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Sonntag, 18. September 2016

Immer verschlimmert die Weltrettung die Welt

Es ist nur ein sanfter Hinweis, aber er ist prinzipiell geeignet, einen Sachverhalt vor Augen zu führen: Daß nämlich die Auflösung der Familien in Kleinstfamilien und vor allem Singlehaushalte nicht einfach eine freigewählte Lebensweise ist, die niemanden etwas angeht, sondern enorme (!) Kosten produziert, die auf die Allgemeinheit umgewälzt werden. Dies ist ein Prinzip, und es trägt maßgeblich dazu bei, daß wir immer höhere Schulden (und Steuern) aufbauen. Denn gesamtvolkswirtschaftlich kann das gar nicht anders sein.

In diesem Fall anhand des Wassers, das wir täglich verbrauchen. Seit Jahrzehnten wird uns dabei eingeredet, wir müßten sparen, was steigende Kosten pro verbrauchtem m3 auch dokumentieren. Nur - niemand spart durch weniger Verbrauch! Wasser selbst ist kostenlos, es ist einfach da. Und es ist in drei Vierteln der Staaten der Welt in Überfluß da. Lediglich einige Zonen der Erde haben zu wenig Wasser, was seit Menschengedenken nicht anders war - Arabien, oder einige afrikanische Gebiete - und der Rest mehr oder sogar weit mehr, als man braucht. 

Der Wasserverbrauch in Deutschland liegt sogar ganz an der unteren Skala des Weltverbrauchs. Gerade afrikanische Staaten verbrauchen pro Kopf das Mehrfache (und natürlich: die USA, die an der Spitze der Verbrauchsskala steht.) In Wahrheit spart niemand, der Wasser nicht verbraucht sondern "spart", "weil Wasser fließen muß", es darf auch in den Leitungen nicht stehen. Tut es das nicht, weil zu wenig durchfließt weil wenig verbraucht wird, müssen andere Wege gefunden werden, es ständig zu erneuern, denn anders kann es nicht sauber und keimfrei gehalten werden. Alle Brünnlein müssen eben fließen.  (Noch ein anders Problem sei angeführt - das der Wasserabführung durch Kanäle. Durch den geringeren Wasserverbrauch steigt der Anteil an Feststoffen im Abwasser, die nur noch mangelhaft abgeführt werden können. Das macht es an vielen Orten notwendig, regelmäßig die Kanalnetze freizuspülen, die "eingesparte" Wassermenge also nachzuliefern.)

Und das tun sie in Deutschland immer weniger, der Gesamtverbrauch sinkt nach wie vor - vor allem weil die Menschen mittlerweile dazu erzogen sind zu glauben, daß "Wassersparen" etwas mit Umweltschutz zu tun hätte.

(Die Befindlichkeit, der sich unsere Jugend heute erfreut, ist vergleichbar mit den 1960er Jahren der Kindheit des VdZ. Damals war die "Biafra-Krise" Tagesgespräch, und Bilder von Hungernden füllten die Zeitungen. Dennoch lächelte der (spanischstämmige) Pater im Religionsunterricht leicht säuerlich, als er wie immer seiner Spendenbüchse durchging um "Fürrrr die arrrrrmen Nääägerrrlainnn!" zu sammeln, und ihm der kaum achtjährige VdZ zwei Semmeln, die er sich vom Munde abgespart hatte, mit der treuherzigen Bemerkung auf den Tisch legte, er solle sie nach Afrika schicken, Geld habe er nicht.)

Es war ein Werbeslogan, der vor einigen Jahrzehnten von den Wasserwerken implementiert wurde (und zu einer der zahlreichen kollektiven Neurosen wurde). Wo ein eigentlich ganz anders gelagertes, technisches oder kostentechnisches Problem durch "Moralisierung", durch Erhebung und falsche Darstellung in den Rang eines prinzipiellen moralischen Weltproblems eine problemlösende, nützliche Verhaltensänderung bewirken soll - ein Vorgehen, das heute gängige Praxis ist. Man dreht seither in Wien oder Brückeswald an der Naller den Wasserhahn auf und hat Bilder von "Sahara" und "armen Negerlein" im Kopf. Der Grund aber war aber schlicht und einfach, daß die Wasserwerke von einer linear weiter ansteigenden Wassermenge pro Kopf (von damals 150 auf 200 l pro Tag und Mann) ausgingen, und das hätten die damals bestehenden Versorgungsnetze nicht bewältigt. Es ist aber nie eingetreten, heute liegt der Pro-Kopf-Verbrauch überhaupt bei 120 l.

