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Freitag, 30. September 2016

Es wird Zeit für offene Rebellion

Auf den ersten Blick mag es nach wohltuender Läuterung klingen, wenn die Grünen nun in Nordrhein-Westfalen beginnen zu fordern, daß die "Kirchenfinanzierung aus Steuermitteln" enden solle. Auf den zweiten Blick freilich legt die Reaktion der Bischöfe offen, daß die Grünen in diabolischem Instinkt ganz exakt die Kirche weiter dort treffen, wo sie ihr Rückenmark hat - während die Bischöfe genau das nicht antasten, was die Kirche aushöhlt bis zum stinkenden Leichnam - der Kirchensteuer. 

Denn die Kirchensteuer, natürlich, was erwartet man von Beamtenkretins mehr, die soll nicht angetastet werden, da sind sich alle einig. Uff, stöhnen die klerikalen Schmerbäuche und biogeschlankten Neo-Heiligen erleichtert auf. 

Dafür geht es hier um jene Gelder, die der Kirche aus verschiedenen Titeln zustehen, zum Großteil dabei als Entschädigungszahlungen aus früheren Enteignungen. Geld, das also gar kein Steuergeld ist, weil dem Staat daraus laufend kräftige Einnahmen erwachsen. 500 Millionen jährlich aus einem Vermögen, das der Staat im wahrsten Sinn gestohlen hat, und bei dem er sich über Zuwendungen nun großmütig zeigt. 

Muß man hinzufügen, daß die Bischöfe dazu eifrig nicken, wie man liest? Muß man hinzufügen, daß sie selbst Bereitschaft darüber zu verhandeln angekündigt habe, und zwar schon lange vor den Grünen?

Daß die Kirche, dieser Klerus jenes Geld und Vermögen als unnötig empfindet, das der Kirche als Existenzgrundlage - durch eigene Bewirtschaftung in erster Linie! - zustand und zusteht. Besitz der sie überhaupt erst verortet, weil sie wie jede Religion (in diesem Punkt reiht sie sich gewissermaßen in die Funktionalität einer Kultur überhaupt ein bzw. kann so gesehen werden) diese Kultur aufgebaut hat und dafür historisch durch  Schenkungen von Erwerbsmitteln auch in die Lage versetzt wurde. 

Genau DIESES, dieses aus Eigen- und Fremdverantwortung ZU ERARBEITENDE Geld lehnt die heutige Bischofsriege ab, als wäre es ohnehin unanständig. Und erwähnt im selben Atemzug, daß sie auch kein Problem habe, konfessionsgebundene Institutionen - Schulen, Kindergärten etc. - "für die Religionspluralität zu öffnen", ja, das ohnehin längst eingeleitet habe. Lehnt auch hier genau das ab, was kulturaufbauend wirkt, und wo sie noch immer kulturaufbauend wirken KÖNNTE - nein: MÜSZTE. Spuckt auf das, was jenes Abendland geschaffen hat, von dem all diese (ach, Ende der Fahnenstange der Verachtungsinjurien ...) bis heute leben (wobei: ohnehin nur noch vegetieren.)

DAFÜR ist der bischöfliche Klerus froh und dankbar, daß genau das, was sie und jeden, ausnahmslos jeden Bischof und Kleriker und Kirchenangestellten seit Einführung erwürgt - die Kirchensteuer, ein wahres Unrechtsgeld, das sogar dogmatisch schwerste Kalamitäten, pastoral schwerste Unglaubwürdigkeiten bewirkt - nicht angerührt wird. 

Genau das Gegenteil müßte aber passieren: Die Kirche als Institution sollte freiwillig auf die Kirchensteuer verzichten, dafür aber jene Pfründe und Erwerbsmöglichkeiten reaktivieren und zurückfordern, aus denen sie leben darf, soll und muß. Den Rest müssen freiwillige Spenden leisten, so wie es im Großteil der Weltkirche ohnehin üblich ist.** 

Im gegenwärtigen Kulturkampf, um den jeder normale, vernünftige Bürger aus hautnaher Erfahrung längst weiß, um den nur die Kirche nicht wei (im Gegenteil, den sie als Akt der Selbstzerstörung sogar initiiert), müßte sie mit Vehemenz und Stärke, die sie noch formell hätte, weil noch keiner realisiert hat, wie schwach sie bereits von innen heraus ist, sämtliche Bildungsinstitutionen an sich straffen und konsequent weiterführen. Im übrigen entspräche das sogar einem ziemlich schnöde- lukrativen, marktwirtschaftlichen Bedürfnis, denn in den Bildungswüsten der Gegenwart, zu denen die öffentlichen Schulen schon geworden sind, stehen Privat- und vor allem Kirchliche Schulen sehr hoch im Kurs.***

Da ist niemandem mehr zu helfen. Vernunft ist von der Kirche hierzulande nicht mehr zu erwarten. Wenn der Boden übersauert ist hilft aber oft nur noch, mit dem Caterpillar drüberzufahren, den obersten Meter abzuheben und auf die Deponie zu verbringen. Und den ganzen offiziellen Klerus dem Papst vor die Peterstore zu kippen mit dem Hinweis, er solle sie mit sich in die Pampa nehmen.

