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Donnerstag, 17. Februar 2022

Jeff Bezos wußte, warum er ging

Präambel: Was Jeff Bezos tat, hätte kein Staat, der das Gemeinwohl hegen und pflegen und schützen muß, zulassen dürfen. Durch eine grenzenlose Fähigkeit, Schulden zu machen, wurden am Markt Bedingungen etabliert, die kein Einzelhändler erfüllen kann. 
So wurde aus einem mittelständischen Lebensbereich eine monopolistische Macht, die die Lebensweise von Milliarden Menschen beeinflußt, und von Tag zu Tag mehr Druckmittel dem Staat gegenüber besitzt. Und jetzt nach Belieben Gewinne generiert, die sie sämtlichen Marktteilnehmern abpressen. Corona hat gezeigt, daß diese Art von Versandhandel sogar schon Bedeutung für die Grundversorgung der Menschen hat. Corona ohne Bezos wäre gar nicht möglich gewesen. 
Die schlimmste Fratze des Kapitalismus wird in Unternehmern sichtbar, die ihre Tätigkeit selbst gar nicht lieben, sondern diese Liebe (anderer) mißbrauchen, um ein Instrument aufzubauen, das seinen Wert nur noch besitzt, weil es eine Machtstruktur ist. Das dann jederzeit verkauft werden kann, und ganze Volksstrukturen als Leichen hinterläßt. 
Kein Staat hätte das zulassen dürfen. 

Arthur C. Finnley in "Haimstetten Global Review" 

Darf ich wieder einmal eine Vorhersage wagen? Sie bezieht sich auf den Online-Handel, der derzeit alle verrückt macht. Aber das kann er nur, weil es kaum noch Menschen gibt, die "based" genug sind, die also in der Gesamtheit der Wirklichkeit ankern, und so die einzelnen Dinge auch vom Ganzen her sehen weil in ein erstes, alles umfassendes Sinngefüge einordnen können. So treibt nicht nur die Lebensweise allgemein, sondern vor allem der Online-Handel in immer mehr Widersprüche. 
Der Online-Handel, den heute so viele für "die Zukunft" halten (was eine Frucht der Propaganda ist, die es zu einer "selffulfilling prophecy" macht) wird deshalb in 10+ Jahren eine Nebenerscheinung sein. 
Vielleicht wird er sich in Sequenzen mit ganz simplen, einfachen und im wahrsten Wortsinn "ein-fachen" Produkten halten, die kein Verfallsdatum haben, die keine menschlichen Faktor benötigen, wenn auch immer noch dem Mittelstand die Umsatzbasis rauben. 

Ich komme zu diesem Schluß durch meine Erfahrungen damit. Denn ich bin 1.) durch meinen Wohnsitz Ungarn (aber dem deutschen Sprachraum als Lebensmittelpunkt) und 2.) durch Coronaerschwernisse in den leztten zwei, drei Jahren zu einem relativ intensiven Online-Käufer geworden. Aber ich würde es gerne und sofort ändern, und werde das ändern, sobald sich Alternativen bieten. Denn die Erfahrungen legen das nahe. 
Der Online-Handel scheitert daran, daß die allermeisten Produkte zu komplex für diese Vertriebsformen sind. Das erzeugt gesamtvolkswirtschaftlich wie ökologisch gesehen teure und in Gesamtzusammenhängen gesehen unrentable Vorgänge, die nur deshalb scheinbar funktionieren, weil es politisch nicht durchschaut, geduldet, in vielem aber gewollt werden. 
Wirkliche Lieferant-Kunden-Beziehungen sind dabei nicht möglich. Zu viele Details werden "geduldet", und zwar von Kundenseite. Denn ganz allmählich haben sich auch die Bedingungen für die Kunden verschlechtert. Wer online kauft, bildet sich längst zu einem Zweite-Wahl-Konsumenten aus, der letztlich mit einem enorm hohen Anteil beschädigter Dinge lebt. (Was gar nicht zu überschätzende Auswirkungen auf das Daseinsgefühl hat.) Aber nicht nur das. Das Verhältnis von Lieferant zu Kunden verschiebt sich immer mehr zu Lasten des normalen Kunden, der mehr und mehr zum alleinigen (!) Träger des Risikos (das jede Geschäftsbeziehung letztlich bedeutet)  wird.

