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Samstag, 30. Juni 2018

Mit einem Messer zur Schießerei gekommen (1)

Dieses jüngst veröffentlichte Interview mit E. Michael Jones hat die Neuherausgabe eines Buches zum Inhalt, das bereits vor über 20 Jahren erschienen ist. In "John Cardinal Krol and the Cultural Revolution" behandelt Jones den Kulturkampf, der sich im Grunde nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA abspielte, und der sich ab den 1960ern massiv entfaltete.*

Und über den Kalten Krieg (darauf kann man es eindampfen) und die daraus "notwendige" Solidarisierung im Amerikanismus nach Europa und auf die ganze Welt überschwappte. Das Buch ist deshalb höchst aktuell, denn die hier beschriebenen Mechanismen sind auch lange schon in Europa erkennbar. Unsere Demokratie, so eine der Thesen, ist eine Farce geworden, die den Menschen die Illusion der Mitentscheidung vorgaukelt, während ganz andere Kräfte im Hintergrund machen, was sie wollen.

Knackpunkt ist dabei die Katholische Kirche, sowohl in den USA wie auch bei uns. Die lange nicht einmal mitbekommen hat, daß da ein massiver Kulturkampf läuft. Der ihr jede Autorität aus der Hand nimmt, damit die Moral auflöst, die unsere Kultur getragen und gehalten hat und somit jede soziale Ordnung zerstört. Damit wird der Mensch isoliert, auf sich geworfen, und zum mehr oder weniger wehrlosen Spielball, der über seine Leidenschaften spielend leicht manipulierbar gemacht wurde. Denn zwar ist richtig, daß das Böse kein geschlossenes Alternativsystem aufrichten kann, dazu fehlt ihm aufgrund seiner Widersprüche aus Irrtümern heraus jede Fähigkeit. Aber es kann hervorragend zerstören. Und das ist ja sein eigentlicher Wirkbereich.

Die konkreten Stoßrichtungen und Motive dieser Destruktion unserer Kultur hat Jones hervorragend (auch in seinen zahlreichen anderen Büchern) am Beispiel der entscheidenden Phase in den 1960ern in den USA analysiert und penibel dokumentiert.** Möglich wurde ihm das. weil er vom Vatikan ausgehend Zugang zu den Archiven dieser Jahre in der Diözese Philadelphia bekam. Hundert Kubikmeter haben sie umfaßt. Und das Ergebnis ist eine sensationelle Übersicht, wie solche Dinge abgelaufen sind - die eine perfekte Blaupause für das geben, was sich bei uns nur etwas verzögert abgespielt hat und abspielt. 

Wie sehr einerseits politischer Wille (weil Nutzen), der Schattenstaat der Oligarchen mit all ihrer Kapital- und Medienmacht, und menschliche Unzulänglichkeit seitens der Kirche zusammenspielen. Das ganze Paket ist dann ein komplexes Konglomerat, in dem die Kirche, die diese Kultur hätte verteidigen können - denn jede Kultur ruht auf der Religion und damit auf der Moral auf - einerseits nie wirklich realisiert hat, was sich da abspielt, die den Feind noch dazu nicht identifizieren konnte und wollte, und die andererseits deshalb mit völlig untauglichen Mitteln reagiert. Kardinal Krol, der eine wichtige Rolle beim Zweiten Vatikanum übernommen hatte, spielte darin eine Schlüsselrolle, weshalb die Vorgänge damals exemplarisch sind. Die Kirche hat ihre einheitliche Sprache verloren, und hat zum Gegenteil die Argumente ihrer Feinde sogar noch internalisiert. Etwas, das praktisch immer auf menschliche Schwäche in der Kirche selbst zurückgeht.


Morgen Teil 2) Die Methoden



*Man muß deshalb die Anfänge der "1968er" als Protest gegen die Oligarchie sehen, also gegen die Folgen des social engineering sehen, das einen neuen, konsumistischen, sozial bereits isolierten "Amerikaner" zu schaffen versuchte und die ethnisch-sozialen, homogenen Kleinkulturräume zerstört hatte, und deren Politik wie etwa in Vietnam - erst dann kann man sie begreifen. Diese ursprünglich bestens motivierte, fast möchte man sagen: naiv-ehrliche (aber leider theoretisch noch schwache) Protestbewegung aus berechtigtem Unbehagen heraus, wurde in dem Moment problematisch und selbst zum Träger der Zerstörung, als sie von Ideologie (die Theorielücke füllte allmählich der Marxismus) und Oligarchie (Sex-Drugs-Rock'n Roll dienten deren Interessen, ließen die Menschen auf sich selbst zurückfallen, nahmen also dem Protest seine Wirkkraft und sogar noch zur sprudelnden Gewinnquelle genau für diese Oligarchie) infiltriert und schließlich übernommen wurde.

