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Donnerstag, 24. Februar 2022

Ein höchst AKTUELLER Nachschub zum Fall der Ukraine (1)

15.00 Uhr) Weil ich darum gebeten wurde, und ich auch eine Notwendigkeit dazu sehe wenigstens den Versuch zu starten, einen Überblick über die Lage zu bekommen, hier gegen alle Gewohnheit ein stundenaktueller Nachschub zur Lage in der Ukraine. 

Ein Überblick, der sich sicher nicht gewinnen läßt, folgt man den österreichischen Massen- und Mainstreammedien. Denn was man dort liest ist eine Mischung aus widerlichstem Sensationstheater, purer Kriegshetze und Bösartigkeit, sowie völliger Inkompetenz. Noch nie schien mir das dermaßen deutlich zu erkennen. Ob es daran liegt, daß der als "ORF-Anchorman" ausgepriesene Armin Wolf trotz dreimaliger Impfung nun an Corona-Quarantäne leidet? Sie haben richtig gelesen. Denn von Symptomen oder einer Krankheit liest man nichts. Nur von einem positiven Test. Von einer Infektion "trotz größter Obacht". Tja, das hat man davon, wenn man den Feind vor den Toren erwartet, aber ihn im Wohnzimmer bewirtet und sogar verteidigt.

Ein anderes Thema? Keineswegs. Weil es die Natur der Berichterstattung charakterisiert, wie sie auch im Fall der Ukraine vorliegt. Was immer zu sehen ist, Filmbeiträge, Kommentare, "Analysen" ist dermaßen mangelhaft oder sogar definitiv falsch, daß ich mich im falschen Film (oder im falschen Erdteil) wähne. Nämlich in einer Welt, in der nur noch Lüge, Bosheit und Irrsinn herrschen. Fast dankbar ist man freilich für einige Heiterkeit erregende Berichte von Reportern - "Life, und so dramatisch!" - die im Auto im Massenstau auf der Autobahn nach Lemberg stehen und "berichten", was sie vom Hören-Sagen "wissen". "Alle haben Angst, auch meine Reporterkollegen, weil wir nicht wissen, was Putin machen wird." Das ist der Stoff, aus dem Meinungen gestrickt werden. "Da, Sie sehen, am Straßenrand eine Familie mit Hund, die noch ein Auto ergattert haben, und aus dem Gefahrengebiet wollen." Oder sind sie nicht doch auf der Flucht vor einem Coronavirus? 

"Krieg," meinte auch die Masseuse vorhin. Und zeigte mir am Handy einige Nacht-Aufnahmen, in denen Explosionen in der Ferne zu sehen sind. Ist das DER Krieg? Und ist es der Krieg Putins, der die Ukraine überfällt?

    QR James Corbett zur Ukraine
Was ist definitiv in den letzten Tagen passiert?  - Wie schon vor sieben Jahren scheint niemand vor Ort zu sein, der überhaupt weiß, was passiert ist und passiert. Am ehesten noch sind deshalb wohl die Berichte von James Corbett (von Japan aus) von Wert. Der so wie ich KEIN "Putin-Versteher" weil "Putin-Freund", ja überhaupt KEIN DIES oder DAS-Vertreter ist. Der aber eine Überschau gibt, mit der man meint, etwas anfangen zu können. Ohne dabei in Beißstarre zu verfallen, und "Putin, Putin!" zu rufen.

