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Samstag, 15. Februar 2020

-12 Jahre, um den PLANETEN ZU RETTEN

Ein nächster Artikel von William M. Briggs, dem "statistician to the stars", in der freien Übertragung durch den VdZ, mit freundlicher Genehmigung des Autors.


 

Wir haben -12 Jahre, um DEN PLANETEN ZU RETTEN




Der Titel enthält leider einen Fehler im Satz. Nein, nicht wegen des negativen Vorzeichens. Das muß dort sein. Denn wir haben wirklich keine Zeit mehr, den PLANETEN ZU RETTEN. Der Satzfehler, oder sagen wir: ein kleiner Mangel an Korrektheit, liegt vielmehr in der "12". Die habe ich nämlich erfunden. Sie kam mir einfach so; und sie hat nichts mit dem gewollten Ausdruck von Größe oder sonst irgendeinem dramatischen Umstand zu tun. Ich mußte eine Zahl wählen, das war es, und "-12" macht sich in einer Schlagzeile ziemlich gut. Nehmen Sie die Zuspitzung also ganz einfach als Ausdruck der heiligen künstlerischen Freiheit.

Früher, in den späten 1970ern, hatten wir noch eine Dekade, oder höchstens zwei, um den PLANETEN ZU RETTEN. Dann, in den späten 1980ern, hatten wir schon nur noch fünf Jahre, allerhöchstens zehn, mit viel Glück, um den PLANETEN ZU RETTEN. Unter den Bedingungen der 1990er war alles schon, wir erinnern uns, weiter schlechter geworden. Die verbleibende Zeit war kurz und kostbar. Wir hatten, im Idealfall, drei Jahre, um den PLANETEN ZU RETTEN. In den Millennials, den Nuller-Jahren, war der kritische Punkt allerdings überschritten. Zu jener Zeit hatten wir nur noch Augenblicke, Sekunden, wenn überhaupt, um den PLANETEN ZU RETTEN.

Die 10er Jahre kamen und gingen. Es war so um 2012, wo wir bereits in die negativen Zahlen kamen. Wir hatten nur noch -1 Jahr, also so ungefähr, um den PLANETEN ZU RETTEN. Nun, wo wir ein paar erste Schritte bereits in das 2020er Jahr getan haben, gilt als brauchbare Schätzung, daß wir (wie der Titel es sagt) nur noch -12 (minus 12) Jahre haben, um den PLANETEN ZU RETTEN.

Natürlich, heute, bei dieser verbliebenen Menge an Zeit, ist die einzig rationale Antwort verächtliche Panik, die mit Terror verbunden ist. Ich persönlich ziehe zum Beispiel vor, die Hauptstraße unserer Stadt (also die First Avenue in New York) jeden Mittwochnachmittag in engen Shorts auf und ab zu laufen und dabei atemlos zu skandieren: "Schaut auf die Zeichen am Himmel!" Unglücklicherweise ist diese Art von Situationsbewältigung nicht wirklich selten hier in New York, so daß kaum noch jemand davon Notiz nimmt. Das ist bedauerlich. Denn meine Bemühungen werden damit wenig beitragen, den PLANETEN ZU RETTEN.

Amok zu laufen wäre also nicht ganz auszuschließen. Denn ein paar Leute abzumurksen weckt immer ein paar Leute auf. Natürlich nur solche Leute, die ich vorher nicht abgemurkst habe. Aber das versteht sich von selbst.

Das sage nicht nur ich, verstehen Sie? Es gibt eine Menge von wirklich intelligenten Leuten, die mit der Ansicht übereinstimmen, daß wir nur noch -12 (minus 12) Jahre haben, um DEN PLANETEN ZU RETTEN. Man nehme nur die Vereinigung - wenn Vereinigung das richtige Wort dafür ist - der Universitätsangestellten in England, die gerade einen offenen Brief an ihre Kollegen geschrieben haben, in dem es darum geht, den PLANETEN ZU RETTEN:
Die Menschheit steht am Rande eines Abgrunds. Wenn wir uns nicht augenblicklich um den Zusammenbruch des Klimas und die ökologische Krise kümmern, steht die Zukunft des Lebens auf Erden auf dem Spiel. David Attenborough hat sogar gesagt, daß wir "nicht radikal genug sein können", die Klimakrise anzugehen, und seine Stimme hat Gewicht.