Es wird Zeit für offene Rebellion. Denn hier geht es um jene Substanz, die überzeitlich, überhistorisch die Kirche am Leben halten könnte, auch dann, wenn diese Führungskamarilla eines Tages an ihrer Unfähigkeit gescheitert ist. Indem die Kirche auf das verzichtet, was tatsächlich und unbestritten ihr zugehörte, und sich dem in sich faulen Kirchensteuersystem sogar noch weiter ausliefert - was zu einer noch stärkeren Hörigkeit gegenüber der Politik führen wird, obwohl das kaum noch geht - zerstört sie die Basis für eine Zukunft, die auch ohne die Heuschädelei der Gegenwart noch möglich sein würde. 

Wenn der Teufel zuschlagen will, tut er es gründlich. Die Einfallstore stehen ja weit offen.




*In Österreich, zum Vergleich, gehören aus Kirchen- und (zum weit geringeren Teil) Adelsenteignung alleine an Waldflächen rund 8.000 km2, das sind 15 % aller Waldflächen, das entspricht der halben Fläche von Oberösterreich, dem Staat.

**Das geht doch bitte bis hin zum Kirchenbau! Ist es notwendig, daß die Kirche in fast gelangweilt-antisakralem Impetus Betonschachteln aus eigenen Mitteln in die Gegend KOTZT? Kirchen sind im allersten, innersten Kulturauftrag des Staates, der öffentlichen Machthaber, und wenn die zu blöd sind das zu begreifen (wobei das jetzt im Zusammenhang mit der Islamisierung sogar für den Deppen vom Dorf schon greifbar wird), kann man ihnen nicht helfen, dann sollen die Leut andere Machthaber wählen. Aber es ist heilige Pflicht und Aufgabe einer Stadt, wenn sie ein Neubaugebiet errichtet, darin auch eine Kirche zu errichten. Sonst gehört sie ungespitzt in die Hölle getreten, ehe sie noch mit Pensionsforderungen die von ihnen selbst ruinierte Kultur aussaugen wie Frankenstein bei Vollmond.

***Im Gegenteil passiert es oft, wie aus amerikanischen einschlägigen Medien zu erfahren ist, daß auch katholische Hochschulen in den USA - nur von dort weiß es der VDZ, aus eigener Erfahrung in Österreich kann er nur Gegenteiliges berichten: hier laufen die Uhren teilweise NOCH anders, das sollte man aber auch einmal erwähnt haben - keinerlei Studentenauswahl treffen, Hauptsache der kann die enormen Gebühren zahlen, und zum anderen brutal keinerlei sozialen Impuls kennen, der Begabten aber Bedürftigen die exorbitanten Schulgelder auch einmal erläßt. Europäer können es sich ja nicht vorstellen, aber amerikanische Universitätsabgänger zahlen in der Regel nach Studienende bis an ihr Lebensende an den Krediten, die während des Studiums angelaufen sind. Das bewirkt natürlich eine völlig andere Geisteshaltung auch bei fertigen "Akademikern". Die zu Systemdienern um jeden Preis werden, sonst können sie gar nicht überleben. 

In DIESEM Punkt kann man österreichischen katholischen Schulen nicht nur nichts vorwerfen, sondern hier hat der VDZ selbst nur Gutes zu berichten weil konkret erfahren. 

Das ändert aber nichts an der Grundaussage. Die Mentalität der Kostenlosigkeit, die bei österreichischen kirchlichen Institutionen oft zu beobachten ist, könnte auch ganz andere, schreckliche Ursachen haben, ja: hat sie tatsächlich oft ... diese Herrschaften haben nämlich oft überhaupt keinen Bezug zum Geld, haben - BEAMTE! - noch nie in ihrem Leben erfahren, wo Geld überhaupt herkommt. DESHALB ist es ihnen egal. Überwunden haben sie es damit aber keineswegs, im GEGENTEIL, sie haben es sich wie Kinder, die die Augen schließen um zu verschwinden, weggedacht. Und haben nur noch - klischeehafte, mein Gott! - Vorstellungen, wie es entsteht.





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