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Montag, 26. September 2016

"Wir klagen Papst Franziskus an" (3)

Mit Brennender Sorge: Wir klagen Papst Franziskus an


Eine vereinte Stellungnahme der Zeitschriften "The Remnant" und der "Catholic Family News" von deren Herausgebern und Chefredakteuren Michael J. Matt, Christopher Ferrara und John Vennari ins Deutsche übertragenen Wortlaut


Teil 2)
Teil 3)
Teil 4)
Teil 5) Appendix Teil 5b) Anmerkungen



Teil 3)

(Auf Leserrückmeldungen hin - der Text sei für die Form als Blog zu lang, zu schwer lesbar - hat der VdZ abweichend von den Amerikanern den dritten Teil gesplittet, und wird die zweite und abschließende Hälfte von Teil 3 morgen als Teil 4 bringen.)


"Fühlen Sie sich nicht beunruhigt über die Spaltung, die Sie innerhalb der Kirche provoziert haben? Mit einigen Bischöfen, die sich von der Lehre Ihrer Vorgänger über Geschiedene und "Wiederverheiratete" abspalten, wobei Sie sich nur auf Ihre vorgebliche Autorität berufen, während andere versuchen, die zweitausendjährige Lehre und Praxis der Kirche aufrechtzuhalten, an deren Umsturz Sie unaufhörlich gearbeitet haben?"

Eine "pastorale Praxis", die sich im Krieg mit der Lehre befindet

Indem Sie als die einzig richtige Interpretation von Amoris Laetitia einer Sichtweise der Moral zugestimmt haben, haben Sie nicht nur die Normen der Sexualmoral, die Sie offenbar auflösen möchten, untergraben, sondern die gesamte Moralordnung. Und zwar weil jede moralische Norm als "nicht möglich" betrachtet werden kann, wenn man nur "komplexe Umstände" wie einen Talisman beschwört, um daraufhin von einem Priester oder Bischof in der "pastoralen Praxis" losgesprochen zu werden. Denn sie sind ja nur noch eine "allgemeine Regel", obwohl Sie jene Norm frömmlerisch als unverändert und unveränderbar verteidigen.

Das schwammige Kriterium einer "Beeinträchtigung, die das Verantwortungsvermögen und die Schuldfähigkeit herabsetzen" könnte, auf alle Arten und Haltungen der Todsünde angewendet werden, einschließlich dem Zusammenleben von Paaren ohne zu heiraten - das Sie ja ohnehin bereits als "wahrhaftige Ehe" bezeichnet haben - genauso wie "homosexuelle Partnerschaften bzw. die Homosexuellen-Ehe" - gegen deren Legalisierung zu protestieren Sie sich geweigert haben - und die Verhütung, die Sie unglaublicherweise für moralisch zulässig erklärt haben wenn es darum geht, die Übertragung einer Krankheit zu verhindern, was später seitens des Vatikan als tatsächlich Ihre Ansicht bestätigt wurde.

Wenn die Kirche "in bestimmten Fällen" in der Praxis aber das Gegenteil von dem macht, was sie eigentlich als Prinzipien der Moral lehrt, dann heißt das, daß diese Moralprinzipien aufgehoben sind. Zur Halbzeit dieses Scheintheaters von Synode hat deshalb Kardinal Robert Sarah - freilich ohne Sie explizit zu nennen - völlig richtig diese vorgeblich bestehende Kluft zwischen Moralprinzipien und ihrer "nötigen Anpassung an pastorale Erfordernisse" völlig zurecht verurteilt: "Die Vorstellung, daß man das Lehramt in eine hübsche Verpackung stecken und von der pastoralen Praxis trennen muß, weil diese sich anzupassen hat - und sich dann aus den Umständen, den Tatsachen und Leidenschaften von selbst ergibt - ist eine Form der Häresie und eine gefährliche, schizophrene Pathologie."

Geht es nach Ihnen, dann können alleine auf der Grundlage des "Urteilsvermögens" der Priester oder Ordinarien vor Ort Menschen, die objektiv im Ehebruch leben, subjektiv als schuldunfähig eingestuft und zur Heiligen Kommunion zugelassen werden, ohne daß sie auch nur einen Gedanken an eine Änderung ihres Lebensstils verschwenden und obwohl sie wissen, daß die Kirche eigentlich ihre Lebensgemeinschaft als Ehebruch ansieht. In einem aktuellen Interview hat deshalb der österreichische Philosoph Josef Seifert, ein Freund von Papst Johannes Paul II. und einer der zahlreichen Kritiker von Amoris Laetitia, dessen private Bitte um Korrektur und Widerruf des Dokuments Sie ignoriert haben, öffentlich die moralische und pastorale Absurdität festgestellt, die Sie nun ausdrücklich bewilligen:

"Wie stellt man sich vor, daß das angewendet werden soll? Soll der Priester zu einem Ehebrecher sagen: 'Du bist ein guter Ehebrecher. Du bist im Stand der Gnade. Du bist eine so fromme Person, also laß mich dich von deinen Sünden lossprechen, ohne daß du dein Leben änderst, und du kannst natürlich auch zur Heiligen Kommunion gehen.' Und dann kommt ein anderer zur Tür herein, zu dem der Priester dann sagt: 'He, du bist aber ein wirklicher Ehebrecher. Du mußt erst beichten. Du mußt Dein Leben widerrufen. Du mußt dein Leben ändern und dann kannst du auch zur Kommunion gehen".

