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Montag, 3. Februar 2020

Vaterschaft ist Adoption, Kindschaft Erfüllung einer Bitte

Jede Vaterschaft ist eine Adoption, eine Annahme eines Kindes. Insofern gibt es keine "biologische" Determinante, die über eine gewisse Formträgerschaft hinausgeht, aber das Kind selbst nicht fatalistisch festlegt. Ist diese Annahme der erste Akt* der Beziehung Vater - Kind, kann dieses Verhältnis nur noch angenommen werden.** In dieser Annahme ist auch die Eingliederung in die Religion der Väter - Religion ist immer "Religion der Väter" - mit gegeben.²

²Deshalb kann auch die Taufe (mit ihrem Hauptgeschenk, dem Glauben) nur "erbeten", nicht "gewählt" werden. Denn sie bedeutet die Aufnahme in ein neues Volk, das nur "qualitativ" in die Welt wirkt, dem also die Welthaftigkeit erst beigegeben werden muß. In der konkreten Familie, dem konkreten Ort, Volk, etc. Alles das ist wiederum insofern gleich, weil man nicht "beitreten" kann, sondern "aufgenommen werden" muß. Das auch in Richtung so mancher verworrener Vorstellung beim Thema "Integration" oder "Zuwanderung", aber auch "Patchwork-Familie" gesagt. Was immer nur eine "Bitte", nie ein "Recht" sein kann, und mit Gehorsam beantwortet werden muß.

Eine "freie Wahl" der Vaterschaft (wie der Religion) ist dem Kind nicht möglich, es wäre ein unlösbarer Widerspruch zum Wesen der Identität als Geschenk, als Zuschreibung, als Aufgabe. Eine frei gewählte Identität wäre tot und starr. Insofern ist Gehorsam und Fügsamkeit dem Kind wesentlich.

Und das muß auch Inhalt der Erziehung bzw. Prägung durch die Mutter sein: Das Kind muß sich auf das Haus des Vaters hin transzendieren, das seinem Dasein vorausgeht, und ihm das Dasein (mit der Existenz als Aufgabe) zuordnet. Erst dadurch hat es die wesentlichen welthaften Voraussetzungen, Mensch zu sein. 

Denn dieses ist es, das ihm den Platz auf der Erde gibt, den Ort, der das Wesen festlegt, das es dann zu erfüllen gilt. Und nur in dieser Dynamik des Erfüllens gibt es das, was Dasein bedeutet, in der Dynamik der Existenz.

Weist das Kind diese Zugehörigkeit zurück, lehnt es sie ab, schädigt es sich selbst in seinem geistigen Aufbau, der nunmehr zerfallen muß und zu keinem schöpferischen Aufbau kommt. Sein ganzes Leben wird nur noch eine Auseinandersetzung mit diesem "Stehen neben der Ausgangsspur". Es ist damit auch die Geburt des Revolutionären.

Somit ist auch Volk - als Angehörigkeit in eine weitere Form der Vaterschaft - eine Angelegenheit des Geistes, der Zugehörigkeit unter ein Haus in Selbstüberschreitung (Transzendenz). Eine "rassisch", eine "biologische" Volkschaft gibt es nicht, sie ist, soweit sie vorkommt, eine zufällige Koinzidenz. Was sich auch in der Geschichte zeigt. 

Deshalb ist der Fortbestand eines Hauses (es ist mit Familie vergleichbar, aber dieser Begriff umschreibt es zu wenig präzise) abhängig von der Weitergabe des Geistes des (ersten) Vaters und Gründers.***

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Das macht das Kind nicht zum Objekt willkürlicher Auswahl nach der Geburt, sondern es zeigt nur die wesenhafte Gleichheit von Adoption und "persönlicher Zeugung". Der freilich bei der Aufnahme eines "leibfremden" Kindes (mit dem besondere Verheißung verbunden ist) eine irdische Erfüllung versagt bleibt - das leibliche Abbild im persönlich gezeugten Kind zu sehen.

Aber dem Sexualakt beim Menschen geht diese Adoption bereits ZUVOR, bzw. ist mit ihm untrennbar verbunden, bleibt aber eine Adoption, kann also auch durch den Vater (bzw. die Eltern) aufgelöst werden (sic!). Etwa, wenn das Kind den Gehorsam verweigert, sich also einem fremden Vater (Haus) unterstellt.

