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Dienstag, 7. Juli 2020

Warum Pornographie eine politische Waffe ist (1)

Teil 1) Der Sozialstaat als archetypische Pornographie

Pornofilme waren von allem Anfang an jene Geldmaschine Hollywoods (und sind es bis heute), aus denen seine Macht entstehen konnte. Heute wird durchschnittlich alle dreißig Minuten ein neuer Pornofilm hergestellt und vertrieben. Die globalen Umsätze der Internet-Porno-Industrie summieren sich heute auf einen Betrag, der die Umsätze von Google, Amazon und Microsoft ZUSAMMEN überschreitet. 
Alleine die weltweit durch die Internet-Pornographie verbrauchte Menge an elektrischem Strom entspricht dem Verbrauch eines Landes wie Ungarn. Zusammenhänge zwischen der technischen Ausgereiftheit (vor allem was transportierbare Datenmengen, aber auch der von Endgeräten - vor allem der Handys - anbelangt) und einem sich auch in der Art (in der Richtung einer völligen, "alle" Sinne und Vorstellungswelten umfassenden Ersatzwelt, also "Cyber") rasant entwickelnden Pornokonsum sind eindeutig. Das derzeit weltweit im Aufbau befindliche 5G-Netz wird deshalb für die Pornoindustrie einen Quantensprung bedeuten. Ähnlich jenem, der passierte, als das Internet im high speed vor fünf bis zehn Jahren Flügel bekam, was eine Explosion des Konsums von Pornofilmen bewirkte.
Das Portal Pornhub, eines der größten, aber keineswegs das einzige der Porno-Vertriebsstellen, verbraucht heute schon über den durch seine Filme induzierten Internetverkehr eine Strommenge, die der Produktion eines modernen, großen Atommeilers entspricht. Im Shutdown der Corona-Krise hat eben dieses Pornhub eine Umsatzsteigerung von fünfzehn Prozent vermeldet. Ein Drittel der Konsumenten sind weiblich. 
Rund zwölf Prozent der Pornokonsumenten sind als pornosüchtig einzustufen. Neurobiologisch sind die Veränderungen im Gehirn von regelmäßigen Konsumenten jenen gleich, die Drogensucht auslöst. Deshalb muß von Abhängigkeit (also Sucht) gesprochen werden. Weil sich physisch Belohnungsmechanismen ausbilden, die jenen einer Drogensucht entsprechen und für den Konsumenten existentiell werden. Deshalb spielt auch das Alter eine entscheidende Rolle.
Das Alter der heutigen Kinder und Jugendlichen, zu dem sie mit Pornographie (über social media via Handy und Internet) erstmals in Berührung kommen, beträgt heute durchschnittlich bereits elf Jahre. Die Altersgruppe von Teens bis neunzehn stellt nur knapp hinter der Gruppe bis neunundzwanzig Jahren den größten Benutzeranteil. Bis zu diesem Alter haben heute neunzig Prozent der Jungen regelmäßig Kontakt mit Internet-Pornographie. 
Was beim generellen Alter des Internet - das sogenannte Internet gibt es seit kaum fünfundzwanzig, in Österreich seit zwanzig Jahren - bemerkenswerte Einblicke in die Gegenwart und beängstigende Perspektiven für die Zukunft offenbart. Bereits heute, im Jahre 2020, haben dreißig Prozent der Männer im in der Altersgruppe 19 bis 40 Jahre erektile Dysfunktionen (Erektionsstörungen, dysfunktionale Ejakulation, etc.). Noch vor zwanzig Jahren lag dieser Prozentsatz bei maximal fünf Prozent. Nur wenig erschütternder ist der Anteil von Männern bis neunzehn Jahren, die bereits regelmäßig Mittel wie Viagra benutzen: Ein Viertel. Pornokonsumenten werden unfähig, mit dem "Stress" realer Begegnung fertigzuwerden.
Denn es sind meßbare Folgen regelmäßigem Pornokonsums: Einerseits Abgestumpftheit ("Ignoranz" für reale erotische Reize), Unfähigkeit zur Empathie, Antriebslosigkeit bei gleichzeitig erhöhter Neigung zu (voluntaristischen, also "gesetzten") Aggressionen. Das bedeutet auch die Unfähigkeit, einem Reiz im Vorstellungsvermögen zu beherrschen, was mit einer Selbstkonditionierung auf "erinnerte", also vorgesteellte Reizsituatioen zu begründen ist. 
Der Pornokonsument bzw. Masturbant konditioniert sich wie einen "Pawlowschen Hund". Die Vorstellungsbilder des Films oder ähnliches Stimuli funktionieren wie Auslöser automatisierter Reaktionen, und die Bilder wirken auf jene Gehirnbereiche ein, die auch Erinnerungszentren genannt werden können, also bei Erinnerungsvorgängen aktiv sind. 
Die Reaktion wird von einem realen, also in der humanen Begegnung liegenden Reiz unabhängig. Sie muß (und kann) nur noch durch einen Schlüsselreiz aktiviert werden. Dazu genügen bald schon erotische Werbebilder etc. Die Realität verliert gegen die Vorstellungsbilder, wird nur noch "störend". Das ergibt Konzentrationsschwäche, deer Depressionen (wegen des Verlusts der Selbstherrschaft) folgen.  
Und das schon bei Zwanzigjährigen, die von früher Jugend an Porno konsumiert haben. Gleichzeitig wird das Wertegefüge massiv verändert, und ein Verhalten als Norm und normal etabliert (etwa Vergewaltigung, S/M-Praktiken), das eigentlich untragbar ist. Aber die realen Reize müssen immer größer werden, um zum Rezipienten durchzudringen, der ja danach reagiert, was ihn "anmacht". Und das ist nicht mehr "normale Erotik", die gar nicht mehr wahrgenommen wird.
Die Liste der Studien (von Cambridge, Yale, dem Max Planck-Institut ...) ist lang, die das belegen.
Es gibt hinlänglich Untersuchungen, daß der masturbierende Mensch, der Pornokonsument (und immer noch stammen sechzig Prozent des Internet- beziehungsweise Social Media-Datenaufkommens aus der Pornographie), sich auch in den Weltbildern klar wiederfindet. Und zwar exakt in einer Hinneigung zu Weltbildern, die die Differenziertheit der Welt ("Diskriminierung") und damit der Begriffe verliert. Pornokonsum und Geschlechter-Indifferenz, Masturbation und Genderfragen, Autosexualität und die (zum Beispiel "tolerante") Haltung zur Homosexualität, aber auch Fragen um Identität und die Haltung zu Kulturen generell, vor allem die Haltung zur Distinktheit und Bedeutung von kulturellen Einrichtungen und Institutionalisierungen und die Art der Sexualität - extro- oder introvertiert - sind also ganz fest verknüpft. 

