten Menschen einfallen, die der Zufall, persönlicher Ehrgeiz - Politik darf nie Ziel und Erfüllungsfeld persönlichen Geltungsbedarfs sein! Wer Politik betreibt muß deshalb von einem Ansehen ausgehen, das er bereits besitzt, nicht, das er sich erst erwerben muß! - und gemeingefährliches Kalkül bestimmter gesellschaftlicher Interessensgruppen auf eine Stelle geschoben hat, an der sie dermaßen ungemessene Wirkmöglichkeiten haben, daß es ein Leichtes ist, die wirklichen Grundlagen gesellschaftlichen Lebens wie mit einer Atombombe zu Asche zu verbrennen. 

Die Loslösung vom Goldstandard hat damit zu tun. Warum? Weil sie das wesentliche Betriebsmittel der Politik in unseren Formen von Demokratie - Geld (das immer heißt: Steuern, das immer Belastung der Bürger bedeutet) - vom Wert zu binden vermochte. Wert wurde dadurch zu einer Vorgabe, die es zukünftig zu erfüllen gilt, und ist nicht etwas, das "bereits realisiert ist". Zwar ist es nicht klug, auf Goldstandard zu beharren, weil er jede Wirtschaftsdynamik erdrückt. Und anders als manches Saubergequatsche ist jede menschliche Gesellschaft auf Wachstum ausgelegt, und zwar in Menschen wie in realisierten, vorhandenen und geschaffenen Werten. Nur starre, tote, absterbende Gesellschaften stagnieren und regredieren damit, und das drückt sich auch in ihren Wert (=Geld)gefügen aus. 

Die Alternative dazu ist aber eben nicht liberalistischer Kapitalismus, sondern eine Wirtschaftsform, die genau so wenig beschreibbar ist wie es die Menschen selbst sind. Die aber vom Grundprinzip der Nächstenliebe (und damit Gottesverehrung, denn nur daraus kann Nächstenliebe entstehen wie wachsen) und NICHT von Konkurrenz (als "survival of the fittest") getragen ist. Welches Prinzip das Gute, Edle, Schöne unter den Menschen sogar ausschaltet, und damit jede Kultur (als historische Gestalt einer Gesellschaft) zugrunde richtet.

Garantiert keine Lösung ist aber, was wir seit hundert Jahren mehr oder weniger ungebrochen erleben: Eine Gesellschaftsform vom Staat bis hin zur Familie, in der alles auf Schulden, also auf erst zukünftig zu errichtender, spekulativer Werte aufbaut. Dieses Casinoverhalten muß (sic!) scheitern, weil sich einerseits mathematische, progressive Linearität und menschliche Dis-Linearität im Schicksalsspiel gegenüberstehen.

Für jeden Menschen ist deshalb Geld KEINE lineare, sicher berechenbare Größe, sondern Teil eines Dialogs mit dem (persönlichen, also im eigenen Willen agierenden wie reagierenden) Sein selbst.

Das zu begreifen ist so einfach, daß man sich nur wundern kann, daß die Schuldenthematik bestenfalls die Rolle eines netten "ach ja, da war doch noch was ...?" in unseren Debatten führt. Ernst scheint es niemand mehr zu nehmen. Schon gar nicht die Jungen, die bereits in unseren Sozialstaatssystemen aufgewachsen und von dieser Schein-Mechanik (die eine glatte Lüge ist) geprägt sind. Aber in der Ablehnung dieses mechanistischen Sozialstaats, der Nächstenliebe auf Techniken und Methoden herunterbricht, trifft sich die katholische Sicht des Gemeinwohls wieder mit der Auffassung einer (liberalen) Ayn Rand.


*110810* Fragwürdige Geldentwicklung - Ayn Rand (2)

Die Wurzeln dessen, was Amity Shlaes, eine amerikanische einflußreiche Kolumnistin (Photo), den „Staatskapitalismus des Jahres 2009“ nennt, entdeckte Ayn Rand im „Sherman Act“ von 1890, „einem lächerlichen Flickwerk von undurchsichtigen, unfairen Gesetzen, das amerikanische Unternehmen drangsaliert, zur Ader läßt und sogar erpresst“.

Anmerkung: In den Gesetzen von 1890 hat die USA - in Reaktion auf das ausufernde Wirtschaftswachstum und die entstehende beziehungsweise drohende Kumulierung von Marktmacht - als Waffe gegen Monopolisierung die Möglichkeit eingeführt, Unternehmen zu entflechten, zu zerschlagen, wenn ihre Macht zu groß wird. Dieses Gesetz findet bis heute Anwendung, so wurden in den letzten Jahrzehnten AT&T, IBM und Microsoft aus diesem Punkt angeklagt und mit Zerschlagung gedroht, alle Verfahren wurden aber wieder eingestellt. Als spektakulärste Fälle des 20. Jahrhunderts aber waren Standard Oil, American Tobacco und DuPont per staatlichem Eingriff zerschlagen worden.

Ein besonderer Dorn im Auge war Ayn Rand die Aufhebung des Goldstandards: Papier, doziert einer ihrer Helden „ist eine Hypothek auf Werte, die nicht existieren, assistiert von einem Gewehr im Rücken derer, auf deren Produktivität man sich verlässt. Papier ist ein Scheck, den legalisierte Vandalen sich auf ein Konto ausstellen, das ihnen nicht gehört. Machen Sie sich auf den Tag gefasst, an dem der Scheck mit dem Verweis platzt: Konto überzogen.“  *110810*