Weil wir Putin-Versteher sind? Oder doch Putin-Hasser? Weder - noch. Sondern wie hier laut und deutlich erklärt und nachzulesen ist, und wie auch Corbett in seinen Beiträgen immer wieder betont hat, sehen wir Ost wie West, Befürworter wie Kritiker, Hasser wie Liebhaber, als Teil ein und desselben Kasperltheaters. die Polarisierung ist ein Täuschungs- und Desinformationskonzept der wirklich Mächtigen, der Oligarchen nämlich, das in der angeblichen Todfeindschaft HIER DIE GUTEN - DORT DIE BÖSEN (und umgekehrt) nur die nötigen Identifikationsfächer für die Bevölkerungen der Welt beistellt.  
Corbett stellt aber vor Augen, in welchem Ausmaß der Westen (die USA) in den letzten zwanzig Jahren versucht hat, die Ukraine einzusacken, und die politischen Vorgänge in Kiew zu manipulieren und zu bestimmen. 
Er sieht auch (nur) das, was ich zu sehen meine: Rußland hat sich das Theater ums Minsk-Abkommen nicht mehr länger bieten lassen. Sieben Jahre wurde herumgeeiert, und nichts ist geschehen. 
Auch die EU und die NATO-USA haben nichts erkennen lassen, außer zuzuwarten, zuzuschauen, und langsam, Stück für Stück, die NATO-Position auszubauen. OHNE DABEI SELBST AUCH NUR DAS GERINGSTE ZU RISKIEREN. Denn niemand wird jetzt für die Ukraine einen großen Krieg und schon gar keinen Weltkrieg entfesseln. 
Wie im Fall Ungarns 1956, hat der Westen zwar groß geredet, viel versprochen, und ganz viel "ermutigt" - aber nie etwas davon halten zu wollen.
Nichts an der Teepavillon-Besuchspolitik des Westens hatte politische Substanz, und nichts hat eine Zukunftsperspektive. Er hat die Ukraine damit VORGEFÜHRT. 
Nur hat die nie begriffen, daß sie stattdessen ausgesaugt und abgenagt wird, um dann als Knochen auf den Misthaufen der Geschichte geworfen zu werden. Und nichts kann das verhindern, weil es keine Zentrale, kein "die" gibt, das etwas begreifen und umsetzen könnte. Die wäre den westlichen Interessen immer ein arges Hindernis gewesen, und vor allem den Interessen der Oligarchen. Die mit ihren Milliarden alles unternommen haben, um genau das zu verhindern. 
Milliarden sind aber auch geflossen, um die Ukraine militärisch aufzurüsten. Angeblich - zumindest sagt das Putin - sollen sogar Atomwaffen geplant sein. Nun hat Putin gehandelt, und die Rote Armee ist in die beiden "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk einmarschiert. Wir werden unten sehen, wie und warum. 
Es bleibt halt wie immer das Leiden der Bevölkerung, die das Schementheater der Gruselfiguren über sich ergehen lassen muß. Nicht das erste mal, nicht das erste mal. Bloodlands nannte man die Ukraine vor hundert Jahren erstmals. Denn ihr so fruchtbarer Tschernosen-Boden ist blutgetränkt.
Ich will gleich einmal auf ein häufig zu hörendes Argument eingehen: Ein Land habe nämlich freies Recht, seine Zugehörigkeit zu Machtblöcken zu wählen. Um in gewisser Hinsicht zu widersprechen. Denn so einfach ist das nicht. Auch unsere Länder können nicht so tun, als wären sie nicht in einem interesenfreien und machtentblößten Raum. Wir sind Nachbarn zu Staaten, die bestimmte Bedürfnisse haben, oder meinen haben zu müssen, und damit müssen wir umgehen oder umzugehen lernen. 

Das war nicht immer leicht, und das ist nicht immer leicht. Aber Deutschland kann nicht einfach irgendwas über (sagen wir) schlesische Vertriebene vom Stapel lassen, ohne auf Polen und dessen Ängste Rücksicht zu nehmen. Und was immer hier öffentlich geäußert wird, wird sofort unter den Auspizienfilter gelegt, ob es irgend einen Hinweis auf Verletzungen anderer Staaten oder Volksgruppen (man denke an Juden und den Antisemisismus, ob echt oder ob - wie meist - nur als Totschlaginstrument gebraucht.)

Kurz: Auch die Ukraine kann nicht wie ein naiver Trottel agieren, und vergessen, daß sie engste Verbindungen zu Rußland hatte und hat, daß Millionen von Russen auf ihrem Territorium leben, und daß was immer sie außenpolitisch macht natürlich sofort auch für die Sicherheitsinteressen Rußlands relevant wird. 

Wenn man DAS erst noch jemandem erklären muß, dann ist ohnehin alles zu spät. Und mit Verlaub: Was derzeit an Meldungen über ukrainische Reaktionen (einschließlich der grotesken Wortmeldungen des Bürgermeisters von Kiew, den Ex-Boxer Klitschko) durch die Medien geistert, ist dermaßen kindisch und lächerlich, daß ich es nicht ernst nehmen kann. 