Damit wird die politische Relevanz der Pornographie klar. Damit wird klar, daß sie zu einer mächtigen Waffe wird. Und genau damit haben wir es auch zu tun: Nicht erst Mao Tse-tung oder Wladimir Iljitsch Lenin haben gewußt, daß sich eine gesellschaftliche Struktur zerstören läßt, wenn man die Sittlichkeit ihrer Teilnehmer aufweicht. Und das geht in erster Linie über die Sexualität. Die unter dem Stichwort der "Freiheit" die christlichen Gesellschaften und Kulturen in ihrer begrifflichen Wurzel trifft (wo sie anhand des Wortes "Freiheit" den Begriff mit einem anderen Inhalt füllt).

Das geht deshalb seit dem 19. und vor allem seit dem 20. Jahrhundert - dem Zeitalter der technischen Explosion der Medien - in erster Linie über die Sexualität, weil sich der Begriff der Freiheit seit der (protestantischen) Reformation weg von einer objektiven Freiheit (als weltgewordene, also inkarnierte, damit geschichtlich relevante und präsente Wahrheit) hin zu einem subjektiven Gottes- und damit Weltbild verändert hat. 

Und dies ist die erste Charakteristik der Pornographie. Ihre "Erlebensqualität" geht weg von einem Genießen der Welt hin zu einem "Genießen" der selbst generierten Vorstellungsbilder und -welten. Dabei wird aber gar nicht der vollinhaltliche Genuß der Welt erreicht (und genau darin täuscht sich der Masturbierende ebenso wie der typische Sozialstaatsklient), sondern bestimmte Effekte aus einem wirklichkeitsbezogenen Handeln herausgegriffen. 

Morgen Teil 2) Die Seele ist das größte Sexualorgan



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