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Dienstag, 4. Februar 2020

Ethos des Kampfes

In einer Dokumentation über die alten Germanen hat der VdZ folgende Aussage gehört:  

Die Germanen lehnten körperliche Arbeit als Weg seinen Lebensunterhalt zu bestreiten als feige und unehrenhaft ab, weil nur der Kampf und die ständige Todesgefahr im Krieg als Überwindung der Angst, als Hingabe an das von Gott bestimmte Schicksal zu Wotans Tafel in Walhall führte, ein nicht darauf abzielendes Leben aber das Leben nicht wert war.

Eine sehr religiöse Haltung. Die sie nicht nur mit den Griechen der Antike teilten, die bei allen Feinden gefürchtet waren, weil sie den Tod nicht fürchteten, ja ihn zu suchen schienen. Jeder griechische Krieger war deshalb ein Individualist, und das erhöhte seinen Kampfwert beträchtlich. Erst die Technik machte die Überwindung möglich, weil sie einen ehrlosen Kampf möglich machte. Die Geschichte ist voll mit Beispielen, wie gerade revolutionäre Kämpfe nur deshalb Erfolg hatten, weil sie auch die moralische Ordnung zertrümmerten. Etwa sei den Schweizern deshalb und mit Bedauern gesagt, daß ihr "Freiheitskampf" durchaus weniger glänzt, als sie gerne hätten, denn er war ein ehrloser Kampf, nur auf den Endzweck, den Effekt ausgerichtet, und verstieß gegen jeden ritterlichen Ethos.

So kann man tatsächlich von einer (positiven) Kultur des Krieges sprechen. Das relativiert die Aussage, daß erst das Christentum das Abendland möglich machte, weil es eine völlig andere Haltung zur Arbeit lehrte und läßt verstehen, warum eben dieses Christentum, das falsch verstanden ("... dem halt auch die andere Wange hin") als "Religion der Schwäche" gesehen werden kann, von so vielen Heidenvölkern abgelehnt wurde.

Obwohl es, richtig verstanden, diesem Ethos keineswegs widerspricht, sondern ihn in gleichem Maß zum Kriterium macht, nach dem Krieg und Kampf nur bei solchen Voraussetzungen gerechtfertigt ist, weil andernfalls zur Sünde wird. Denn keine der genuin christlichen Haltungen ist ohne Bereitschaft zu sterben, gekreuzigt zu werden, also zu leiden, christlich zu verstehen.

Genau deshalb auch mußte immer die Ehre im Krieg allem voran stehen, auch im christlichen Abendland. Ohne Ehre war kein Kampf es wert, geführt zu werden. Der Niedergang hin zu brutalen, menschenunwürdigen Kriegen, die nur noch auf Auslöschung des Gegners abzielten, setzte überall dort ein, wo dieser Ethos zugunsten eines technischen Kalkulierens verloren ging. Und erklärt, warum bestimmte Waffen, Kampftechniken, Strategien (wie der Partisanenkrieg) unehrenhaft und abzulehnen waren. Das Wesentliche am "Ritter" war somit nicht die Effizienz im Kampf, sondern die Haltung, nur der Ehre wegen zu kämpfen.

Die Kriegsgeschichte der letzten Jahrhunderte ist aber eine einzige Aneinanderreihung von Tabubrüchen, die ein Abgehen von der Ehre namens einer effizienteren, mehr auf den Endzweck "Sieg" ausgerichteten Strategie und Taktik bedeuteten. Gleichzeitig wurde der Krieg immer barbarischer. Und zar in dem Maß, in dem das Jenseitige, das Transzendente, die jenseitige Wirklichkeit, das Eingreifen Gottes (der Götter, die alles in der Hand halten), als eigentlichen Taktgeber der Realität, weil die eigentliche Wirklichkeit, ausgeschaltet, das Denken nur noch auf weltimmanente Vorgänge (Technik) reduziert wurde.