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Donnerstag, 24. Februar 2022

Allen geht es um die Demokratie (2)

Gibt es einen Ausweg? Oder muß dazu gar jedes Eichkätzchen das Jesuskindlein sein. Gibt es also einen Ausweg der Vernunft?Gibt es also den Griff nach unserem eigenen Haarschopf, an dem wir uns dann doch noch aus dme Sumpf ziehen können, wie Baron Münchhausen es vorexerziert hat? Gibt es eine Lösung?

Ich fürchte - nicht. Ich fürchte: Nein. Und zwar nicht nur, weil eine Begriffsklärung, die für ALLE wieder klar machen könnte, wohin wir sollten, wollten, und was wir deshalb korrigieren müßten, um wieder EIN VOLK, EINE MENSCHHEIT werden, wenigstens so halbwegs glücklich und zufrieden mit dem Leben, weil also so eine Begriffsklärung für unmöglich halte. Aus dem einzigen Grund, daß alle fürchten, daß eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu ganz anderen Lösungen kommen könnte, daß am Ausgang einer solchen Begriffsklärung (und eine solche ist ja das, was wir mit Philosophie bezeichnen) also nicht die hellen Lettern DEMOKRATIE am Horizont aufscheinen. Vielmehr ist DEMOKRATIE in genau dieser Verschwommenheit eine Prämisse, der Ziel- und Ausgangspunkt. 

Warum? Weil wir damit einfach alles verknüpfen, was so irgendwie gut und erstrebenswert scheint. Die einen mehr persönlich und subjektiv orientiert, mit Wohlfühlen und einfach alle Liebhaben, die anderen mehr mit liberal-pragmatischen Argumenten, in denen sie sich und alle sonst auch noch in der besten Lage zu erkennen meinen, dieses Leben so halbwegs anständig und noch anständiger mit Wohlstand und Fortschritt zu führe und zu beenden. 

Solange das so ist, solange wir diese Diskussion nicht ernsthaft führen, ist aber nichts möglich als ein Weiterwursteln, und zwar auf beiden Seiten, und ein Streben nach einer irgendwie schönen Zukunft, die man lieber nicht so genau kennen will. Weshalb man sogar verleugnet, daß die Logik und die Wahrheit überhaupt dazu in der Lage wären zu sagen, wo etwas hinführt. 

Was immer dann der Fall ist (bzw. wäre), wo etwas NICHT logisch ist, wo es widersprüchlich ist, und insofern zukunftsoffen, als eine Zukunft vom Sein selbst geschenkt würde, also nicht direkt MACHBAR ist. Denn in dieser Angst haben wir uns auch - und das sollte man nicht vergessen - in eine Lage versetzt, in der wir von unseren Traum- und Wusnchbildern auf keinen Fall lassen wollen. Wo wir also alles zulasen außer, daß wir diese Zukunft einer Höheren Macht - Gott - zuschreiben, der sie uns dann nach seinen Vorstellungen schenkt. 
Stellen Sie sich vor, es ist Demokratie, und keiner geht hin. Stellt Dir vor es gibt Wahrheit, und keiner will sie annehmen. Stellen Sie sich vor, es gibt eine Ordnung der Welt, die wir grundweg bereits so deutlich verfehlen, daß wir ein einer Situation stehen, aus der es keinen Ausweg mehr gibt, weil wir keine rationalen Instrumente mehr haben, einen solchen zu finden. Also "schaffen" wir einen. Die einen so, die anderen so. 
Und damit sind wir beim Ausgangspunkt, sind wir wieder beim Gehorsam angelangt. Denn wir sind bei einem Weltgefüge angelangt, über dessen Wesen die Vorstellungen auseinandergehen. Da liegt der Kern des Pudels begraben, da sucht der Hase den Pfeffer und das Huhn das goldene Korn. Ein Weltgefüge, das einerseits logisch ist, anderseits aber nicht machbar, das einerseits das Gute des Menschen will, ja sogar garantiert (weil es ihr Wesen ist), anderseits die menschliche Freihheit so unglaublich weit zuläßt, ja sogar fordert, daß wir meinen könnten, in einem Vallis Lacrimosa zu sein. Ein Weltgefüge, das in der Hand einer allwissenden Macht steht, die letztlich die einzige wirkliche Macht überhaupt ist, das alles kriegen wir nicht gebacken, das alles paßt uns nicht mehr unter einen Hut. 

Wenn es dann aber auch noch heißt, daß diesem Weltgefüge eine Ordnungsform der Menschen entspricht, die einer hierarchischen Struktur entspricht, die im Wesentlichen die Urform des Vaterseins mit allen Implikationen, die ihm in seiner Stellung dem Sohn - dem Menschsein selbst also - zukommen, in der Menschsein selbst heißt, dem Vater gegenüber gehorsam zu sein, dann steigen wir endgültig aus. Dann verweigern wir jedes Gehör, und winken entrüstet ab. 

Denn dieser einzige Ausweg, wo immer er hinführen würde, denn dem Vater obliegt auch das Ziel, auf das er in der Vorsehung alles hinordnet, soweit man es ihm überläßt, denn was man ihm nicht überläßt fällt letztendlich ins Nichts, entspricht nicht unserem Wertgefüge. Widerspricht allem, was uns lieb und heilig geworden ist. Es widerspricht der Gleichberechtigung, dem Autonomismus als Definition von Freiheit, der Emanzipation aus jedem Gehorsamsgefüge (sodaß wir bei der Vorstellung, daß die Welt, die Schöpfung nur existiert, soweit und so lange sie Gehorsam übt, überhaupt heftig abwinken) und vor allem dem Insgesamt, in das wir alles das verpackt haben - es widerspricht dem, was wir so herrlich irrational und undefinierbar, aber umso "fester" als DEMOKRATIE bezeichnen. 

Was schon eines wunderbar erkennbar verraten würde, wollten wir es zur Kenntnis nehmen, und nicht apriori ablehnen: Daß es gar nicht um eine logische Lösung geht. Sondern daß wir uns in eine Lebensweise verliebt haben, die ein wirklich gemeinsame Wesenseigenschaft hat. Und das ist die Bequemlichkeit eines "halbwegs gut leben", wo wie wir es ja in den letzten siebzig Jahren so wunderbar gemacht haben.

Könnte es nicht einfach so weitergehen? Haben wir diese aberwitzige Begriffsverwirrung, diese Ambivalenz in unserem Sprech- und damit Denkgebrauch, nicht genau deshalb so auf die Spitze getrieben, daß wir in lauter Äquivokationen ertrinken, und längst wieder glauben, was als angeblicher Denkausstoß doch ohnehin von so vielen "Denkern" propagiert wurde: Daß die Welt sinnlos und irrational weil absurd ist. Sodaß alles Denkbemühen zwar lieb und nett, aber außer tragisch nicht viel sonst ist. Also können wir es doch gleich lassen? Also können wir doch gleich viel reden, viel kommunizieren, ja so viel wie vielleicht wirklich noch nie, ohne aber je noch etwas wirklich zu ... ernstzunehmen, also zu meinen?



Erstellung 22. Februar 2022 - Ein Beitrag zur