Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 7. Februar 2020

Auf dem Weg zum Sklaventum (1)

Sachlich gesehen bringt Birgit Kelle in einem Gespräch mit Roland Tichy vieles auf den Punkt, und zeigt die Verrücktheit und Widersprüchlichkeit, die sich rund um das Thema "Kind" derzeit aufbaut und in Gesetzesform geronnen ist und weiter rinnen will. Wir stehen in den aktuellen Bestrebungen der Erweiterung der Leihmutter-Regelungen vor den letzten Schritten, die Frau generell als Gebärmaschine auszubeuten, sie auf den Geburtsvorgang zu reduzieren. Und verfangen uns in einem Dickicht von Widersprüchen und moralischen Horrorszenarien, denen niemand mehr Einhalt gebieten wird können.

Diese Widersprüche sind im Tiefsten freilich in jenem materialistischen, evolutionistisch-mechanistischen Menschenbild gegründet, das sich seit geraumer Zeit in unserer Kultur aufgebaut hat. Darin aber kollidiert es mit in der Emotionalität noch wachen Bedürfnissen aller Seiten und Arten. Also muß man leibliche Vorgänge von geistigen trennen, eine hohe Mauer zwischen den beiden errichten, und jede Überschau verhindern. Die psychische (seelische) Welt des Menschen soll damit - in der Tradition der mißverstandenen Auslegung der Rolle des Bewußten beim Menschen seit Descartes - zu einem Theater der Vorstellungen werden, einer Welt, die mit dem Bühnenrand abbricht.

Ethische Grenzen gibt es nur noch dort, wo dieses Bewußtseinstheater noch nicht ausgeweitet genug ist und deshalb mit Emotionen kollidiert, die aus anderen Welten stammen, zu denen die Verbindungen noch nicht genug gekappt sind.

Sehr schön zeigt Kelle aber die ontologischen Zusammenhänge aller derzeit bereits möglichen und möglich werden sollenden Vorgänge rund um Kind und Mutter, d. h. in Wahrheit auch der Väter, die aber bereits völlig aus dem Spiel genommen sind. Abtreibung, Leihmutterschaft, Eugenik (genetische Vorauswahl), Prostitution, und nicht zuletzt: Homosexualität ... 

Aus der "Ehe für alle" wird nun zwangsläufig auch das "Kind für alle". Dieses "Recht" übertrifft alle übrigen Menschenrechte, die etwa das Kind selbst noch hätte, solange es uns noch nicht ausreichend vor die Augen treten kann, im Leib der Mutter. Der Zynismus, die tiefe Verlogenheit, mit denen hier sogar noch von "reproduktiver Gesundheit" gesprochen wird, ist kaum noch zu überbieten. Ebenso wenig wie die Verlogenheit zu übersehen ist, mit der dieselben, die für die Abtreibungsrechte als "Recht der Frau" eintreten, nun die Einführung von "Kinderrechten" fordern. Deren wahre Intention damit offenbar wird: Sie sollen als Instrument dienen, mit dem der Staat beliebig in Familien eingreifen kann, weil er zukünftig sogar die Pflicht festschreibt, sich täglich mit an den Tisch der Familien zu setzen. 

Während die Kinder aus ihrem ureigensten sozialen Gefüge, ALS Kind von Eltern, herausgebrochen und schein-autonomisiert wird. Scheinhalber, weil natürlich der Staat diese Autorität übernimmt, die naturrechtlich als Recht (wie Pflicht, natürlich) lediglich den Eltern zukommt. Damit werden sie zum bloßen Spielball von Interessen und sind Fremdmächten ausgeliefert. Dort unterliegt es einem existentiellen Hürdenlauf, in dem es sich unter ständiger Observation weiß, wo in dem Moment, wo es bestimmten Vorstellungen und Ansprüchen nicht genügt, sein Lebensrecht verwirkt wird.

Kinder werden zur Ware, Leihmütter zu einer neuen Form der Prostitution

Kelle weist aber auch auf noch etwas hin. Zukünftig wird immer mehr den Kindern jene Sicherheit genommen, die bisher als unnehmbar galt: Die Sicherheit der Mutter bzw. wer die Mutter ist. (Denn "Pater semper incertus" - "Der Vater ist immer unsicher", beruht lediglich auf dem Wort und kann sogar ergriffen werden, worauf die Idee der Adoption als Grundform der Beziehung Vater-Kind beruht.) Was besonders in seinen ersten Lebensjahren von entscheidender Bedeutung ist, um sich in der Welt über die Identifikation mit der Mutter zu etablieren, ehe es allmählich zum Wort (zum Vater) kommt, und damit zur Freiheit. 

Die technische Zergliederung, die einer Reduktion des Weltwerdevorgangs auf technische Vorgänge gleichkommt, die sogar örtliche Teilung der Zeugungs-, Empfängnis-, Schwangerschafts- und Geburtsvorgänge macht aber selbst diese Identifizierbarkeit zur juristischen und philosophischen Spitzfindigkeit, der die tiefere emotionale, persönlichkeitsbegründende, vor allem aber der Liebe (über Ähnlichkeit und Vertrautheit) aufhelfende Selbstverständlichkeit fehlt. Man stelle sich alleine vor, was es für einen Menschen an seelischem Bruch bedeutet, neun Monate im Leib einer (fremden) Mutter aufzuwachsen, um dann per Geburtskanal in eine völlig neue, fremde Welt der "Bestelleltern" gestoßen zu werden. So ein Mensch muß also auch als Erwachsener jede Kultur, jede gesellschaftliche Ordnung als Bedrohung durch einen Feind empfinden, der ihm die Einhausung in der Welt verweigert und das Grundvertrauen in die Ordnung der Natur verhindert und zerstört.

Und warum das alles? Wegen der Eigensucht vieler Menschen, die eine Welt wollen, die sich jeden Moment ihrer spontanen Willkür fügt, und jede Wahrnehmung der gigantischen Kollateralschäden, die sie dabei anrichten, ausschalten möchte. Deshalb muß auch jede Logik, jede Konsistenz des Weltbildes vermieden werden. Und man tut es, indem man die Vernunft selbst durch (negative) Moralisierung verhindert, während man den gefälligen Spontanbeschluß positiv romantisiert.

Morgen Teil 2) Zu den Vätern







*261119*