Warum aber ist Wasser dennoch so teuer geworden? Nicht das Wasser ist teurer geworden, sondern seine Bereitstellung. Es ist in Hülle und Fülle da, und selbst ein Klimawandel könnte daran nichts ändern, ja würde die verfügbare Menge sogar noch erhöhen, weil wärmere Luft mehr Wasser binden würde, es damit mehr Niederschläge gäbe etc. Der Grund liegt in den Leitungsnetzen, die hierzulande immer länger geworden sind. Zugleich aber nehmen die einzelnen Verbrauchsstellen immer weniger ab, weil die Haushaltsgrößen so abgenommen haben. 90 % der Kosten bei Wasser sind aber FIXE Kosten, also Kosten aus Leitungen, Pumpwerken, Reinigungsanlagen, Abwassernetze, etc. etc., die sich nicht ändern, egal wieviel Wasser verteilt wird.  

Doch sind die Familien immer kleiner geworden, während die Zahl der zu versorgenden Klein- und Kleinsthaushalte enorm angestiegen ist. Damit werden die Leitungsnetze immer länger und aufwendiger, sodaß sich diese immer höheren Versorgungskosten auf immer weniger m3 Wasser pro Abnahmestelle verteilen. Damit wird jeder m3 Wasser automatisch teurer. Die Kosten für die "individuelle Lebensführung" (in Österreich sind mittlerweile fast 50 % der Haushalte Single-Haushalte) werden auf die Allgemeinheit umgewälzt, die man zugleich noch aller möglichen Dinge zeiht, wenn jemand es wagt, auf die Problematik dieser (im übrigen: von 90 % NICHT gewollten, nur nicht anders geschafften) Lebensführung hinzuweisen.*

Hier würden sich Politikfelder öffnen, die die Politik noch nicht einmal wahrgenommen hat! Aber hier geht es um wirklich grundlegende Politik, während sich unser Establishment nur noch mit Peripherpolitik und Symptombehübschung befaßt. Denn es müßte hier z. B. ein vordringliches  (wenn auch nur indirekt ansteuerbares) Anliegen der Politik sein, die Haushaltsgrößen wieder anzuheben.² Aus dem einfachen Grund: Weil es sich eine Volkswirtschaft aufgrund der enorm ansteigenden Infrastrukturkosten NICHT LEISTEN KANN so zu leben, wie wir es tun.**

Wer diese Fakten alle anführt, direkt oder indirekt? Ein Fachmann für Wasser, der Hannoveraner Universitätsdozent Dr. Jürgen Leist. Er hat es in einem Interview, das das ZDF bei der Stockholmer Weltwasserwoche 2016 geführt hat, gesagt. Das für das ZDF auch aus anderen Gründen enttäuschend ausgefallen ist, denn Leist ist auf die "üblichen Verdächtigungen" (Klimawandel, Umweltverschmutzung, Moral und Schuld also) nicht eingestiegen. Er hat sogar noch etwas anderes angesprochen - die Verschmutzung des Wassers durch Kunstdünger, durch Nitrate. Denn, meinte der ZDF, das sei doch wirklich ein Alarmzeichen? 

Leist antwortet darauf, daß bis vor etlichen Jahren der Nitratgehalt im (Grund-)Wasser laufend gesunken sei. Aber er steigt lange schon wieder an. Der Grund ist simpel, und er hat mit der Weltrettung durch "ökologischen Ölsaatenanbau" zu tun. Wo immer mehr Flächen (mittlerweile sind es 1/5 der deutschen Ackerflächen) mit Früchten genützt werden, die zur Ölgewinnung verwendet werden, allen voran: Mais. Dafür wird viel Dünger verbraucht. Aber das ist noch nicht da Problem. Das Problem ist, daß die Rückstände nach der Ölgewinnung in Form von Gülle wieder auf die Felder als Dünger aufgebracht werden. Und DAS erhöht den Nitratgehalt in der Erde und damit im Grundwasser.