Und vermutlich nimmt auch Putin das nicht mehr ernst. Seriöse Gesprächspartner sehen jedenfalls anders aus. Und ich tendiere dazu Putin zuzustimmen, daß es die Ukraine seit 1990 nicht geschafft hat, zu einem soliden, geordneten Staat zu werden. 
Die Ukraine, dieses an Resourcen so reiche Land, ist schwer überschuldet, und hat sich durch die Notwendigkeit, irgendwie Geld zu beschaffen um den Apparat zu erhalten, dem IWF ausgeliefert. Der dafüßr seine Gesetzgebung beherrscht, und oligarchischen Interessen zubildet. Wie es überall auf der Welt in so vielen Fällen geschieht. 
Das einzige "Rezept" war ein oft seltsamer Nationalismus, der aber für einen Staat, der 180 Völker und Sprachen beherbergt, genau das untauglichste Instrument ist. Denn was könnte diesen Völkern Identität geben? Was könnte den in der Ukraine lebenden Russen Identität ALS Ukrainer geben?
Nicht Fisch nicht Fleisch hat aber die Ukraine geduldet und selbst initiiert, daß seit dem Putsch 2014 (und das war es) und den ersten blutig-militärischen Auseinandersetzungen im und mit dem fast rein russischen Donbas, solche blutigen Kämpfe und Auseinandersetzungen zwischen offiziellem ukrainischem Militär, wilden (teils offen neonazistischen) Kämpfergruppen und den "Separatisten" des Donbas. weitergingen. Und nichts geschah, um das zu beenden. 

Das einzige was geschah war, daß MILLIARDEN DOLLAR aus den seltsamsten Quellen ins Land flossen und ausgegeben wurden, um Stimmung und Meinungsfluidum in der Ukraine zu manipulieren, und das Land der oligarchischen Gier auszuliefern.

Zur Erinnerung: Im Minsker Abkommen (auf das erst vor wenigen Wochen sowohl Kiew als auch die EU mehrfach und lautstark geschissen hat, und ganz ungeniert und zu meiner größten Verwunderung davon sprachen, dieses Abkommen zu ignorieren) wäre es auch darum gegangen, diesen Gebieten gewisse Autonomierechte zu gewähren. Etwas, das z. B. Südtirol in Italien hat, und das es  als Modell vielfach in der Welt gibt. 

Weil sich erst damit Minderheiten kulturell gewisse Überlebensmöglichkeiten schaffen, und offene Auseinandersetzungen mit der Mehrheit des Staates, dem sie zugehören, somit befriedbar werden. Aber Kiew hat keinerlei Schritte unternommen, das umzusetzen. Es hat dabei aber übersehen, daß sich im Donbas allmählich Ordnungsstrukturen gebildet haben, die, wie man nun sah, staatstragende und volksrepräsentative Qualitäten angenommen haben.  

Putin hat in den letzten Jahren mehrfach urgiert, daß das endlich geschehen solle. Stattdessen hat die EU und hat Kiew bei jedem Räuspern Moskaus auf eben dieses Minsker Abkommen hingewiesen, das dem Donbas (Rußland war in diesem Abkommen gar kein offizieller Vertragspartner) vor allem gewisse Autonomien einräumen hätte sollen. Dies vor allem auch, um die blutigen Auseinandersetzungen zu beenden.

Wobei es ja Meinungen gibt, denen gemäß die Ukraine ohnehin nie ein Staat war, sondern als Spielfeld einiger Oligarchen und Mafiabosse herhalten mußte. Daß es allen, die sich als Landesführung präsentiert haben, nur darum ging, sich die fetten Resourcen des Landes unter den Nagel zu reißen. 

Während die Bevölkerung, die nach wie vor und seit vielen Jahren unverändert mit dem Rotz kämpft (in den letzten fünf Jahren sind alleine nach Polen zwei Millionen Ukrainer ausgewandert, die dort die ausgewanderten Polen ersetzen, und deshalb mehr als geduldet werden) mit dem Faktischen so gut zurechtkommen muß, wie es das eben kann. 

