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Freitag, 21. Februar 2020

Rettung aus der Identitätskrise (1)

Der jüdische Autor und Philosoph Gilad Atzmon, international bekannt vor allem durch seine Jazz-Musik, meint in einem aktuellen Gespräch mit E. Michael Jones, daß der "Judaismus" nur eine der gezählt mindestens 24 Religionen ist, die im Judentum bzw. als Judentum vorkommen. Ob aber Bolschewismus oder Judaismus, ob Progressismus, schrankenloser Wirtschaftsliberalismus oder Holocaust (das Bekenntnis, an das heute alle Juden glauben) - alle diese Religionen tragen ein Merkmal: Sie sind ein je anderes Gesicht des Exzeptionalismus, also des Glaubens, besonders und auserwählt zu sein. 

Daraus schöpfen viele Juden das Recht, sich gegen jede etablierte Ordnung zu stellen, weil sie sich in göttlicher Legitimation sehen, eine neue Ordnung für die Welt zu etablieren. 

Dabei nimmt Atzmon eine eigene Position ein. Er, der sich selbst als Bolschewist bezeichnet, ist der Meinung, daß der Gott, auf den sich die Juden beziehen, also der Gott des Alten Testaments (Torah), so viele abstoßende Eigenschaften hat, daß er nicht versteht, warum man überhaupt zu solch einem Gottesbild gegriffen hat. Und er sieht sich darin mit vielen Christen sogar einig, auch wenn er selbst nicht aus religiösen Gründen zu dieser Haltung gekommen ist. 

Darin stimmt ihm Jones zu. Der jedoch meint, daß die Juden bis zu Jesus Christus sich auf die biologische Seite des Judentums als Identität gestützt haben ("Samen/Sperma Abrahams"), anstatt auf eine theologische Betrachtungsweise des Alten Testaments. Dem Christen ist das Alte Testament insofern anders als dem Juden, als er es aus der Sichtweise des Neuen Testaments heraus interpretiert. Jesus Christus widerspricht auch dem jüdischen Stolz auf die DNA, auf das biologische Erbgut. Wörtlich nennt er sogar Satan den Vater der Juden, die aus Mangel an Glaube, aus Glaubensabfall nicht die geistige Kontinuität zum Erlöser Jesus Christus sehen. 

In dieser Ablehnung des Erlösers hat sich das Hebräertum zu einer neuen Religion entwickelt, dem, was wir heute als "Judentum" bezeichnen. Das somit eine jüngere Religion ist als das Christentum. Ein biologisches Kontinuum gibt es nicht, das ist sogar durch die DNA-Untersuchungen zu zeigen. Die Identifikation der Juden besteht nicht zu ihrer biologischen Abstammung, sondern ist als "Rasse" eine politische Identität. 
Es geht deshalb gar nicht darum, was Juden "sind", meint Atzmon, sondern womit sie sich identifizieren. Im ganzen Diskurs um das Judentum geht es deshalb nur immer und seit je nur um eines: Um die Selbstliebe aller, die sich als Juden bezeichnen. Diese Selbstliebe wiederum hat keinen anderen Aufhänger als den Glauben daran, etwas Besonderes, etwas Spezielles, auserwählt und allen übrigen Menschen überlegen zu sein. Das ist der Grund, warum sie sich politisch und kulturell vom Rest der Menschheit abgrenzen, denn in allem geht es darum, die Selbstliebe zu verteidigen.
Es geht aber Juden nicht darum, jemanden zu einem Juden zu machen, ihn darein zu verwandeln. Sondern es geht ihnen darum, andere so denken zu machen, wie Juden denken. Es geht ihnen darum, die Menschheit in die "zwölf Stämme Israels" zu verwandeln. Weil sich die Juden aber von ihrem Boden, ihrer Herkunft, ihrer Geschichte getrennt erfahren, sind sie zu Feinden von allem geworden, was Identität vermittelt, sogar vom "Geschlecht" (auch der Genderismus ist ein jüdischer Gedanke). Identitätspolitik (Genderismus bzw. LGBT) ist deshalb ein typischer Ausdruck des Zustands der Juden nach Christus. 

Juden, die sich selbst über die von der Mutter geerbten Gene identifizieren, haben sich in den gängigen Gesellschaften und Gesellschaftsmodellen nicht wiedergefunden, sie waren nirgendwo zuhause. Deshalb haben alle ihre politischen und ideologischen Agenden im Kern diesen einen Punkt, ob nun beim Genderismus oder im Klassenkampf: Sie wollen alle bestehenden Einteilungen und Ordnungen auslöschen, und identifizieren sie mit Ungerechtigkeit.

Was Atzmon kritisiert ist, daß die ganze Welt mittlerweile gelernt hat, diese jüdische Problematik zu übernehmen. Heute wird jede politische Angelegenheit als Identitätsfrage angesehen, die biologisch definiert ist: Als Frau, als Mann, durch Rasse, Geschlecht, Hautfarbe ... Und die Linke hat weltweit diese Denkweise übernommen, und vertritt die Position, daß die politische Ausrichtung durch biologische Gegebenheiten bestimmt wird. Die Linke hat damit eigentlich den Standpunkt des Hitlerismus übernommen, daß sich Exzeptionalität bzw. Identität über Sprache und Gene definiert.

Damit spricht niemand mehr über ökonomische Bedingungen und Probleme, sondern alle beschäftigen sich nur noch mit sexuellen Dingen. Eine Idee, ein Deal, der maßgeblich von Michel Foucault - einem Katholiken, der mit seiner Philosophie sein schlechtes Gewissen* bewältigen wollte - ausgegangen ist, der da mit den Oligarchen geschlossen wurde. Und sagt: Ihr gebt uns jede Form von sexueller Freiheit, dafür kritisieren wir Euer Wirtschaftssystem nicht mehr. 

Aber Foucault selbst hat wiederum auf die Ideen von Wilhelm Reich und der Frankfurter Schule zurückgegriffen. Auf sie geht die Umwandlung der Sexualität in eine gesellschaftspolitische Waffe zurück. Es ist auffallend, daß im Zentrum dieser Ideenkreise vor allem Juden stehen. Und der Grund dafür ist evident: Alles das hat mit der Suche nach einer Identität zu tun, die sich aber nicht aus herkömmlichen moralischen und gesellschaftlichen Ordnungsmodellen speisen kann. Die alte, ursprüngliche Linke war vor allem damit befaßt, die konkreten Lebensbedingungen zu verbessern. Die neue Linke aber ist damit befaßt, die Menschen aufzusplittern. In Rassen, Identitätsmerkmale, Genderismen etc.  - also auf Biologismen. 



Morgen Teil 2) Jerusalem oder Athen?


*Das ist es auch, was ihn (wie eigentlich alle Menschen) mit den "Juden" verbindet, das haben sie gemein: Ihre Weltanschauung, ihre Religion ist eine Legitimierung ihrer Rebellion gegen die herrschende Moral und gesellschaftliche, zwischenmenschliche Ordnung. Muß noch extra erwähnt werden, daß Foucault ein strikter Vertreter eines unbeschränkten Wirtschaftsliberalismus gewesen ist? Denn Wirtschaftsliberalismus ist eine Aushändigung des ökonomischen Lebens einer Gesellschaft an die Vertreter des Wuchers ("usuria"), dem innersten Wesenszug des Kapitalismus. Der Liberalismus ist eine Ideologie der Wehrlosigkeit der Schwächeren gegenüber den unmoralischen, skrupellosen Stärkeren, wir haben es an diesem Ort schon mehrfach aufzuzeigen versucht.