Man mische Bad Homburg und
Rex-Einmachgläser, und schon erhält man einen nächsten Firmennamen, der
nicht einfach für ein Produkt, sondern für ein Ding unseres alltäglichen
Lebens stand. So wie Cappy für Orangensaft, oder Tixo für Klebstreifen,
war bis 1920 das Rex-Glas ein Synonym für Einmachgläser. Die sich sogar zu einem
Verb modulierten: Einrexen stand in der Kindheit und Jugend des VdZ
generell für das Haltbarmachen und Lagern in Einmachgläsern, ob süß oder
sauer. Etwas, das damals noch jede Hausfrau tat, und heute in
Ost-Mitteleuropa immer noch sehr weitgehend üblich ist. Und die
Bezeichnung "Rex-Gummi" ist gleichermaßen zum Synonym für einen
bestimmten starken widerstandsfähigen und dauerhaften Gummi geworden,
für den es keinen Ersatzbegriff gibt.
So,
bitte schön, kann man sich Adam und Eva vorstellen, wie sie im Paradies
allem einen Namen gaben, und so wurde aus der Schöpfung die Welt, die
immer eine Welt des Menschen ist, also die differenzierte und in der
Geschichte immer differenziertere Welt einer Kultur. So sehr, daß mit
dem Fallen der Begriffe auch die Welt und der Wohlstand fällt. Wo die
Sprache arm wird, wird es auch der Mensch, weil der Mensch das
Hinausstrecken ins Transzendente der Idee verliert. Existenz aber ist ein
Hinausstrecken. Nichts ist, was nicht über sich hinausstrebt. Ursache
und Wirkung. Nicht umgekehrt.
Die
Basis jedes Wohlstands ist somit nicht die Menge an Produkten, die man
um sich herumstehen hat, sondern deren Einbindung in das Leben - an
einen Ort, wie er in einer Kultur sogar geschaffen wird. Wo alle Dinge
solche Orte ausfüllen und soweit auch "sind", die man als "Speicher"
bezeichnen könnte. Immer aber dynamisch, tätig seiend. Und die in diesem
Tätigsein den einzigen wirklichen Kern dessen ausmachen, was man als
Wohlstand bezeichnen kann.
In
der Beantwortung des Angebots der Natur, die in ihren Kreisläufen und
damit Jahreszeiten im Übermaß liefert, woraus wir durch unseren Verstand
und mit Liebe zur Schöpfung Wohlleben speichern und damit auch im
Winter genießen können, was auch mit Unabhängigkeit zu tun hat. Wo der
Mensch zu differenzieren vermag, wo er Begriffe schafft, hat auch die
Welt immer genug, damit er an dem Ort, an dem er steht, auf den hin er
geboren wurde, seine Existenz bestreiten kann.
Der
VdZ kann sich auch noch an die "Regina" erinnern, jene Horex
Beiwagen-Maschine, die aus der nach dem Krieg siebentgrößten
Motorradfabrik Deutschlands stammte, dem Horex-Werk in Bad Homburg. Auch
den typischen Sound hat er noch im Ohr.
Wie
immer bei solchen Geschichten steht hinter diesen Produkten, die Leben
und Denken von Generationen geprägt haben, wo ein Unternehmen und ein
Ding, das in eines Leben integriert wurde und dieses im rechten Sinn
erweiterte und bereicherte, also ein Stück Kultur ist, die Geschichte
einer Unternehmersfamilie. Die mit Hingabe und offenen Sinnen, vor allem
aber mit viel Liebe zur Arbeit, Mensch, Heimat Produkt um Produkt ersann
und herstellte. Das läßt sich zumindest über jenes Produkt sagen, das die Firmengründer groß und reich machte - die Rex-Gläser. Als er
starb, hinterließ er einem Sohn sein Erbe, der bis zweiundzwanzig viel "von der Welt
gesehen" hatte, also "Berufssohn" war. Und gerne Motorradrennen fuhr, die Tätigkeit, die einem Lebemann in den 1920ern eben ansteht.
Im
Fall der eigentlichen Horex-Werke verbinden sich aber bereits die Schicksale mehrerer
Unternehmer. Auch in einer Charakteristik, die diese Hingabe gar nicht mehr kennt. Das macht die Geschichte von Horex-Motorrädern sogar zu einer sehr aktuellen Geschichte.
