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Mittwoch, 16. Februar 2022

Die Archetypen des Wollens

Es gibt (also) auch im Menschen vorgebildete Archetypen, Handlungsschemate die in Wahrheit Gestaltwille sind, und von einer Gestalt, nicht von einer technischen Funktion oder einem Beitrag dazu, ausgehen. Man muß es als Bestandteil des Eins eines Menschen sehen, als ontologische Grammatik, die das, was fehlt - und im Begegnen mit einer Sache "die mich angeht" wachgerufen wird - ergänzen, also zur Darstellung bringen will. Menschsein heißt eben Fleischwerden, und in diesem Fleischwerden ist die Welt dann enthalten.

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Welt ohne Mensch ist undenkbar, ist "nicht", ist unvollständig, und wäre ohne Mensch zum Verfall bestimmt. Was einen Gutteil der als "Ökologie" vorgestellten Gedanken und Konzepte, vor allem aber deren Begründungen, in sichzusammenfallen läßt. Die von einer Welt ausgehen, die prinzipiell ohne Mensch vorhanden, ja besser gestellt wäre, und der Menschen sich allerhöchstens "einordnen" kann, um möglichst nicht zu stören. Kultur als die einzige mögliche Existenzform des Menschen ist aber kein draufgesetzter Zuckerguß, sondern eben - die Krone, das, worauf alles ausgerichtet war, und auf das alles hoffte und wartet.

Weshalb der Teufel die gesamte Schöpfung trifft, wenn er den Menschen trifft. Weil die Schöpfung erst dann zu sich selbst kommt, also zu ihrer Vollgestalt kommt, wenn der Mensch eingreift bzw. sich die Natur an den Menschen anschmiegen kann (gewissermaßen) Nicht umgekehrt. 

Das "ohne Menscheneinwirkung Vorhandene" ist also eine ideologische Fiktion. Schon weil es das überhaupt nicht gibt. Denn an irgendeinem Ende des Weltzusammenhangs saß schon der erste Mensch, der wohlgemerkt erst am vorletzten Tag der Schöpfung (es folgte nur noch der Ruhetag) in die Welt gestellt worden ist. Als Krone, als Haupt, auf das die gesamte Schöpfung ausgerichtet ist ("Die gesamte Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Shne Gottes ...") 

Sich selbst überlassen, zerfällt die sogenannte "Natur", und man sieht es auch, wie sich brutale Hierarchien bilden, die sich auf ein Lebewesen zuspitzen, das schließlich alleine ist und dann ebenfalls stirbt weil die Umwelt, ohne die nichts leben und existieren kann, weil alles auf eine Umwelt ausgerichtet ist und von ihr lebt, erst in dieser Gesamtwelt Ort hat (also identität, und ohne die ist alles dem Vergehen geweiht), nicht mehr vorhanden ist.

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Das Streben des Willens selbst ist die Liebe. Dieser Liebe Objekt ist die Welt, und nur um deren Darstellung geht es. Es ist deshalb die Liebe, die errichtet. Und sie will es so - welche Liebe wollte nicht genau das: Daß real werde, was sie ersehnt und als Möglichkeit sieht - und nur sie bleibt im Fleischlichen manifest und wirksam. Der Haß, der Zorn ist zwar ebenfalls eine Äußerung im Willen, der sich im Haß im Gegenstand irrt (schöne Gedanken dazu schreibt übrigens Jean Paul, ich habe dieser Tage zufällig solche Passagen bei ihm entdeckt), im Zorn durchaus berechtigt, aber nie Dauerhaltung sein kann, aber sie führen entweder zur Vernichtung, oder sie bleiben nicht, sind also sozusagen Räuber der persönlichen Substanz. 

Deshalb "erwacht" erst in der Liebe ein Archetyp zur fleischwerdenden Wirksamkeit, formt (und schafft zweitursächlich) so Welt. Mit dem Hinweis, daß die Liebe eine Dauerhaltung ist und sein muß, nicht ein einmaliger Akt (wie es die unselige Hinwendung zum Romantischen der Liebe vorgaukelt, die sich mit dem Auslaufen des Mittelalters bei uns so festgesetzt hat.) Sie ist eine "Gewohnheit", sodaß das Leben eben das ist, was es ist: Eine schöne Gewohnheit. In der wir leben, WEIL WIR LIEBEN - ohne es zu "wissen". Wir tun es einfach, weil wir es im Archetyp sind.  Und dieser Archetyp ist das, was in der Heiligen Schrift als Liebe zu Gott (und von ihm zu uns) beschrieben wird. Es ist die natürliche Geneigtheit der gesamten Schöpfung, die in der Liebe auf Gott ausgerichtet ist, und (nur!) in der Liebe besteht und im Bestand bleibt.

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Diese Grundhaltung des Menschen ist somit, Welt zu "machen", weil darzustellen (und das ist machen; schaffen) In der Selbstüberschreitung - also der Selbstmißachtung zugunsten einer auftretenden Aufgabe, die man übrigens erst in dieser Haltung überhaupt als Aufgabe erkennt; auf Aufgaben zu warten ist also immer verfehlt - geschieht dies in unentwegter Dynamik und Bewegung. Deshalb ist es nie vorhersehbar, liegt immer in Gottes Hand, und kann nur entgegengenommen werden.