Ich meine: wie soll das funktionieren? ... Wie kann ein Priester den Richter über eine Seele spielen und feststellen, daß der eine ein wirklicher Sünder ist und der andere nur ein unschuldiger, guter Mensch? Ich meine - das ist völlig unmöglich. Nur ein Priester, der etwas wie die Gabe der Seelenschau eines Pater Pio hat, könnte möglicherweise darüber etwas aussagen, wobei er [Pater Pio] niemals etwas darüber sagen würde ..." Mit Ihrem Lob und Ihrer ausdrücklichen Zustimmung behaupten die Bischöfe von Buenos Aires sogar, daß Kinder Schaden nehmen, wenn ihren geschiedenen und "wiederverheirateten" Eltern nicht gestattet wird, sich sexuell außerhalb einer gültigen Ehe zu betätigen, während es offenbar belanglos ist, daß sie das Heilige Sakrament entweihen. Ein spitzfindiger, kasuistischer Verteidiger Ihrer Verabschiedung von der gesunden Lehre könnte zu der Auffassung kommen, daß das fortan bedeutet, daß Ehebruch nur eine läßliche Sünde ist, wenn eine Partei der Ehebrecher unter dem Zwang steht, sich weiterhin ehebrecherischer sexueller Aktivität zu befleißigen, wenn der Partner droht, die Kinder zu verlassen, sollte ihm seine sexuelle Befriedigung nicht gewährt werden. Folgt man dieser Logik der Moral, dann kann jede Todsünde, einschließlich der Abtreibung, auf das Niveau einer läßlichen, leicht verzeihlichen Sünde abgemildert werden, sobald eine Seite damit droht, die ehebrecherische Beziehung zu beenden, wenn diese Sünde von der anderen Seite nicht (mit)begangen wird.
Aber es kommt noch schlimmer, wenn das überhaupt möglich wäre. Die Bischöfe von Buenos Aires, die sich ausschließlich auf Ihre Neuregelung berufen, wagen es sogar noch zu behaupten, daß Personen, die in ihren gewohnten ehebrecherischen Beziehungen verharren, in ihrem Gnadenstand wachsen, weil (!) sie sakrilegisch die Heilige Kommunion empfangen.

Sie haben damit nicht nur eine "Veränderung der Disziplin", sondern vielmehr eine radikale Veränderung der zugrundeliegenden Morallehre herbeigezaubert, die auf höchst effiziente Weise eine Form der Situationsethik in der Kirche institutionalisiert, und universal gebundene, objektive Moralvorschriften zu simplen allgemeinen Regeln macht, von denen es unzählige subjektive "Ausnahmen" gibt, die von den "komplexen Umständen" und "Einschränkungen" abhängen, welche habituelle Todsünden dann zu läßlichen Sünden oder gleich einfach nur zu Fehlern herabstuft, die dann auch keinerlei Hindernis sind, die Kommunion zu empfangen.

Der Fleischgewordene Gott kannte aber offenbar keine solche "Ausnahmen", als Er mit göttlicher Autorität verkündete: "Jeder, der seine Frau entläßt und eine andere heiratet, begeht Ehegruch; und wer eine Frau heiratet die von ihrem Mann entlassen wurde, begeht Ehebruch." (Lk 16; 18) Jeder.

Darein fügt sich auch, daß die Glaubenskongregation unter Johannes Paul II. den "Kasper Vorschlag", der ganz offensichtlich die ganze Zeit über auch Ihr Vorschlag war, mit der Begründung zurückwies, daß "diese Vorschrift [welche öffentliche Sünder vom Empfang der Sakramente ausschließt] keinesfalls eine Bestrafung oder eine Diskriminierung gegenüber Geschiedenen ist, die wiederverheiratet sind, sondern vielmehr eine objektive Situation zum Ausdruck bringt, die aus sich selbst heraus den Empfang der Heiligen Kommunion unmöglich macht."

