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Sonntag, 6. Februar 2022

Ein vielseitig anwendbares Modell

Alexander Solschenizyn schreibt im (ich glaube) zweiten Band seines "Archipel Gulag", daß das Ende der Arbeitslager der Sowjetunion, das der Ära Chruschtschow folgte, gar nicht so sehr eine Frage neu einkehrender Menschlichkeit war. So wurde es zwar verkauft, gewiß, immerhin ging es um die Rechtfertigung eines Schicksals, das JEDEN ZEHNTEN BÜRGER der Sowjetunion direkt betraf. So viele Millionen waren auf Frist oder bis zum Lebensende in solchen Lagern gewesen, oder dort dann verschwunden. Und ALLE Sowjetbürger lebten mit der ständigen Angst, weil der Machtapparat unberechenbar war. 

Auch geht es in diesem Punkt nicht darum, daß diese Lager eine wahrlich seltsame gesellschaftliche Einrichtung waren, weil hier jeweils subjektive Haßmotive und menschliche Niedrigkeiten eine gewissermaßen legitimierte Ableitungseinrichtung (Siehe Anmerkung*) geschaffen hatten.

Nein. Worum es uns hier geht ist der unterschätzte Punkt, daß diese Lager, in denen die Insaßen zu Sklaven wurden, deren Arbeitskraft man bis zum letzten Funken Leben auspreßte, zu Verlustgeschäften wurden. Wie man es auch aus dem amerikanischen Sklavenbetrieb weiß, bringt der Einsatz von Sklaven nichts, wenn man nicht gleichzeitig dafür sort, daß diese Sklaven ein relativ gutes Leben eführen konnten. Ein Leben, das ihnen auch die Lust, Leistung zu bringen, nicht raubte.
Solschenizyn nennt nur ein Beispiel für die Folgen, die sich daraus ergaben. Und die man erst nach Stalin einer ernsten Betrachtung unterzog. Eines der größten ostsibirischen Lager, das dem Steinkohleabbau diente, die dem Aufbau des Kommunismus die nötige Energie liefern sollte, lieferte trotz permanent 30.000 Häftlingen weniger Energie, als im tiefen Winter, wo die Außentemperaturen gerne einmal 30 oder gar 50 Grad unter Null fielen, zur Beheizung der Siedlungen, die für die Sowjetbürger errichtet wurden, die Lager und Einrichtungen verantwortlich betrieben, eingesetzt werden mußten.

Aber das ist der Punkt, auf den hingewiesen werden soll. Daß alles, was contra naturam eingerichtet wird - wozu auch der Wille zur Ausbeutung gehört, wozu aber auch gehört zhu meinen, man könne komplexe Abläufe so steuern, daß sie verlustfrei arbeiten - ökonomisch ineffektiv, teuer, und sinnlose Vergeudung von Ressourcen ist. Je mehr etwas der Natur der ge-/mißbrauchten Dinge widerspricht, umso höher ist der Aufwand, sie zu beherrschen, um einen gewünschten Nutzen aus ihnen zu ziehen. Schon das ist der Grund, warum sich auf Dauer KEINE menschen-  weil gottfeindliche Diktatur (Siehe Anmerkung**), egal wie sie aussieht, halten kann. Sie scheitert an ihren Kosten. 


*030222*