Die Rede, die Peter Handke anläßlich der Verleihung des Nobelpreises für Literatur 2019 an ihn in Oslo hielt, kann man nur als Aufruf zum Kleinen, Direkten, Begegnenden sehen, zur Suche und Auslieferung an die Wirklichkeit selbst sehen. Handke zeigt darin, daß er selbst nicht den großen geistigen Unterbau hat, um einen Plan zu sehen, aber er beruft sich auf das, was die eigentliche Arbeit des Poeten ist - die Nicht-Vernutzung des Wahrgenommenen, die Reinheit der Sinne, die Unmittelbarkeit der Eindrücke wieder zu gewinnen. Sich aus allem Alltäglichen daraus hin durchzuarbeiten ist seine Lebensaufgabe. Und darin überwindet er die Zeit. So daß seine Bilder und Darstellungen Fenster zum Wirklichen selbst werden.
Hier gewinnt auch die Volkssprache, der Dialekt, die Muttersprache ihre Bedeutung. Weil hier noch viel jener ursprünglichen Poesie enthalten ist, wenigstens daran erinnert, das wir aus der Zeit vor der Erbsünde, und als Ausblick auf die Zeit nach der Wiederkehr Christi, im "neuen Himmel und der neuen Erde", wieder gewinnen werden. So wir uns dafür entscheiden.
Es ist gewiß vorerst zuviel verlangt, wenn man von Handke auch die Einsicht verlangte, daß dieser Anblick des wirklichen Wirklichen in der Liturgie der Kirche, in ihrem Kult gegenwärtig ist. Aber es macht gar nicht so sehr staunen, wenn der Nobelpreisträger bei seiner Osloer Rede, die kaleidoskopartig, ungeordnet, wie eine Patchworkarbeit, mitten unter alltäglichen Lebensblüten ganz selbstverständlich auch eine marianische Litanei vorträgt. Aber schon in seiner Wende anläßlich des "Serbien-Skandals", in dem er eines Tages aufwachte, den der VdZ immer als "Rückkehr zum Patriarchalen" sah, war erkennbar, daß Handke ahnt, daß das Wirkliche, das Wahre, das Poetische etwas mit der Heiligkeit sui generis, also auch mit der Heiligkeit der Tradition zu tun hat.
Und da taucht dann plötzlich auch ein neuer Begriff von Mensch und seiner Natur auf. In dem der Dichter sich von allem bloß faktischen Subjektivismus langsam zu trennen beginnt und begreift, wie sehr seine Dichtung bedeutet, Sprachrohr für ein unendlich Großes, Wahres, Schönes zu sein, das er durch seine Stimme, durch seine Feder zur Welt bringt. Nicht "er" ist das Interessante, sondern dieses außer, über ihm liegende Ewige des Geistes.
Insofern ist Handke ein Beispiel für die Tatsache, daß in Zeiten kulturellen Niedrigstandes, schon gar solchen des Niedergangs, große Kunst nicht mehr möglich ist. Denn der Künstler hat fast nur noch das Abgrenzen, aber nicht mehr die ihn selber formende Kraft eines positiven, aufbauenden, seinstragenden kulturellen Stromes zur Verfügung. Mehr als gelegentlich zu erreichen, die dicke Eisschicht im See, in den man per Geburt geworfen wurde, zu durchbrechen und wenigstens ein wenig frische Luft zu schöpfen ist dann nicht mehr möglich, und schon die maximal mögliche Leistung.
Denn in der Poesie ahnen wir erst, was nur im Sakramentalen - dem Generalzustand vor der Erbsünde - real wird. Sie ist somit der Duft des Ewigen, nicht das Ewige selbst, die Rampe, von der weiter zu gehen aber nicht in unserer Hand liegt, sondern ungeschuldete Bewegung von Gott her zu uns ist. Ohne die es aber keine Welt geben würde, weil der die Wirklichkeit fehlte.
Und da taucht dann plötzlich auch ein neuer Begriff von Mensch und seiner Natur auf. In dem der Dichter sich von allem bloß faktischen Subjektivismus langsam zu trennen beginnt und begreift, wie sehr seine Dichtung bedeutet, Sprachrohr für ein unendlich Großes, Wahres, Schönes zu sein, das er durch seine Stimme, durch seine Feder zur Welt bringt. Nicht "er" ist das Interessante, sondern dieses außer, über ihm liegende Ewige des Geistes.
Insofern ist Handke ein Beispiel für die Tatsache, daß in Zeiten kulturellen Niedrigstandes, schon gar solchen des Niedergangs, große Kunst nicht mehr möglich ist. Denn der Künstler hat fast nur noch das Abgrenzen, aber nicht mehr die ihn selber formende Kraft eines positiven, aufbauenden, seinstragenden kulturellen Stromes zur Verfügung. Mehr als gelegentlich zu erreichen, die dicke Eisschicht im See, in den man per Geburt geworfen wurde, zu durchbrechen und wenigstens ein wenig frische Luft zu schöpfen ist dann nicht mehr möglich, und schon die maximal mögliche Leistung.
Denn in der Poesie ahnen wir erst, was nur im Sakramentalen - dem Generalzustand vor der Erbsünde - real wird. Sie ist somit der Duft des Ewigen, nicht das Ewige selbst, die Rampe, von der weiter zu gehen aber nicht in unserer Hand liegt, sondern ungeschuldete Bewegung von Gott her zu uns ist. Ohne die es aber keine Welt geben würde, weil der die Wirklichkeit fehlte.
*111219*
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