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Freitag, 30. September 2016

Wenn nicht das Meer steigt, sondern das Land absinkt

Untersuchungen haben nun die Hinweise darauf verdichtet, daß Zivilisationsprozesse besonders an dichtbesiedelten Küstenabschnitten die Landoberfläche dieser Gebiete rascher ABSENKEN als man bisher dachte. Immerhin wohnen derzeit schon 500 Millionen Menschen direkt an Meeresküsten, die Zahl hat in den letzten Jahrzehnten rapide zugenommen. 

Die Gründe sind vielfältig. Da sind einmal pure Verdichtungsprozesse, die bis in hunderte Meter Tiefe wirken können, je nach Schichtenaufbau des Untergrunds. Dann sind da Ausspülungsprozesse des Meeres, die sich nun auf das Meer selbst beschränken, weil sie ins Landesinnere nicht wirken, also den Meeresboden in Künstennähe auswaschen. Samt der Ablagerung von Sedimenten, die unterbunden ist, sobald das Meer nicht mehr weiter ins Landesinnere spült, hat sich das ganze Verhalten von Meer wie Land an den Küsten verändert.

Dann sind da Prozesse die dadurch Absenkung bewirken, daß aus der Erde intensiv Flüssigkeit entnommen wird. Sei es durch Erdölförderung, sei es durch die Entnahme von Wasser für die Landwirtschaft oder zum direkten menschlichen Verbrauch. Dann sind da durch Verbauungen verhinderte Überschwemmungsprozesse, die das Grundwasser absinken lassen. 

Daß es solche Prozesse gibt, die sogar dramatisch ausgehen können, zeigt das chinesische Huangho-Delta, wo sich das Land durch die intensivierte Landwirtschaft und Landbebauung um mittlerweile schon 250 mm jährlich (!) absenkt. Auch im Gangesdelta in Bangladesh werden jährlich bereits 18 mm Absenkung (nicht: Meeresspiegelerhöhung!) durch Tiefensonden in verschiedene Erdschichten und der Bewegungen dieser zueinander gemessen. Man geht dort davon aus, daß sich seit 1960 ein Höhenverlust von 1-1,5 Meter eingestellt hat. Umgekehrt hat sich in Venedig der Absenkprozeß verlangsamt, als man 1970 aufhörte, Grundwasser abzupumpen. Er hat sich lokal wieder beschleunigt, seit man beginnt, Tiefensanierungen an den Fundamenten durchzuführen und erste Bauarbeiten für die geplante Meeressperre durchzuführen.

Dann sind da Absenkungen, die auf tektonische Bewegungen zurückzuführen sind. Und dazu kommen langfristige magnetische Prozesse in der Erde, die bei Belastungen auftreten, und die man kennt. Erde, die gepreßt wird, tendiert zur Ausdehnung, also zur Hebung. Das war bei der Bedeckung mit Gletschern in der Eiszeit der Fall. Seit damals fällt dieses Eis weg - die Erde senkt sich also lange schon wieder. Und dann sind da noch kaum verstandene thermische Prozesse in der Erdkruste, die gleichfalls zu Hebungen und eben Senkungen führen. Sie sind auf jeden Fall und nachweislich etwa bei New Orleans oder Venedig relevant.

Insgesamt gibt es also eine Fülle von Faktoren, die wirksam werden können, von denen man machen noch nicht versteht, andere wiederum aber gut kennt. Es sind jeweils nur ein paar Millimeter, die daraus resultiern. Aber sie summieren sich, und müßten in der Betrachtung der Meeresspiegelerhöhung auf jeden Fall berücksichtigt werden, weil Absenkungsprozesse der Küsten selbst diese gar übertreffen könnten.





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