Bei Krediten ist das ohnehin bereits der Fall. Wer einen Kredit braucht, erhält ihn nur noch, wenn er so viel Substanz hat, die lediglich in anderen Formen gebunden ist, daß diese den geliehenen Betrag und damit Wert weit übersteigt: Nominalwert (Kreditbetrag) steht realem Marktpreis (aktueller und präluminierter Markterlös als Garantiebetrag) gegenüber. Zwei ungleich Mittel! 
Die Banken sind somit für Menschen (!) schon längst keine Partner mehr, die gemeinsam ein Risiko tragen (was der Rechtfertigung der Zinsnahme dient), sondern der Kreditnehmer wird zum Sklaven, den der Kreditor in der Hand hat und so lange belasten kann, bis dieser bricht.

Es bleiben damit aber nur jene Kunden, die für jeden Verkäufer ein Verlustgeschäft bedeuten. Kunden ohne Gewissen, Kunden die meinen, ein guter Kauf sähe so aus, daß man den Verkäufer möglichst auspreßt, ausnützt und letztlich zu Geschenken zwingt. (Man denke alleine an die Rücksendepraktiken.) Die aber clever und täuschungsfähig genug sind, die Strukturen zu benützen.

Das baden die "guten" Kunden aus. Zumalen schon lange solide Geschäftspraxis nicht mehr ohne Mischkalkulation auskommt. Eine Bedingung, die der Martk geschaffen hat. Was das ist? Es ist die Einteilung des Geschäftsgebarens in Sequenzen, wo Bereiche bleiben, mit denen für sich gesehen kein Unternehmen existieren könnte Die aber vom Grenznutzen her betrachtet werden, und so erst die Gesamtkalkulation einer Firma aufgehen lassen. Die ihre wirklichen Kostendeckungsbeiträge über Produkte hereinholt, die zu teuer sind, aber aus irgendwelchen Gründen - wie Angebotsknappheit, damit also Wucher -  auf der skrupellosen Ausnützung einer Schwäche des Geschäftspartners bestehen. 
Damit wird das Wesen von Angebot und Nachfrage (das IMMER eine Beziehung von Stärke zu Schwäche ist) pervertiert und verkannt. Das ist dann jene Preisgestaltungspolitik, die man Wucher nennt, und die Schwäche des Partners ausnützt, oder diesen vorsätzlich schwächt. Wirtschaft wird so zum Kriegsgeschehen.
Solches Verständnis von Wirtschaftsbeziehungen, die immer Beziehungen von Menschen sind, kann nie die Basis für eine nachhaltige Wirtschaftsbeziehung bilden. Auf Dauer bricht jede solche Beziehung, in der die benachteiligte Seite nur darauf wartet, daß sie am Bedränger Rache üben kann, oder mit Schadenfreude reagiert, wenn das jemand in ihrem Sinne tut. Vor die Wahl in Freiheit gestellt, wird man aber Vertrauen auf faire, sinnvolle Leistung (und das hat mit Schönheit zu tun: "fair" hat nicht zufällig den Wortstamm, mit dem man Engel und Schönheit bezeichnet) nicht auf Übeltäter ausweiten.
Damit werden immer mehr Anteile einer Volkswirtschaft unproduktiv, und erzeugen Schein-Produkte und Schein-Geschäftsvolumina, die für sich gesehen keine Werthaltigkeit bedeuten, sondern die Kollateralschäden von Kampfbeziehungen beseitigen.
Somit steigt der Anteil von Neben- und Hilfsleistungen zur Hauptleistung in immer rascherem Tempo (progressiv.) Sodaß immer größere Teile dem eigentlichen ersten Sektor einer Volkswirtschaft zuarbeiten, weil dieser sonst seine Produktivität völlig verlöre. 
Denken Sie dabei und zur Illustration an Anwälte, die sich als Geschäftsmodell darauf spezialisiert haben, Schadenersatzforderungen oder Streitigkeiten über Leistungen durchzusetzen. Denken Sie umgekehrt an den Aufwand, Geschäftsbedingungen zu schaffen, die vorausschauend das "alles" berücksichtigen.

Sehen Sie sich nur an, was Woche für Woche an Schreiben in ihrem E-Mail-Fach einlangen, in denen irgend jemand wieder irgendwelche Bedingungen ändert. Haben Sie schon einmal daran gedacht, wie viele Stunden meist teurer, volkswirtschaftlich teurer weil qualifizierte Arbeit durch mit hohem Gemeinaufwand - wie bei Universitätsstudien, oder durch irgendwelche "Weiterbildungswege" - ausgebildeter Personen dahintersteht? Und das alles für nichts! 

