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Samstag, 10. September 2016

Grundverfehlungen des Lebens

Diesen Vortrag von Hanna Barbara Gerl-Falkovitz will der VdZ dem Leser nahelegen. MIt allen Einschränkungen, denn Gerl-Falkovitz hat ein philosophisches Problem (der Ungelöstheit) im Ontologischen, und damit (!) im Leiblichen, im Konkreten, ausgedrückt an ihrem implizit nicht definierten ontologischen Bezug. Wir haben über ihre daraus stammende Tendenz zum Relativismus schon geschrieben, vielleicht werden wir es ein anderes mal noch weiter auseinandersetzen.

Aber hier reißt sie (wie durchaus oft) eine Grundproblematik sehr inspirierend zumindest auf - die der Erbsünde. Falkovitz zeigt, daß dieses Begreifen in jeder, wirklich in jeder Religion der Erde Grundthema ist. Ohne Erbsünde wäre jede Religion völlig sinnlos weil unnötig. Und sie führt von dort ausgehend über zu einer Auseinandersetzung mit den sieben Haupt- oder Todsünden.

"Die Ursünde entspringt nicht einer Schwäche! Sondern man ist nur dort überhaupt versuchbar, wo eine Grundstärke vorliegt. Der Mensch ist ja berufen zum Selbststand." Die Ursünde besteht darin, in diese Berauschung am eigenen Licht zu fallen. Der Mensch wird so zum Rad, das sich am Drehen freut, aber dabei von der Nabe (des Daseins) gefallen ist, sich ziel- und grundlos ins Leere dreht. Wir halten in der Sünde als Eigenes fest, weil wir es als eigenes erleben, was uns aber nur geschenkt werden kann.

Die Sünde führt deshalb zu jener Härte und Schwere, die jedes Schöpferischsein verhindert. Aus der Gabe des Selbstseins wird ein An-sich-reißen, ein Selbstgenuß, ein Selbstbesitzen als "sich selbst machen", sich selbst verdanken, woraus eine zur Notwendigkeit sich steigernde Not des sich-selbst-machen-müssens erwächst. Dies ist die erste, alle weiteren grundlegende Sünde des Hochmuts: Aus einer Gabe wird eine Habe. Aber das ist Schein, das ist Trug und Lug! Vergebung unserer Sünden bedeutet deshalb das Zurücksenden von Schein (durchaus auch als Dämon) ins Nichts.

Wenn das Ich nicht am Du wird, wird oder würde es gar nicht. Steht der Mensch in der Selbstabschließung dieser Schein-Autarkie, ist er selbst es, der sich in der Hölle hält. Die Sünde ist ein "Selbstholen" von Leben, und das geht nur in diesem Schein durch Beraubung am anderen. Dabei bläst die Sünde etwas aus einem an sich guten Zusammenhang auf, reißt es aber aus dem Ganzen heraus, woraufhin es nur noch Schein wird - die Luxuria, die Unzucht, die Eitelkeit der krassen Selbstbeziehung. Der andere wird zum Objekt. Die Sünde lebt deshalb gegenwartslos. Sie lebt vom Ausmalen des Vergangenen und der Hoffnung auf Zukünftiges.








*310716*