Das Klima ist zusammengebrochen. Das ist sogar schon vor zwölf Jahren geschehen. Wir haben derzeit ja nicht einmal mehr ein funktionierendes Klima. Was heute da draußen vor sich geht, ist selbst unseren besten Wissenschaftlern ein Rätsel. 

Wie auch immer ist aber offenkundig, und zwar sogar für alle möglichen Berühmtheiten, und sogar für einen edlen Geist wie David Attenborough, daß wir "nicht radikal genug sein können", den PLANETEN ZU RETTEN. Also, fangen Sie an, und laufen Sie Amok! Zünden Sie irgendetwas an! Entführen Sie irgendjemanden Berühmten! Besetzen Sie ihre lokale Fernsehstation und nehmen Sie Geiseln!

Und hören Sie auf, sich um die Ratenzahlungen für Ihr Haus oder das Auto zu kümmern. Geben Sie das Geld stattdessen an irgendeine Mega-Wohltätigkeitsorganisation, die sich ganz und gar darum kümmert, den PLANETEN ZU RETTEN. Die werden auch wissen, wo sie Ihr Geld besser einsetzen können. Sie versammeln sich jetzt gerade in Monte Carlo, um sich in einem enorm anstrengenden Brainstorming den Kopf darüber zu zerbrechen, wie sie die Klimakrise lösen können.


WARNUNG Hochedele Damen und andere wohlgepflegte Stalltiere sollten während der nächsten Ansage ihre Augen verhüllen und weghören:

Universitäten sind jene Bastionen der Weisheit und des Wissens, die wir dringend benötigen, um den Kampf gegen die Klimakrise zu führen.

Die, deren Neurosen nach Lektüre dieses letzten Satzes noch immer funktionieren, können nun auch den nächsten Satz verkraften:

Die Auswirkungen der Klimakrise sind viel früher zu spüren als vorherzusehen war.

Zumindest diese Aussage würde freilich ein einfach gestrickter, halbwegs nüchterner Leser als Eingeständnis (also als sogar ziemlich selbstverständliches Eingeständnis) dessen hernehmen, daß Klimafachleute nichts von ihrem Handwerk verstehen. Denn wenn sie keine Vorhersagen machen können, dann haben sie eben keine Ahnung davon, wie die Atmosphäre überhaupt funktioniert.  Die Wahrheit ist allerdings, daß die einzige Person, die das einwenden würde, ein Mensch ist, der nicht will, daß man DEN PLANETEN RETTET.

Wenn wir aber schon mal bei Nüchternheit sind:
Nachdem die Vereinten Nationen (UN) warnen, daß Katastrophen durch die Klimakrise bald im Wochentakt geschehen werden, sollten wir uns der Gefahr bewußt werden, daß uns die Auswirkungen bald völlig entgleiten, und daß wir in absehbarer Zeit mit Veränderungen konfrontiert sein werden, die zu rasch und zu unvorhersehbar sind, als daß wir sie noch bewältigen zu können. 

Einmal pro Woche. Mein lieber Schollie, das ist ja eine Menge Katastrophen durch die Klimakrise auf einen Schlag. Man rechne doch einmal nach, wie viele das pro Jahr sind. Ich habe das getan: Es sind 52. Mein Rechner wäre endgültig zusammengebrochen, wenn ich nun auch noch zwei pro Woche gerechnet hätte. Und ich sage Ihnen, zwei pro Woche wird als nächstes auf uns zukommen.

Jetzt beginnt die Arbeit, unsere Welt in einen nachhaltigen, sicheren und fairen Ort für unsere Kinder zu verwandeln - mit der Großen Transformation.

Moment mal, mir kommt da eine Frage. Wir sollen wir es noch schaffen, vom Klimanotfall davon zu kommen, wenn wir weniger als -12 (minus 12) Jahre haben, um den PLANETEN ZU RETTEN, und unsere Welt in einen "fairen Ort" zu verwandeln?