Sogar die böse Ausbeutung der armen Länder durch den reichen Westen kommt zu kurz. Denn wenn man überhaupt von Wassermangel sprechen kann, sagte Leist, dann liegt es im weltweiten Maßstab nicht am Wasser, sondern an der Versorgungsinfrastruktur, und das heißt: am Geld. Gerade in Afrika haben (und verbrauchen) die meisten Staaten enorm viel Wasser, weit mehr als Deutschland. Aber die Leitungsnetze sind oft schlecht oder erst gar nicht vorhanden, viel versickert vor allem und wird nicht sinnvoll genutzt.

Tja, man könnte fast meinen, es sei ein allgemeiner Grundsatz, denn es häuft sich und häuft sich: Wo immer der Mensch versucht, die Welt zu retten, reißt er sie erst recht in den Abgrund. Eine Zeit, wo jeder Mensch die Welt retten zu müssen meint, kann nur in der Hölle enden.



*Das ist nur eines von wirklich zahllosen Beispielen, wie die wie sich nun herausstellt so notwendigen größeren oder großen, kinderreichen Familien systematisch benachteiligt, ja von der versammelten Meute der Großmäuler ausgebeutet werden. Sie sind es, die die Folgen der Kinderlosigkeit des Rests der Gesellschaft ganz direkt und fortlaufend tragen und bezahlen müssen.

²Die Politik ignoriert bis heute hartnöckig und in ideologischer Verblendung, daß ungebrochen und unverändert Jahr für Jahr Erhebungen bei der Jugend ergeben, daß 90 % der Menschen - trotz aller Gehirnwäsche - Ehe und Familie als ihr erstes und größtes Lebensziel angeben. Während es immer weniger Menschen überhaupt gelingt. 50 % der jungen Menschen sind und bleiben mmittlerweile Singles, nur wenigen gelingen noch Ehen (die als sittliche Grunderfüllung des Menschseins für ein Volk und seine Lebens- und Schaffenskraft lebensnotwendig sind) und Familien (aus denen überhaupt erst ein Staat bestehen kann, anders zerfällt er). Das einzige, was den Politikbesoffenen einfällt ist Geld zu verteilen, das nicht einmal da ist, und weiter an der Herauslösung der Menschen in solitäre Existenzen zu arbeiten (was sogar noch als "familienfreundlich" bezeichnet wird, wie im Falle der Frauenemanzipation). Daß sich trotzdem nichts ändert ist offenbar noch niemandem aufgefallen. So wie es eben heute üblich ist, für den Fall, daß ein Ziel nicht und nicht erreichbar ist, sich NICHT zu fragen, ob man es in seinen Grundbedingungen überhaupt richtig sieht und denkt, sondern umso sturer den falschen Weg weiter zu verfolgen.

**Der VdZ hält das Problem für weit weit ernster, als es immer noch erscheinen mag. ZUmal es heutige gebräuchliche Denkkategorien nicht mehr zu erfassen scheinen. Aber betrachtet man die Entwicklung von Politik und Wirtschaft seit spätestens vier, fünf Jahrzehnten, so muß auffallen, daß das, was wir als "Wirtschaftswachstum" bezeichnen, in Wahrheit der Versuch war und ist, die immer geringere Effizienz des normalen Lebens auszugleichen und aufzufangen. Es wäre gewiß eine lohnende Aufgabe, die Wirtschaftsleistung einmal wissenschaftlich in dieser Hinsicht zu untersuchen. Der VdZ ist sicher, daß das Ergebnis erschütternd wäre. 

Selbst die Entwicklung ständig neuer Methoden, diesen Aufwand immer "effizienter" zu gestalten, kann den Verlust an Grundeffizienz unserer gesamten Volkswirtschaft, die aus politischen Gründen immer ineffizienter gestaltet wurde (die linke und linksliberale Zerstörung der Welt ist ja nicht einfach ein Freizeitvergnügen, sondern hat direkte Auswirkungen auf ein immer umständlicheres, ineffizienteres Wirkgefüge der Welt), niemals wettmachen.

Unser ganzer Wohlstand ist eine glatte Lüge, in der "Kosten" zu "Wirtschaftsleistung", "Mehraufwand" in "Bruttoinlandsprodukt-Steigerung", "Effizienzverlust" in "Gütermehrangebot", "Verlustausgleich des Sozialen" in "gesellschaftliche Sozialleistung" umbenannt werden.





*040916*