Denn man könnte es als Menetekel sehen, wenn ein Hersteller wie Rex vom Produkt, das ihm viel Geld gebracht hat, so weit weggeht, und ein ganz neues Produkt aufgreift, "weil es sich gerade der Laune anbietet".
Hier fehlt etwas. Etwas, das die Geschichte von Horex-Motorrädern eben zur Geschichte eines Produkts und die von Mitarbeitern macht, nur sekundär zu der von Unternehmern. Es muß an bestimmtem ernsthaftem Willen gefehlt haben, wenn ein Einmachgläser-Hersteller zu Motorrädern greift.
Vielleicht hängt dieser Defekt, als das wir das gleich vorweg definieren, mit dem Umstand zu tun, daß der eigentliche Firmengründer sich bald einen Partner in die Firma nahm. Der erst die Geschichte der Rex-Gläser, aber im Sohn die Geschichte von Horex auf den Weg brachte: Friedrich Kleemann.
Aus der Not nach dem Ersten Weltkrieg (das Diktat von Versailles verbot sogar die Herstellung von Flugzeugmotoren) bündelten sich vorerst freilich scheinbar mehrere Unternehmerwillen zu einem einzigen. Rex und Columbus-Motoren (großgeworden mit dem legendären "Gnom", dem Antriebsmotor für die Landwirtschaft, aus denen später Flugzeugmotoren entwickelt wurden) stellten erst Fahrräder mit Hilfsmotoren her. Aus der Renn-Leidenschaft des verwöhnten Rex-Sohnes, der für viele ein Taugenichts schien, wurden daraus die ersten Motorräder.
Deren Technik von den leibhaftigen Erfahrungen des jungen Fritz Kleemann selbst gespeist, informiert und angetrieben wurde. Denn Motorrad-Rennen waren in den 1920er und 1930er Jahren sehr beliebt. Sogar in der Heimatstadt des VdZ, Amstetten, wurde damals vor den Toren der Stadt eine Sandbahn betrieben. Um die herum sich Gastronomie und Technik ansiedelte, und einen späteren neuen Stadtteil formte.
Denn man könnte es als Menetekel sehen, wenn ein Hersteller wie Rex vom Produkt, das ihm viel Geld gebracht hat, so weit weggeht, und ein ganz neues Produkt aufgreift, "weil es sich gerade der Laune anbietet".
Hier fehlt etwas. Etwas, das die Geschichte von Horex-Motorrädern eben zur Geschichte eines Produkts und die von Mitarbeitern macht, nur sekundär zu der von Unternehmern. Es muß an bestimmtem ernsthaftem Willen gefehlt haben, wenn ein Einmachgläser-Hersteller zu Motorrädern greift.
Vielleicht hängt dieser Defekt, als das wir das gleich vorweg definieren, mit dem Umstand zu tun, daß der eigentliche Firmengründer sich bald einen Partner in die Firma nahm. Der erst die Geschichte der Rex-Gläser, aber im Sohn die Geschichte von Horex auf den Weg brachte: Friedrich Kleemann.
Aus der Not nach dem Ersten Weltkrieg (das Diktat von Versailles verbot sogar die Herstellung von Flugzeugmotoren) bündelten sich vorerst freilich scheinbar mehrere Unternehmerwillen zu einem einzigen. Rex und Columbus-Motoren (großgeworden mit dem legendären "Gnom", dem Antriebsmotor für die Landwirtschaft, aus denen später Flugzeugmotoren entwickelt wurden) stellten erst Fahrräder mit Hilfsmotoren her. Aus der Renn-Leidenschaft des verwöhnten Rex-Sohnes, der für viele ein Taugenichts schien, wurden daraus die ersten Motorräder.
Deren Technik von den leibhaftigen Erfahrungen des jungen Fritz Kleemann selbst gespeist, informiert und angetrieben wurde. Denn Motorrad-Rennen waren in den 1920er und 1930er Jahren sehr beliebt. Sogar in der Heimatstadt des VdZ, Amstetten, wurde damals vor den Toren der Stadt eine Sandbahn betrieben. Um die herum sich Gastronomie und Technik ansiedelte, und einen späteren neuen Stadtteil formte.