Da wird nicht ein Stück produziert oder veredelt und werthaltiger gemacht, nicht ein Arbeits-  und damit Energieschritt in seiner Energie-Effizienz aufgeladen und verbessert. Die Ausbeute sinkt also mit jedem solcher Aufwendungen. Die Kosten pro Produkteinheit steigen immer mehr. Das fällt nur nicht auf, weil es durch die Komplexität der gesellschaftlichen Organisation verwischt, damit immer mehr von der Allgemeinheit gedeckt wird. Nicht nur das: Die Kosten-UN-Wahrheit steigt mit jedem Tag, während sich der Anteil derjenigen, die diese Kosten wirklich aufbringen, immer weiter schrumpft. Damit steigt Tag für Tag der gesamtvolkswirtschaftliche Anteil unproduktiver, keiner Wertschöpfung dienender Arbeitsleistung. 
Die "Stückkosten" einer Volkswirtschaft steigen also. Das macht hochwertige Arbeit immer teurer.
Sprich: Wer noch ein qualitativ hochwertiges Produkt will, wird immer mehr dafür bezahlen, immer mehr von seinem eigenen Energieeintrag weil Arbeitsertrag dafür einsetzen müssen.
Das ist sogar der wahre Grund, warum die Energiewende - die ein Extremfall einer De-Effizienz-Maßnahme (also einer Vergeudung von Energie) ist (pro Arbeitseinheit, pro Energiequantum wird immer weniger hergestellt; die Energie, die für die Herstellung eines Windrades benötigt wird, ist sogar schon höher, als das Windrad je "erzeugen" wird) - Energieformen wie Brennstoffe, Elektrizität usw. immer mehr steigen. Denn diese Formen werden von jenen unbedingt gebraucht, die etwas herstellen. 

Wir übersehen dabei unter anderem, daß die größten Volkswirtschaften der Welt (USA, China) ihren Warenausstoß nur deshalb "mit Gewinn" verkaufen kann, weil sie Resourcen aufzehrt (Landfläche, Umweltbedingungen, Rohstoffe jeder Art, nicht zuletzt sogar Menschen, wozu auch die Haltung gegenüber Fortpflanzung - Verhütung, Abtreibung, das Treiben der Frauen in Erwerbsarbeit, die Vereinzelung der Menschen durch trügerische Freiheitsdefinitionen - zählt), die niemand in das Produkt einrechnet. Die aber langfristig eine Verarmung bedeuten, die eines Tages auch schlagend werden wird.
Weil sich das Wesentliche am Leben nicht berechnen läßt. Es ist eine andere Dimension der Welt, und sie ist die eigentliche Dimension des Lebens.
Es wird nicht so gesehen, weil unsere Ratio es nicht zu erfassen vermag. Und das Reden davon hat deshalb viel von belanglosem Smalltalk bei diplomatischen Empfängen. Aber der enorme Kollateralschaden des Aushungerns und Zerstörens des unternehmerischen Mittelstandes, also der Verlust der persönlichen Unternehmen und Unternehmensformen, ist ebenfalls eine solche Verarmung. Deren Folgen uns nur noch gar nicht bewußt sind, weil sie nur dem abstrakten Denken vor Augen kommen. Es ist ein Verlust an Produktgestalt, es ist ein Verlust an Leben, das Leben nur das Existieren in einem Gestaltengefüge ist, und es ist ein Verlust an Freude an den Dingen selbst.

Der Versandhandel in der heutigen Form treibt alle diese zerstörerischen Eigenschaften auf die Spitze. Er ist eine Extremform der Entortung und Entwurzelung der Menschen, und er ist vor allem eine Extremform der Entstaltung. Er zeigt die typischen Zersetzungsmotive, die ein Randbereich hat, der seine spezifischen Bedingungen dem Hauptbereich oktroyiert hat.

Die Menschen können viel ertragen, ja. Aber eines können sie auf Dauer nicht ertragen, und das ist das völlige Fehlen von Schönheit. Wie in jedem komplexen System, wird das freilich nicht direkt schlagend werden, sondern es wird sich - scheinbar - in anderen Bereichen und Weisen zeigen, die kaum noch Aufschlüsse über die erste, wichtigsten Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu geben scheinen. 

Spätestens dann wird es Zeit, solche Vorhersagen aus der Schublade zu holen. Um wenigstens das Wiederholen von Fehlern zu vermeiden. Denn Geschichtsbetrachtung hat nur dann einen Sinn, wenn die jeweiligen geschichtlichen Vorgänge in ihren grundlegenden Elementen erkannt wurden. Sodaß sich Dynamiken durch wirkliche Ähnlichkeiten und prinzhipielle, abstrakte Dynamiken erkennen lassen. 

Damit nicht dasselbe passiert wie heute. Wo nach Formen des Faschismus gesucht wird indem man meint, dieser wäre im Anbringen von Hitlerbildern im Vorzimmer erkennbar. Als wäre es je darum gegangen.