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Samstag, 29. Februar 2020

Die Seinsschwäche ist schon lange erkennbar

Der Wert der Mercedes Aktie ist seit 2018 um 40 Prozent gefallen. So steht es in einem kürzlich erschienenen Artikel auf Eike, der sich wiederum auf Wirtschaftsmagazine beruft. Und ein ebenfalls junger Bericht auf Tichys Einblicke erzählt dasselbe. So nebenbei erfährt man noch, daß 2020 bis zu 15.000 Arbeitsplätze verloren gehen werden.

Bei letzterer Schrift geht man aber speziell der Frage nach, wer verantworten soll, daß der Wertverlust dieses einstigen Paradeunternehmens deutscher Industriepotenz und Ingenieurskunst voll auf Kosten der Aktieninhaber und der Mitarbeiter geht und mit der ideologischen Ausrichtung des Unternehmens zu tun hat. Die es blind für den Markt gemacht hat. Da kann es sich der VdZ nicht verkneifen, auf Artikel in diesem Blog zu verweisen, in welchen er aufgrund bestimmter Phänomene darauf schloß, daß Mercedes am absteigenden Ast ist. 

Woraus das erkennbar war? An der Werbung, der Spitze des Unternehmens also. An dem Ort, der das Sein wie das Sein-Wollen als Richtung am deutlichsten zeigt. Es hat schon vor Jahren eine Seinsschwäche erkennen lassen, die sich nun in allen Bereichen als Rückgang, Verlust, Deformation und nicht zuletzt in der Vielfalt der Ratlosigkeit zeigt, die einem Identitätsverlust gleichkommt. In dem Mercedes-Produkte nicht einmal mehr (außerhalb der angebrachten Etiketten) erkennbar wurden.

Es war also die Werbung, die schon vor etlichen Jahren Hauptgründe für einen Abstieg gezeigt hat. Hauptgrund Nummer eins, der vieles Weitere bereits in sich trägt, ist (immer, also auch hier) das Abgehen vom vitalen Wesen des Produkts. Stattdessen haben bei Mercedes offensichtlich die Controller die Unternehmensleitung übernommen. Das Schöpferische hat dann keinen Platz mehr. Wer heute Mercedes auf den Straßen ortet wird mit Staunen feststellen, daß es Autos "für alles und jedes - also für nichts" sind. Die nur noch durch den Stern am Kühler erkennbar sind. Eine Produktlinie, die als Mercedes identifizierbar ist, gibt es nicht mehr. Oder fristet ein Nischendasein.

Der zweite Grund wird auch bei Tichy richtig geortet. Dieser Verlust an Selbst, dieser Verlust an Eigenwert drückt sich natürlich nicht nur in der nicht mehr identifizierbaren Produktvielfalt aus, sondern in einer würdelosen Haltung auch den eigenen Mitarbeitern gegenüber. Die nur noch Kostenfaktoren sind. Das geht aber speziell bei einem Produkt mit so hohem Anspruch wie Mercedes schon einmal gar nicht. 

Der dritte Grund für den Selbstverlust ist die Rolle, die Ideologie und Politiknähe bei Mercedes spielt. Das bringt eine Abhängigkeit von der Politik mit sich. Wovon etwas aber abhängt (und wir haben es hier mit dem innersten Kern von Religion zu tun), das ist auch das, was es korrigiert. Diese Korrekturfaktoren müssen für ein Unternehmen vor allem das Produkt und seine Positionierung im Beziehungsmosaik der Gesellschaftsordnung, also der Menschen in ihren vielfältigen Beziehungen sein. Denn ein Produkt bezieht sich selbst auf jenes Beziehungsfeld, in dem es eine Aufgabe übernimmt, die über technische Funktion bis vor allem aber zur Selbstrepräsentation geht. In welcher dann dieses Produkt eine Rolle für das Selbstsein des "Kunden" spielt. 