Das sagt ganz klar, daß die Kirche niemals gestatten kann, daß jene, die im Ehebruch leben, so behandelt werden können, als wären ihre unmoralischen Verbindungen gültige Ehen. Selbst wenn diese Partner im Ehebruch mehr oder weniger glaubwürdig behaupten, daß sie subjektiv schuldunfähig sind, während sie ganz offen ein Leben führen, das gegen die unfehlbare Lehre der Kirche verstößt. Der sich daraus ergebende Skandal würde den Glauben der Menschen untergraben und schließlich zerstören, und zwar zum einen den an die Unauflöslichkeit der Ehe, und zum anderen den an die Realpräsenz von Jesus Christus in der Eucharistie. Dennoch haben mit Ihrer vollen Zustimmung die Bischöfe von Buenos Aires die Ermahnung von Johannes Paul II. zurückgewiesen, wo er in Familiaris Consortio schreibt: "Wenn man diese Menschen zur Kommunion zuläßt, riskiert man, daß man die Gläubigen in Irrtum und Verwirrung in ihren Ansichten über die kirchliche Lehre über die Unauflöslichkeit der Ehe führt."

Genau das tun Sie, in diesem Moment: Sie führen die Gläubigen "in Irrtum und Verwirrung mit Ihren Ansichten über die kirchliche Lehre über die Unauflöslichkeit der Ehe." Sie sind sogar so besessen davon, Ihren irregeleiteten Willen in der Kirche durchzusetzen, daß Sie nicht einmal gezögert haben, in Amoris Laetitia (n. 303) zu behaupten, daß Gott selbst die Fortführung der sexuellen Beziehungen Geschiedener und "Wiederverheirateter" duldet, wenn sie aufgrund "komplexer" Umstände nichts anderes tun können:

"Doch dieses Gewissen kann nicht nur erkennen, dass eine Situation objektiv nicht den generellen Anforderungen des Evangeliums entspricht. Es kann auch aufrichtig und ehrlich das erkennen, was vorerst die großherzige Antwort ist, die man Gott geben kann, und mit einer gewissen moralischen Sicherheit entdecken, dass dies die Hingabe ist, die Gott selbst inmitten der konkreten Vielschichtigkeit der Begrenzungen fordert, auch wenn sie noch nicht völlig dem objektiven Ideal entspricht."

Indem Sie explizit die Heilige Kommunion für bestimmte Ehebrecher in Ihrem Brief nach Buenos Aires zugelassen haben, untergraben Sie auch die Möglichkeit von eher konservativen Bischöfen, die die traditionelle Lehre der Kirche aufrecht zu halten. Wie sollen Bischöfe in Amerika, Kanada and Polen zum Beispiel weiterhin auf der zweitausendjährigen Disziplin der Kirche, die in sich von der geoffenbarten Wahrheit nicht zu trennen ist, bestehen, wenn Sie sie zugleich in Buenos Aires kraft der Autorität ihrer "apostolischen Exhortation" ausgesetzt haben? Auf welcher Grundlage sollen sie der Fülle von Einwänden entgegnen, nachdem Sie Ihnen nunmehr den Boden der Tradition weggezogen haben?
Bringt man die Sache auf den Punkt, dann haben wir es heute mit der Situation zu tun, wo Sie nach Jahren phantasievoll gedrechselter Mehrdeutigkeiten hinsichtlich der Bewertung von öffentlichen Ehebrechern in Bezug auf Beichte und Heiliger Kommunion, Sie mit derselben Kunstfertigkeit den von Anfang an erhofften Einsturz der Lehre und Praxis der Kirche proklamieren. Indem Sie einen "vertraulichen" Brief einsetzen, von dem Sie gewußt haben müssen, daß er nicht vertraulich bleiben kann, sondern an die Öffentlichkeit dringt. Als schlichte Antwort auf ein Dokument aus Buenos Aires getarnt, von dem sogar gut vorstellbar ist, daß Sie es als Teil jenes Vorgehens selbst "erbeten" haben, das sich in diesem Scheintheater der "Familiensynode" bereits angekündigt hat.

Es ist genau so, wie der katholische Intellektuelle und Autor Antonio Socci geschrieben hat: "Es ist das erste Mal in der Kirchengeschichte, daß ein Papst mit seiner Unterschrift ein Moralgebot außer Kraft gesetzt hat." Nicht ein einziger Papst hat jemals einen derartigen und empörenden Schritt gesetzt. 




Morgen Teil 4)

"Ausnahmen" zum Moralgesetz können nicht eingegrenzt werden
Sie ignorieren alle Beschwörungen und schmieden weiter Ihre "Revolution"
Wir sehen uns gezwungen, Ihnen zu widersprechen



Weiterführende eigene Anmerkungen des Überträgers ins Deutsche und VdZ sind nicht Teil des originalen amerikanischen Textes, sind mit * ** *** [Sternchen] gekennzeichnet und finden sich am Ende dieser Artikelserie.



*240916*