Recht zufällig bekam der VdZ dieser Tage den Film "Colonial Dignidad"
zu sehen. (Ein Trailer ist unten angefügt.) Anhand des Schicksals eines
jungen Liebespaares, wo der Mann im Chile der Putschereignisse des
Jahres 1973 verhaftet und gefoltert wird, und sich seine Freundin dazu
entschließt, freiwillig in diese "Colonial Dignidad" einzutreten, um ihn
herauszuholen.
Aus einer Sekte, die von einem Deutschen namens Paul Schäfer gegründet und jahrzehntelang sogar als vielgerühmte "pädagogische Vorzeigeinstitution" betrieben wurde. Der sogar die deutsche Regierung ihre Anerkennung aussprach! Was ihr horrorfilmartiges Treiben 40 Jahre mit quasi offiziellem Segen (und von General Pinochet gerne genutzten praktischen Seiten) umso leichter möglich machte.
Aus einer Sekte, die von einem Deutschen namens Paul Schäfer gegründet und jahrzehntelang sogar als vielgerühmte "pädagogische Vorzeigeinstitution" betrieben wurde. Der sogar die deutsche Regierung ihre Anerkennung aussprach! Was ihr horrorfilmartiges Treiben 40 Jahre mit quasi offiziellem Segen (und von General Pinochet gerne genutzten praktischen Seiten) umso leichter möglich machte.
Die
Geschichte der Entwicklung solcher so gut wie immer ursprünglich
protestantischen Sekten ähnelt sich überall, und ihr Hintergrund, ihre
Genese, ihre psychogenen Wurzeln wird in Literatur wie "When Men become Gods" (die spektakuläre Geschichte von Warren Jeffs in den USA; auch dazu gibt es einen Film, auch er hat ähnliche Schwächen wie "Colonial Dignidad")
und vor allem "Emanuel Quint" von Gerhart Hauptmann gut angerissen.
Will man sich nicht von der theoretischen Seite nähern. Was zumindest in
gewissem Rahmen notwendig sein könnte, denn der VdZ ist nicht sicher,
ob sich die tatsächliche Problematik aus diesen Filmen und Büchern
ausreichend erschließt, wenn man die Sache nicht schon theoretisch
kennt.
Aber
dazu ist hier ja auch schon einiges geschrieben worden. Aus erwähntem
Film (mit guten Daniel Brühl und Emma Watson in den Hauptrollen als
erwähntes Paar) soll nur ein Aspekt herausgegriffen werden, der der
Schlüssel zu solchen Vorgängen ist. Er wird im Film zumindest erwähnt,
dargestellt leider zu wenig, daran scheitert er und beschränkt sich auf
einen sehr spannenden, technisch geschickt zugespitzten Plot, der einen
phasenweise mitzittern macht.
Aber
eine solche Terrorherrschaft ist nur möglich, wenn bis aus
Einzelfiguren alle auch mittun. Das ist hier nicht zu übersehen. Nun
kann man fragen, wie es denn kommen kann, daß Menschen sich so weit
verlieren, daß sie so einen Wahnsinn freiwillig (!) mitmachen? Im Film
sagt es Schäfer: Es geht nur, wenn man die Menschen aus ihren familiären Bindungen herauslöst. Denn
dann stehen sie im Nichts. Vor allem Männer und Frauen, die nicht in
ehelichen Gemeinschaften gebunden sind, sind in dieser Unvollständigkeit
leichte Beute.
Nur
im Zueinander als Ehepaar erhält der (einzelne!) Mensch jene Ganzheit,
in der er auch der Welt in Freiheit gegenüberstehen kann. Fehlt diese
Gebundenheit, fehlt die Integrität und Intimität dieser Ganzheit, kippt
der Mensch in eine Richtung, die man als "Extrem" der jeweiligen
Mann-Frau-Polarität bezeichnen könnte. Der Mann wird autoritatistisch
(nicht: autoritär; Autorität hat er ja gerade nicht!), er wird brutal
und grenzenlos in seiner Gewalt. Während die Frau extrem unterwürfig und
wesenlos wird. Beiden fehlt also das, was überhaupt "Personsein"
ausmacht. Das eben die Ehelichkeit überhaupt erst bringt - der Mensch
wird als Ehepaar erst (Einzel-)Person!
Das
zeigt sich auch in übergreifenden seelischen Strömungen, die das
jeweils Fehlende eben ersetzen. Dann wird die Frau zur
voluntaristisch-brutalen Sadistin, genau so wie der Mann (in seiner
Weichheit) in die Homosexualität zurückfällt, sich darin auflöst. Die
Frau braucht eben das Wort des Mannes, der Mann die bergende, aufgelöste
Seite der Frau. Nur in dieser vertrauenden Ergänzung werden sie jeweils
zum Menschen, wenn auch je mit anderer Gewichtung, und darin zur ersten
und realistischen weil realen Welt- und Gotteserfahrung eines ihnen
allfällig geborenen Kindes.
Was
die Nebenfigur der Stationsschwester "Ursula" als Figur fast noch
interessanter macht. Denn sie ist bereist als Kind mit ihren Eltern
dieser Kolonie beigetreten, von diesen damit im Stich gelassen und der
Sekte ausgeliefert worden. Ihre Wende, ihre "Rückbesinnung" auf sie
selbst wird dadurch plausibel, weil sie sich mit einem Folteropfer
einließ, das sie zu retten versuchte, und von diesem schwanger wurde.
Damit wurden ihre Selbstkräfte neu aktiviert - in der Liebe und Sorge UM
jemanden.
Der
Mensch wird damit aber eben kein vereinheitlichendes oder
vereinheitlichtes Gemisch, sodaß beide "gleich" würden (diese
bedauerliche Fehlentwicklung ist leider heute auch und gerade bei
gutmeinenden Polaritätsdenkeren häufig zu finden), sondern von je
einer anderen Spitze her gehalten und durchdrungen, also mit je anderem
Geschmack, und mit je anderer Gesamtgestalt.
Erst
im ontologischen Verhältnis (als Beziehungsfeld) dieser Spitzen ist
dann auch das begründet, was man "Hierarchie der Geschlechter" nennt.
Denn der Mann ist logos-zentriert, die Frau materia-zentriert,
und nur insoweit bzw. darin sind sie aufeinander ausgerichtet. Denn
diese jeweiligen Pole können nicht für sich bleiben, sie müssen in der
Vereinigung zusammenschmelzen, ohne aber das jeweilige Eigensein
aufzugeben. Als Organismus ist es damit der Mann, der der Welt - als
Gestaltpanorama und Realisat des logos - begegnet, und von der Intimität der Familie fernhält, diese tatsächlich beschützt.
Deshalb
hat Schäfer auch klar die Geschlechter separiert und einander
ferngehalten. Männer und Frauen durften nicht frei und nach subjektiven
Urteilen und Gefühlen miteinander verkehren. Subjektive Gefühle waren
ohnehin ein Hauptgegner, und die in dieser Gemeinschaft erlebten
Realität ohne Relevanz, außer daß sie dem Gesollten hinderlich sein
konnten.
Morgen Teil 2) So wird der Mensch hilflos,
so wird Sexualität zur Perversion
- Der Trailer
*260716*