Nur bei Vorliegen dieser Adoptionserklärung (was hier speziell den Mann betrifft) ist jedoch das geschlechtliche Zusammensein wesensgemäß, und darin gründet auch die Auffassung der Ehe als Sakrament, als Anknüpfung an den vor-erbsündlichen Fall bzw. dessen Restauration. Wo im "Ja" der Ehe alles eingeschlossen war bzw. sakramental (als Getaufter ist er das automatisch) ist, sich somit Wort und Leiblichkeit untrennbar einen. Darin ist aber auch eingeschlossen, daß mit dem Ehe-Ja Mann und Frau einander in der hierarchischen Ordnung bejahen, die sie einander zusagen³, und damit auch den (apriori adoptierten) Kindern (und das ist der eigentliche Ort, in den Gott den Menschen schafft) ihren Ort zusagen: Der Sexualakt schafft den Ort, an den dann ein Kind eintreten kann.  

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Der Rückgriff auf körperliche (biologische) Abstammung ist immer ein "Notgriff", der aus der Schwäche geboren ist, oder politischen, interessengesteuerten Zielen folgte. Insofern hört auch jede Rassentheorie damit auf, irgend etwas an begründender Relevanz zu haben. Er ist im Wesentlichen heidnisch, weltimmanent, weltverschweißt, steht somit dem Geistigen (und damit wirklicher Vaterschaft) zuwider, und ist eine Erscheinung der Degeneration: Aus der ursprünglichen Einheit von Wort und Tat herausgebrochen, in der sich beide Seiten (Geist und Leib, Wort und Tat) sakramental zu einem Wirkmoment umfassen (wie also vor dem Sündenfall).

Insofern ist es zwar - als Erinnerung, als Sehnsucht nach der einstigen Vollkommenheit des Existierens, insofern als Gespanntheit auf eine verlorene Größe, die wiederzuerlangen der Mensch sich sehnt, weil sie seine ursprüngliche Hingeordnetheit, seine wesensgemäße Geschaffenheit und Sinnorientierung erfüllt - häufig zu sehen, und hat auch viel Verwirrung in der Definition von Volk, Familie, Kindes- wie Vaterpflichten und -rechte angerichtet.

Unsere Alltagssprache, unser Alltagsleben ist sogar regelrecht durchtränkt von den Widersprüchlichkeiten, die sich daraus ergeben, und deformiert von dort aus unser Denken und Erkennen. Um diese Widersprüchlichkeit zu bereinigen, ist wie bei ähnlichen solchen Fällen eine Zeit der Vorsicht nötig, in der jedes Wort, das gesprochen wird, jeder Gedanke, der sich formieren will, auf diese Voraussetzungen hin von uns selbst überprüft wird. Wer einen Irrtum erkennt, den er sehr wahrscheinlich schon lange begangen hat, sollte deshalb immer eine Zeit lang schweigen.




*So, wie der erste Akt der Zugehörigkeit zum Volk Gottes die Taufe ist.

**Darauf bezieht sich der Wortlaut des 4. Gebots, das dem "Du sollst Vater und Mutter ehren" anfügt: "auf daß Du lange lebest und es Dir wohlergehe auf Erden"

***Aus diesem Grund findet sich im Stammbaum Jesus Christi, der in den Evangelien immer wieder angeführt wird, keine (sic!) biologische Abfolge dargestellt (Männer und Frauen wechseln, manche gehören im "biologischen" Sinn von "biologischer Abstammung" sogar nicht einmal zum Haus Davids), sondern es ist die beweisende Rückführung auf den Geist des Vaters! Der von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Nur dort, wo dies der Fall war, ist auch die "Abstammung" und die Tradition ungebrochen.

³Die Abwesenheit dieses Ja in seiner gottgewollten, wesensgemäßen Ordnung (die mit der Ehe definitiv begründet wird) macht die Frage nach der Gültigkeit von Ehen im Zeitalter der "Gleichberechtigung"  so brisant. Denn es erhebt sich nicht nur die Frage, ob solche Ehen überhaupt noch gültig sind, sondern es macht die Ehe selbst in ihren Grundfesten unsicher.