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Samstag, 29. Februar 2020

Filmempfehlung

Als Zufallsfund wertet der VdZ den Film "Drug King", mit einem phantastischen Song Kang-Ho in der Hauptrolle. Der Koreaner spielt den einfachen, aber gerissenen Mann Lee Doo-Sam, der in der Mandschurei geboren ist, und über etliche Stationen nach oben purzelt. Bis er den gesamten Handel mit einer Wunderdroge durch simple Fügungen, wie sie einem so einfachen Gemüt anstehen, in die Hand bekommt, kometenhaft nach oben steigt - und wie es sich für so ein Märchen gehört, steil abstürzt. Dabei orientiert sich der Film, wie es heißt, an wahren Begebenheiten aus dem Korea der 1970er Jahre. 

Es geht um "Crank" oder das Metamphetamin Philopon, wie es auch im Dritten Reich verbreitet war. Crank selbst wurde in den Dreißiger Jahren in Japan erfunden, und sofort für militärische Zwecke eingesetzt. Denn es macht mutig, ja furchtlos, und man braucht lange keinen Schlaf mehr - Eigenschaften des idealen Soldaten. Denn die damals neuen Strategien der Mobilität, der Überraschung, des atemlosen Tempos brauchte solche Soldaten.

Vielleicht also haben wir es hier mit einem guten Teil des Geheimnisses der deutschen Blitzkriegssiege zu tun, denen unausweichlich der Kater und der Zusammenbruch folgte. Zuvor aber nahmen sie die japanischen Soldaten und Piloten, und die besonders aufputschende, euphorisierende Kurzzeit-Wirkung war auch bei Kamikaze-Piloten sehr gefragt. 

Für solche, die älter werden wollen hat es allerdings eine fatale Nebenwirkung: Es ist so "beglückend", macht so "high", daß viele schon nach dem ersten Konsum nicht mehr herunterkommen und die Droge unbedingt wieder wollen. Es ist also für Drogenhändler das ideale Suchtmittel.

Deshalb wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg verboten, und das Rezept ging sogar verloren. Ganz? Eben nicht ganz. Einen einzigen, alten, sehr wunderlichen Professor gibt es, der das Rezept und vor allem die Methode der Herstellung noch kennt. Das entdeckt der bauernschlaue Koreaner Doo-Sam, und er nutzt es, um einen regen Schmuggel nach Japan, wo die ungestillte Nachfrage natürlich enorm ist, aufzuziehen. 

Aus einem kleinen Bauern wird binnen weniger Jahre ein Mann mit enormem Reichtum und jenem Einfluß, den Geld mit sich bringt. Dann hat man viele Freunde, noch mehr Ohrenbläser. Zu viele wollen mitschmarotzen. Und man kann sich viele Menschen kaufen. Schon gar bei einem Produkt, das illegal ist, aber zum größten Exportgut des Landes aufsteigt, also politisch bedeutsam wird. Das Spiel ist deshalb gefährlich. Zu viele meinen in solchen Fällen mehr Recht auf die Vorteile des Geldes zu haben. Deshalb bricht so ein Spiel immer irgendwann zusammen.

Als Doo-Sam stürzt, reißt er natürlich die halbe Regierungsmannschaft Koreas mit, und liefert der Staatsanwaltschaft handfeste Anklagepunkte gegen zahlreiche ihrer Mitglieder wegen Korruption.

Das alles wird mit großem Tempo erzählt, und in einer berückenden Mischung aus Überzogenheit und Realismus. Das sind auch die besten Ingredienzien für großes Schauspiel, das von überwältigender Spielfreude getragen ist, und zwar bei allen Akteuren, besonders beim Hauptdarsteller.

Den Film gibt es leider nur auf Koreanisch. Aber für die, die des Koreanischen nicht so mächtig sind, natürlich mit Untertiteln. Das ist in diesem Fall nicht nur verzeihbar, sondern erhöht den Filmkonsum vielleicht sogar. Weil man sprachliche, klangliche Nuancen hört, die verblüffen, weil sie so perfekt zu Szenerie und Figuren passen, und alles so rund wird. 

So daß sich im Insgesamt, in allen Bereichen, in "Drug King" ein poetischer Humor zeigt, wie er in seiner Vergnüglichkeit im Film und sogar auf der Bühne selten ist. Auch, ja gerade für Europäer. Weil sich dieser Humor mit dem des Abendlandes in dessen besten Geschichten trifft.