Teil 4) Und weiter geht's:
Gegen die Zerstörung der Welt durch Anti-Kunst,
als Plädoyer für Erotik, aber nicht als Plädoyer für "Moralismus"
Eine Welt, die sich in sinnlichen, aber noch uninterpretierten (auch das übrigens ein Irrtum des Liberalismus: Er geht, weil er ein evolutionistisches, materialistisches Menschenbild zur Grundlage hat, von Sinnesdaten aus, die ihre Interpretation bereits beinhalten) präsentiert, und zu der Stellung zu nehmen eigentliche schöpferische Aufgabe und Freiheitsmoment des Menschen ist.
Und in dieser Berufung zur Freiheit liegt auch die Fähigkeit zum Genuß an der Welt, als Genuß einer Einheit mit der Wahrheit, das heißt einer Nähe zu Gott "in Gott" (also in Jesus Christus). Diese Fähigkeit bedeutet, daß jeder Genuß kein bloßes passives Konsumieren (wie in der Pornoindustrie betrieben beziehungsweise vorausgesetzt) von sinnlichem "Erleben" ist, sondern ein selbst schaffen, gemäß den Gesetzen des Begegnenden.
DAS ist das Geheimnis der Lebensfreude, des Genusses, ja jeden Genusses an der Schöpfung, als deren Sinn und Erfüllung. Ein ACTU, ein "Selbst-Schöpferisches", das zu betätigen, zu aktivieren ist! Schon deshalb kann also ein Dargestelltes nicht "technisch ausgeführt" sein, sondern (und erst hier respektiert es die Freiheit des "Konsumierenden") wird je nach dem Stand des Erkennenden, Erfassenden, Genießenden auch zu dessen Genuß - als Nachschöpfung, als Schöpfung!
Wahres Hören, Sehen usw. ist also ein schöpferischer Prozeß! Kein Hinunterschlucken von Geliefertem. Je mehr also ein Gesehenes (ein dargestelltes Geschehen) das Darzustellende ausführt (und das ist das Wesen der Pornographie!), desto weniger Genuß hat es einerseits, und desto mehr aber läßt es diese schöpferische Potenz erschlaffen. Sie wird nicht mehr aktiviert!
Gegen Pornographie zu sein hat also in erster Linie so gar nichts "Moralisches" als "Moralistisches" an sich, sondern ist ein Berufen auf das Gesetz des Seins, der Schöpfung, auf die Natur des Menschen. Und das ist es, was in erster Linie (für manchen vielleicht zur Überraschung) das Wesen der Pornographie so Unmenschlich macht. Es verschließt die Schönheit der realen, ganzen, damit auch körperlichen Begegnung von Menschen, und zerstört sie somit nach einmaligem "Konsumieren".
Das ist der Grund, warum Pornographie aus sich selbst heraus nach "immer mehr" und "immer Exzentrischeres", immer Ausgefalleneres, Brutaleres, Expliziteres etc. etc. treibt. Sie ist somit ein technisches, kein erotisches, ja nicht einmal ein sexuelles Procedere, das das Wesen alles Geschaffenen imitiert, indem es seine "Nutzen", seine "Freuung" technisch imitiert, manche Effekte hervorruft (Orgasmus etc.).
Die erotische Darstellung hat ein Bleibendes, weil es nur hinweist, verweist, und das eigentliche Freuen im schöpferischen Vorgang des Sehenden, Hörenden etc. - und noch dazu gemäß seinem Stand, seiner Geistigkeit! - liegt. Das pornographische Zeigen hingegen verbraucht sich in seinem technischen Maß selbst, und auf seinem Boden wartet ein Nichts. Deshalb ist die Pornographie ein Verstoß gegen die Natur der Schöpfung, die in sich ein "künstlerisches Geschehen ist". Und deshalb ist sie sogar als Brücke zum Dämonischen zu verstehen.
Spricht man von Pornosucht - und glaubt man entsprechenden Erhebungen, sind mehr als ein Achtel der westlichen, jungen Menschen heute pornographiesüchtig! - haben wir es zwar einerseits mit einer Pathologie zu tun, andererseits aber nur mit extrem erschwerten Möglichkeiten, frei zu handeln! Die Hürde zur Freiheit (als Zustimmung zum Richtigen, also "Guten", das heißt wiederum: Zum Sein im Seienden, als Anteilhabe am Sein, weil es sonst ins Nichts fällt: Etwas IST nur ein reales, welthaftes Ding, soweit es also GUT ist) wird beim Süchtigen also sehr hoch. Aber nicht unüberwindbar! Es sei denn, sein Ich wäre bereits so geschädigt, daß man von Geistesgestörtheit im eigentlichen, pathologischen Sinn sprechen muß.
Morgen Teil 5) Weitere Anmerkungen