Die
Rennerfolge des jungen Mannes ("von Beruf Sohn") beleuchteten das Produkt und hob es aus
der riesigen Schar von kleinen Motorradfabrikanten in Deutschland heraus. Mit dem Kauf
eines (nicht ganz so auf Rennen ausgelegten) Motorrades trat jeder Kunde
in jenes Licht, in dem der Ort glänzte, den die Horex-Räder ausfüllten,
und der jeden aufnahm, der diesem Beziehungskreis beitreten wollte. In
Rennen zeigte sich außerdem, wie weit ein Produkt wirklich in seiner
Entwicklung war. Technik und Qualität wurden für jeden nachvollziehbar.
Horex-Motorräder wurden "von Rennfahrern für Rennfahrer" gebaut. Es leuchtete das Produkt, das muß man im Auge behalten.
Die Geschichte von Unternehmen ist zwar immer auch die Geschichte von
Mitarbeitern, abhängig von der Charakteristik des Unternehmers selbst, in diesem Fall aber mehr als meist. Denn ein guter Rennfahrer mit Esprit (aber vielleicht etwas wenig Charaktersubstanz), Unternehmerssohn und -erbe, mußte Talente integrieren, die er
selbst nicht besaß.
Wie bei jedem Unternehmen, wurden auch an den Horex Werken Talente aus der Umgebung geborgen. Unternehmen prägen, ja schaffen eben auch Landschaften. Denn so wie immer, ist ein Talent eben im Kinde der Menschen, die "an einem Ort" leben, noch amorph. Es wird erst zur "Begabung", wenn das Kind einen Ort hat, an dessen Beziehungen es sich hingibt, sich darin also übersteigt weil ganz einer Aufgabe stellt, und so erst zum vollen Individuum wird. Im Falle eines Unternehmens (aber nicht nur in so einem Fall) wird eben ein Ort geschaffen, der dann Menschen integriert, und so zu sich selbst kommen und werden läßt.
In dieser Unternehmerkonstellation ("schwacher Chef") haben sie aber mehr als sonst die Möglichkeit, zumindest regional zu bedeutenden Männern auf ihrem Gebiet zu werden. Das gilt hier vor allem vom eigentlichen Herz des Unternehmens Horex, dem Entwicklungsingenieur Hermann Reeb. Der für seinen späteren Weg und für Horex überhaupt die notwendigste Eigenschaft hatte: Hinter dem Produkt zurückzutreten, ja dahinter zu verschwinden.
Wie bei jedem Unternehmen, wurden auch an den Horex Werken Talente aus der Umgebung geborgen. Unternehmen prägen, ja schaffen eben auch Landschaften. Denn so wie immer, ist ein Talent eben im Kinde der Menschen, die "an einem Ort" leben, noch amorph. Es wird erst zur "Begabung", wenn das Kind einen Ort hat, an dessen Beziehungen es sich hingibt, sich darin also übersteigt weil ganz einer Aufgabe stellt, und so erst zum vollen Individuum wird. Im Falle eines Unternehmens (aber nicht nur in so einem Fall) wird eben ein Ort geschaffen, der dann Menschen integriert, und so zu sich selbst kommen und werden läßt.
In dieser Unternehmerkonstellation ("schwacher Chef") haben sie aber mehr als sonst die Möglichkeit, zumindest regional zu bedeutenden Männern auf ihrem Gebiet zu werden. Das gilt hier vor allem vom eigentlichen Herz des Unternehmens Horex, dem Entwicklungsingenieur Hermann Reeb. Der für seinen späteren Weg und für Horex überhaupt die notwendigste Eigenschaft hatte: Hinter dem Produkt zurückzutreten, ja dahinter zu verschwinden.
Aus Reeb hätte anderswo auch ein hervorragender Maschinenbauer oder Hufschmied (oder
meinetwegen IT-Techniker) werden können. Aber weil es in seiner Heimat die Horex Werke gab, wurde er zum Motorradkonstrukteur von Weltruf. Diese Maschinen wurden sein Leben, und er führte sie - indem er sich aus der
Anlehnung an englische Motorräder löste - zu jener Gestalt und technischen
Charakteristik, die ihren späteren Erfolg ausmachte. 1927 ins Unternehmen
eingetreten, entwickelte Reeb 1932 "ohne Auftrag vom Chef" (siehe die Vermutungen zum prinzipiellen Charakter von Fritz Kleemann aus der objektiven Konstellation) eine
Zweizylinder-Maschine mit oben liegender Nockenwelle, und Fahreigenschaften, die man bei Motorrädern noch nicht kannte.
Morgen Teil 2) Rasch rasch. Alles.
*011219*
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