Teil 2) So wird der Mensch hilflos, so wird Sexualität zur Perversion
- Der Trailer
So hat er je die Männer und die Frauen auf eine andere Art hilflos gemacht, jeweils verstärkt durch einen jeweiligen Männer- und Frauenkult. Damit errang wie bewahrte er die totale Macht über sie, weil sich diese Menschen nicht als Personen - als für-sich-Stehende, als freie Menschen - finden konnten. So hat er sie zur Alltagserfahrung der Verwundbarkeit gebracht, die ihre gesamte existentielle Stärke nur noch aus dem Führer als dem Ursprung alles Gesollten bezogen. Eine Dynamik, die sich dann natürlich zu einer realen Macht unter den Mitgliedern gefügt hat, die ihm alle "freiwillig" folgten und alles taten, um ihn zu stärken und zu schützen. Alle? Bis ... auf die "Klugen". Schäfer wußte, daß jene seine wahren Feinde waren, die immer noch genug Kraft hatten, um selbst und nach eigenem Werthalten zu urteilen.
Die sexuelle (und notwendig perverse, weil mangels entsprechendem Personalrahmen nie natürlich sein könnende) Note, die solch eine Konstellation fast unausbleiblich erhält, denn es ist der Eros, der überhaupt zur Welt drängt (alles Tun und Handeln des Menschen kann als erotischer Akt gesehen werden, in gewisser Hinsicht hat Freud das nicht falsch gesehen), ist dann nur noch folgerichtiges Beiwerk.*
Und was der Film nicht zeigt, hier aber wichtig wäre um das Ganze dieser (bzw. einer) Sekte zu begreifen (und darin dann noch mehr zu sehen, daß die Argumentation hier recht zutreffend ist), ist die sexuell-perverse Dimension, die dieses ganze Projekt in der historischen Realität hatte. Denn beim Mißbrauch der Knaben durch den dort gottgleich gestellten Schäfer ist es ja bei weitem nicht geblieben, aber das spart der Film (vielleicht nicht ganz zu Unrecht) aus, man muß es sich dazudenken, man sollte es wissen. (Dann erhält etwa das Bellen und drängende Drohen der Hunde eine ganz andere, nämlich die wirkliche Note, die es hatte.)
In dem in den Kindern bereits ausreichend unselbständige, hilflose Wesen heranwuchsen, denen die Familie als jener Boden fehlte, auf dem sie sich in die Welt bewegen konnten weil wagten. Denn auch ihnen ist die Familie jener intime Raum des Höchstpersönlichen, Intimen, ohne den der Mensch gar nicht zum Menschen werden kann, also unerfüllte (wenn auch nie ganz zum Ruhen zu bringen, weil ontisch verankerte) Anlage bleibt.
Noch ein Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben, er ist nämlich in all diesen Überlegungen entscheidend: Die Proponenten (und auch an der Figur Ursula zeigt es sich) überstehen die Zeit in der Colonial Dignidad nur deshalb, weil sie zum einen ihr Zueinander haben, noch mehr aber: Ein Ziel, das NICHT in der Colonia als solche bleibt, sich NICHT (alleine oder primär) darauf bezieht. Dieser entscheidende Aspekt wird auch bei Familien heute schon viel zu oft schon übersehen. Denn man kann sogar sagen: Das Wohl und Wehe einer Familie gründet darin, daß sie ein Ziel hat, das IN DER WELT liegt. Es ist erst diese Aufgabe, die Identität wirklich begründet, und damit den Rahmen für die Freiheit der Person darstellt. Auch, ja gerade Familie ist kein Selbstzweck! Sie hat in ihrer Organizität die erste und eigentliche Welt- und Kulturaufgabe! Es ist deshalb der Beruf des Mannes, der eine Familie gründet, hält und leben läßt - oder die Familie degeneriert selbst dort, wo sie scheinbar "intakt" erscheint. Von dieser Aufgabe her ergeben sich dann die konkreten Forderungen, Lebens- und Erziehungsrahmen in einer Familie.