Wer sich aber nicht mehr von diesem Feld - man könnte es durchaus als "freier Markt" bezeichnen - bestimmen läßt, sondern von Faktoren, die im Wesen aber gar keine Rolle spielen - wir nennen hier Ideologie als Wirkhebel, der das Sein eines Beziehungsfeldes verändern, bestimmen, erstarren lassen um es zu beherrschen und ihm damit das Wesentliche nehmen: das Leben, also die Offenheit für das Schöpferische des Transzendenten, das jedes Beziehungsfeld allein (weil damit verankert im Vorsehungsplan Gottes, des Seins selbst) erst bestehen läßt - erzeugt ein Monster.

Er erzeugt etwas, das mit dem Produkt als seiner Lebensquelle, aus der ein Unternehmen lebt (oder eben nicht), gar nichts mehr zu tun hat, sondern einem dämonischen Kretin gleichkommt, das in keinem natürlichen Spiel der Wesen (und das sind immer Dinge, als welthafte Beziehungsknoten) mehr bestehen kann. Solcherart kann so ein Unternehmen nur noch von der Politik leben. Mitarbeiter, Kunden und Aktienbesitzer sind dabei die Leidtragenden. Wer bleibt dann noch, der profitiert? Eben - niemand! Außer der Funktionärskaste, der "Manager", denen der existentielle Abhängigkeitsbezug zum Produkt fehlt. Die morgen auch in einem anderen Unternehmen arbeiten können, und in einer anderen Branche. Die austauschbar sind, und diese Prekarität mit einer "catch as catch can"-Mentalität wettmachen wollen, in der sie kurzfristiges Zahlenspiel mit "Erfolg" verwechseln. Wie sie es eben in den Universitäten gelernt haben.*

So, hier also nun einige der Artikel aus diesem Blog, wie oben besprochen. Die meisten stammen aus dem Jahre 2017.




Aber Mercedes begann bereits 2011 zu schwächeln
https://eberhardwagner.blogspot.com/2011/03/schwachlich.html

Auch wenn Mercedes noch besser als Audi war, denn dort zeigte sich der Einbruch (2018/2019) programmatisch, er ist dort also langfristig angelegt
https://eberhardwagner.blogspot.com/2011/01/setzen-der-neuen-zeit.html
und
https://eberhardwagner.blogspot.com/2017/09/wer-sich-mit-wanderheuschrecken-anlegt.html

Nur VW war 2017 noch "am Produkt". Leider ist das mittlerweile auch nicht mehr der Fall, auch VW ist der Ideologisierungsmeute beigetreten.
https://eberhardwagner.blogspot.com/2017/09/sie-bleiben-am-produkt.html

Diese Schwäche hat jedoch bereits die gesamte Volkswirtschaft Deutschlands befallen - durch Ideologisierung! (2018)
https://eberhardwagner.blogspot.com/2018/01/wie-man-eine-volkswirtschaft-zum_12.html

Ein neuer Geschäftszweig: Subventionen als Erwerbsquelle (März 2017)
https://eberhardwagner.blogspot.com/2017/03/menetekel-eines-magischen-weltbildes-1.html

Der Unterschied überzeugt von der Argumentation: Hier eine Werbung aus 2016. In der sich in der Werbung noch eine substanzhaltige Linie "am Produkt" feststellen läßt. Vielleicht hat man der Marketingabteilung noch nicht gesagt, was man vorhatte, so daß diese "naiverweise" noch am Wesen des Unternehmens als Produkt = Bestands-Knoten klebte?




*Spielt bei allen diesen Tatsachen eine Rolle, was wir so nebenbei hören? Daß nämlich ein chinesischer Konzern, der bereits Volvo gekauft hat (über die schrecklichen Auswirkungen auf das Produkt haben wir hier bereits 2016 gehandelt), angeblich die Aufstockung seiner Unternehmensbeteiligung am "sinkenden Stern Mercedes" (Die Welt, Februar 2020) auf zehn Prozent des Aktienvolumens plant?