Wie immer, wie überall, hat sich auch in der Ukraine ein verdecktes zweites gesellschaftliches System - Stichwort "Bückwirtschaft" - gebildet, das nur dem einen Zweck dient: Daß die Bürger irgendwie überleben können. Frei nach Bismarck: "Kein Schuß im Donbas ist das Blut auch nur eines einzigen pommerschen Grenadiers wert."

Aber ein Gemeinwohl, ein Insgesamt der Ukraine ist für mich politisch nie sichtbar geworden. Außer Skandale und Korruption scheint da nichts - als Staat - zu funktionieren, während die Resourcen ausgesaugt werden und deren Erträge in ausländische Taschen fließen. 

Schon gar nicht wurde die Aufgabe gelöst, als Staat mit den 180 Volksgruppen und Sprachen umzugehen, die die Ukraine beherbergt. Die einzige offizielle "Staats-Reaktion" ist aber, sofort um Hilfe zu schreien, egal woran es fehlt. Gas - kommt aus der EU (die es selbst aus Rußland bezieht und einfach umleitet.) Simpelste Gegenstände und Gebrauchtsartikel des Alltags - liefern alle möglichen NGOs, einschließlich der Caritas. 

Und jetzt schreit Kiew sogar nach Waffen und Soldaten, das ist ja der Gipfel. Nun sollen wir also auch die ukrainischen Kriege führen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Ukraine aus sich selbst heraus nicht in der Lage war, das Land zu ordnen, und staatliche Interessen im Sinne eines Gemeinwohls für die Bürger zu verfolgen.

Der Westen hat viel geredet, noch mehr Geld und Sachwerte verschoben (manch weiblicher Verteidigungsminister hat es sich sogar nicht einmal nehmen lassen, und 5.000 Soldatenhelme an den Dnjepr geschickt), aber nichts von Substanz. Und was derzeit an Politikern die Bühne bespielt ist von derartiger Unsäglichkeit, Inkompetenz und Lächerlichkeit, daß ich mir jeden Kommentar erspare. Diese Politiker - auch in Deutschland, auch in Österreich - sind wie die Krätze am After. 

Und es ist mir angst und bang, denn diese Herrschaften haben es irgendwie geschafft, sich zu Herren über MEINE Privatangelegenheiten zu machen, und über alles zu verfügen, was ich und meine Vorfahren in Österreich aufgebaut haben. Sie nehmen es, und reißen es nieder, sie nehmen es und werfen es beim Fenster hinaus, sie nehmen es und spielen Kindergarten. 

Das, bitteschön, sind unsere "Eliten". Und nun wird es nur offensichtlich. Bei Corona haben sie den Zirkus noch irgendwie so verschleiern können, daß man sie nicht zu fassen kriegt. Jetzt aber sind sie faßbar. Und man kann nur noch sagen: Sie sind unfaßbar..

Das einzige Konzept, das für die Ukraine von Anfang an hätte funktionieren können, da haben sogar einige wenige Kommentatoren hierzulande recht, wäre gewesen, sich für NEUTRAL zu erklären. Und auch NEUTRAL zu bleiben. Niemals hätte Rußland dulden können, daß die Ukraine zum NATO-Mitglied wird, niemals daß es zur EU eine Nähe erhält, die die traditionellen Verbindungen zu Rußland abschneidet. Hinter denen auch die Hälfte der Bevölkerung steht. Und darunter ganze Provinzen, die fast ausschließlich Russen als Bürger haben. Die sich ganz selbstverständlich in Rußland ihren Schutz und Schirm sehen. 

Was hätten die Südtiroler gesagt, und wie wäre es ihnen ergangen, wenn sie sich nicht auf Österreich als Schutzmacht berufen hätten können? Hätten sie dann die Vorgangsweise aus Zeiten, wo das nicht so klar war, fortsetzen, und Bombenattentate durchführen sollen, um die skrupellose Italianisierung, das Verbot der deutschen Sprache und Bildungseinrichtungen und die staatlich organisierte Massenzuwanderung aus Süditalien (!) zu brechen?
Putin hat mehrmals gewarnt, aber niemand hat geglaubt, daß es noch jemanden gibt, der diese Zeit denken könnte, und der was er sagt ernst meint. Und nun ist es geschehen.
Morgen aktualisierte Fortsetzung: Was bisher geschah


Erstellung 24. Februar 2022 - Ein Beitrag zur