Noch ein Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben, er ist nämlich in all diesen Überlegungen entscheidend: Die Proponenten (und auch an der Figur Ursula zeigt es sich) überstehen die Zeit in der Colonial Dignidad nur deshalb, weil sie zum einen ihr Zueinander haben, noch mehr aber: Ein Ziel, das NICHT in der Colonia als solche bleibt, sich NICHT (alleine oder primär) darauf bezieht. Dieser entscheidende Aspekt wird auch bei Familien heute schon viel zu oft schon übersehen. Denn man kann sogar sagen: Das Wohl und Wehe einer Familie gründet darin, daß sie ein Ziel hat, das IN DER WELT liegt. Es ist erst diese Aufgabe, die Identität wirklich begründet, und damit den Rahmen für die Freiheit der Person darstellt. Auch, ja gerade Familie ist kein Selbstzweck! Sie hat in ihrer Organizität die erste und eigentliche Welt- und Kulturaufgabe! Es ist deshalb der Beruf des Mannes, der eine Familie gründet, hält und leben läßt - oder die Familie degeneriert selbst dort, wo sie scheinbar "intakt" erscheint. Von dieser Aufgabe her ergeben sich dann die konkreten Forderungen, Lebens- und Erziehungsrahmen in einer Familie.
Der Trailer zum Film "Colonial Dignidad"
*Natürlich kann die auch politisch-praktische Instrumentalisierung, die die Colonial Dignidad hatte, all die unaussprechlichen Schrecklichkeiten die sich dort abspielten, auch um zukommende Menschen zu brechen, nicht zur Gänze hier erörtert werden. Nur so viel: Wesentliches Beiwerk solchen Brechens ist das Auseinanderreißen individuellen Willens, also subjektiven Gewissens, und gesollten Tuns.
Und hier haben wir die ganze Aktualität dieses Totalitarismus - in einer Zeit, in der das "Gesollte" vom Einzelnen nicht mehr beurteilbar wird, die "allgemeine Meinung" (Medien!) von seiner subjektiven Gewissensbasis abweicht, und sich das zu Tuende somit seiner Beurteilungsfähigkeit (angeblich oder wirklich) entzieht, aber durch ausreichend vollgepackte Verwerfungsvisionen (Apokalypse bei Klimawandel ist nur ein Beispiel dafür) zum Totalen priorisiert wird. Auch das ist nur möglich, wenn die familiäre bzw. eheliche Integrität zerstört, nicht mehr heilig gehalten ist.
Dazu doch noch eine kleine Andeutung: Dieser Einbruch in die Intimität und Werte- wie Urteilsbasis der Familie wird heute von bzw. in den einzelnen Familienmitgliedern bereits aufgebrochen, vor allem in Frauen und Kindern. Ein schweres politisches und gewolltes Verbrechen, in dem die Mitglieder der Familie als zuerst der Allgemeinheit gegenüber vereinzelt geprägt werden. (Deshalb hat keine Schule, nichts das Recht, GEGEN elterlichen Willen zu agieren.) Damit treiben sie entpersönlichte Allgemeinheit in die Intimität, sprengen diese auf, und berauben jedes einzelne Familienmitglied der notwendigen Unantastbarkeit des Familiären.
Der Mensch findet sich - wie bei Schäfers Colonial Dignidad - immer und in jedem Moment in einem Außenverhältnis. (Konkret hat hier etwa die gängige "Psychologie" als Verhaltensmaßstab, zu dem sie geworden ist, Jahrhundertverbrechen zu verantworten.) Versucht er dies durch Abschließung (etwa einer "Exclusivität" einer Gottesbeziehung) aufs letzte Minimum zu reduzieren, geht er entweder den höchsten und schwierigsten Weg der Heiligkeit (in einem opferschweren Totalverzicht auf Welthaftigkeit), oder er wird unweigerlich verrückt. In dieser Hinsicht kann man sogar sagen, daß unsere Gesellschaften einer Colonial Dignidad bereits erschreckend ähneln.
*260716*