Teil 3) Die Anmerkungen, und so weiter
*Der moderne Sozialstaat, wie wir ihn heute erleben, ist streng von einem christlichen Gesellschaftsbild zu unterscheiden, deren Elemente der Sozialstaat zwar nachahmt, deren Zielsetzungen aber völlig unterschieden sind. Das christliche Gesellschaftsmodell geht von Liebe und Barmherzigkeit aus, und ist deshalb keine strukturelle, also anonymisierte Hilfeleistung, sondern immer eine Liebestat (Caritas) unter sich begegnenden Personen. Auch kann er nie zum verbrieften "Recht" werden, sondern bleibt immer ungeschuldete Zuwendung in Notfällen oder (auch das nämlich) Versagenssituationen.
Die Caritas geht immer von der Freiheit aus, und muß deshalb immer subsidiär bleiben, kann also nicht präventiv und auf die direkte Veränderung von sozialen, historisch gewachsenen und vor allem der Natur des Menschen gemäßen Strukturen abzielen. Nur insofern besteht eine Pflicht des Gesetzgebers beziehungsweise der gesellschaftlichen Autoritäten zur caritativen (oder prä-caritativen) Tat, als in Fällen, wo ein Stärkerer die Schwäche des Schwachen ausnützt (und das ist übrigens immer der Fall, wo von "Bedarf" gesprochen wird) der Schwächere vor dem Stärkeren geschützt werden muß.
Spätestens hier muß also klar werden, daß das liberale Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell dem christlichen Modell unvereinbar gegenübersteht. Zumal der Liberalismus (auch wenn er das Wort im Namen führt) keineswegs auf der Freiheit des Menschen aufbaut, sondern die Freiheit als Frucht von Überlegenheit und Stärke sieht. Spätestens wenn man die Auswirkungen dieser Prämissen auf die Hauptsäule des Liberalismus bedenkt, nämlich der Frage um Wert und Preis, was fälschlich als "freier Markt" bezeichnet wird. Denn der Bedürftigere ist immer auch der Gezwungenere, also genau nicht frei. Das berührt direkt die Grundlage einer liberalen Gesellschaft, die auf einer Vorstellung "Vertrag" beruht, der (angeblich) zwischen gleichwertigen Interessensparteien geschlossen wird. Diese Gleichwertigkeit gibt es aber nicht.
**Die Logik - also das logische Denken - ist die Grundcharakteristik eines Geschaffenen, und verweist somit auf die Charakteristik des Hervorbringers, des Schöpfers. Das Vertrauen, daß die Wirklichkeit logisch (und nicht zufällig oder willkürlich) ist, auf dem sämtliche Wissenschaftlichkeit erst aufbauen konnte (denn was hätte es für einen Sinn, die Welt verstehen zu wollen, wenn sie gar nicht verstehbar, sondern bestenfalls in einer Zufälligkeit "hinnehmbar" wäre), beruht also auf dem Gottesverständnis einerseits, und auf dem Erfassen der Welt als geschaffen andererseits.
Denn nur als geschaffene Welt kann diese auch die Charakteristik Gottes, des Hervorbringers, haben. Und diese sind die Merkmale der Logik, in ihren elementaren Grundsätzen, der "Synderesis": Daß etwas es selbst ist, daß etwas nicht zugleich etwas anderes sein kann, daß etwas nicht sein Gegenteil sein kann, die Welt also widerspruchsfrei (wenn auch nicht in allem verstehbar, weil unsere Fähigkeiten übersteigend) sein muß.
Wir treffen hier auf den Begriff des "logos" als innerstes Wesenselement der Welt überhaupt, so daß das Bild von Gott entscheidend dabei ist, wie (und ob) wir die Welt überhaupt verstehen. Ob somit auch die Sprache (als Material wie Frucht dessen, was wir mit Vernunft und Vernünftigkeit bezeichnen) sinnvoll ist, oder eben nicht. Damit wird zum Beispiel klar, wie entscheidend die Frage um die Dreifaltigkeit als Schlüssel zum Weltbegreifen ist.
Wir treffen hier auf den Begriff des "logos" als innerstes Wesenselement der Welt überhaupt, so daß das Bild von Gott entscheidend dabei ist, wie (und ob) wir die Welt überhaupt verstehen. Ob somit auch die Sprache (als Material wie Frucht dessen, was wir mit Vernunft und Vernünftigkeit bezeichnen) sinnvoll ist, oder eben nicht. Damit wird zum Beispiel klar, wie entscheidend die Frage um die Dreifaltigkeit als Schlüssel zum Weltbegreifen ist.
Das sei nur angeführt um die Tragweite solcher Fragen zu zeigen. Denn damit wird auch klar, WAS für eine Aussage es ist, wenn diese und ähnliche (theologische) Fragen für den Menschen der Gegenwart (angeblich) ohne Bedeutung sind (was sich in einem weit verbreiteten "Ökumenismus" oder "Synkretismus" zeigt). Es ist kein Zufall, daß im Barock das Aufblühen der Wissenschaften mit einer gesellschaftlichen Situation zusammenfiel, in der die Menschen im Alltag über Dreifaltigkeitsprobleme diskutierten. (Das ist den heutigen Menschen unbegreiflich!)
***(=logos als "auf zu": Alles was ist, ist nur, weil es sich "bewegt" beziehungsweise "actu", in Aktivität ist, was nicht aktiv ist, ist tot, also eben nicht mehr Welt, sondern nur noch deren "materia prima"-Baumaterial.)
****Wir wollen hier vor jenem Fatalismus warnen, wie er dem Behaviorismus entspricht. In dem der Mensch und sein Seelenleben, fürderhin also sein Denken, in einem automatistischen, mechanistischen Verhältnis zur Welt festzulegen ließen. Vergesse der Leser nicht, daß immer (wir verweisen hier auf die Arbeiten von Menyhért (=Melchior) Palágyi, die wir hier vor etlichen Jahren vorgestellt haben, nicht zufällig genau in diesen Aspekten) ein Willensakt notwendig und möglich ist, so schwer der auch fallen möge, um zu einem Urteil über die Welt zu gelangen.
Morgen Teil 4) Und weiter geht's:
Gegen die Zerstörung der Welt durch Anti-Kunst,
als Plädoyer für Erotik, aber nicht als Plädoyer für "Moralismus"
*280620*