**Das alles hat deshalb nichts mit Verschwörungstheorien zu tun, sondern es ist in seinen Abläufen und Zusammenhängen absolut nachvollziehbar. Und durch Dokumente belegbar. Man nehme die Vorgänge rund um die Empfängnisverhütung. Ausgangspunkt war ein von der Rockefeller-Stiftung finanzierte Lügenstudie, der "Kinsey-Report", der den Amerikanern eine völlig neue "Normalität" vormachte, die alle gleichermaßen umfaßte, die aber verschwiegen worden war. In einem nächsten Schritt begann Hollywood, sich (nicht zufällig zuerst in einem Holocaust-Film 1965, so war es sehr schwierig, sich dagegen zu stellen, und damit brach der Damm) über den "production code" hinwegzusetzen, in dem bis dahin Pornographie bzw. sexuelle Freizügigkeit in Filmen vermieden wurde. Diese neue Normalität wurde über Medien (in Zusammenhang mit zahlreichen weiteren Schwindelstudien wie die von W. Reich etc. etc.) zum Boden, auf dem dann die Ablehnung der Verhütung (wie sie 1968 in Humane Vitae dargelegt und aus der menschlichen Natur heraus begründet wurde) als Tor zur totalen sexuellen Freizügigkeit etabliert wurde. Hier läßt sich auch eine klare politische (oligarchische) Stoßrichtung belegen. 

Wozu? Nur so konnte die katholische Vorherrschaft in den USA, die seit dem Krieg, noch mehr aber nach 1948 (Paul Blanchard) als ein wahres Schreckgespenst an die Wand geworfen hatte, verhindert und gleichzeitig Zentralismus etabliert werden. Denn katholische ethnische Gruppen und deren Familien waren aus demographischen Gründen am Vormarsch, während die Protestanten bereits dramatische Geburtenrückgänge zu verzeichnen hatten. Während die Juden ohnehin eine Minderheit waren, die stets den Katholizismus als Feind sahen.





*080618*

Veganismus. Eine einzige Verlogenheit

Es ist im Grunde nur noch widerlich, was mit dem sogenannten Veganismus zusammenhängt, sobald man seine Augen einmal wirklich darauf richtet. Pollmer zeigt Fakten, die einem den Magen über einen dieser gegenwärtigen Wahnsinnsformen umdrehen. Die Frage kann nur noch lauten: Wem dient der Schwachsinn "Veganismus"?










*070618*

Freitag, 29. Juni 2018

Brief an einen Sohn (4)

Teil 4)




Die Frage um Form und Gestalt wird Dich in der Physik auf Schritt und Tritt begleiten, wenn Du in ihr ehrliche Erkenntnis der Welt (und damit ihrer Gründe, da kommt eines aus dem anderen) suchst.

Ich habe vor kürzerer Zeit ein wunderbares Buch gelesen, eine ganz trockene physikalische Abhandlung von Wolfgang Köhler, einem deutschen Physiker beziehungsweise fächerübergreifenden Naturwissenschaftler. "Die physischen Gestalten in Ruhe und im stationären Zustand: Eine naturphilosophische Untersuchung". Eines der Bücher, die an sich vergriffen sind, schon lange - wobei: in der Uni-Bibliothek wirst Du es wahrscheinlich noch finden - und die ich deshalb bei einem Verlag in Indien (sic!) zum Nachdruck (um unglaublich wenig Geld) bestellt hatte. Eine Literatur-Beschaffungs-Methode, der ich mich schon lange bediene, denn die aktuelle Literatur ist oft sehr sehr schwach, und ich wundere mich wieder und wieder, daß man nicht merkt, daß die Wissenschaft vor fünfzig oder hundert Jahren tatsächlich weiter war als die heutige, aber das ist ein eigenes Thema.

Köhler zeigt darin, daß die Eigenschaften der Materie von der Form (und damit von der Beziehung!) abhängen, also nicht "an sich" feststehen, sondern eine bestimmende Gestalt brauchen. Gestalt gibt den Teilen immer ein Zusätzliches, das als Sinnhorizont auftritt. Das trifft sich unter anderem mit Heisenberg. Der Name wird Dir ja vertraut sein.

Form. Darum geht es. Und Form muß allem VORANgehen, und geht allem voran. Jemand mußte die Schreibmaschine nicht nur zuvor erdacht haben, ehe er sie machte. (Das war sogar ein Österreicher aus Südtirol. Drum sagen die Italiener: Ein Italiener ...) Er mußte ihren SINN kennen, noch besser kennen als der Erfinder des Gänsekiels, sozusagen, um diese Maschine dann diesen Sinn erfüllend zu erdenken. Nur wer Sinn besser erkennt, "erfindet" deshalb etwas.

Erst Form (die damit dem Sinn quasi entspricht, dem logos) kann Materie binden, zu Eigenschaften (Empirie) prägen. Sie steht am Anfang, nicht als summiertes Ergebnis quasi mechanischer Prozesse (wie bei der Schreibmaschine), zeigt Köhler. Zur Gestalt geworden (also Form die Materie "in-form-iert") weisen diese physischen Dinge dann völlig neue Eigenschaften auf. Und das läßt sich in Analogie (also: Ähnlichkeit, wenn auch auf anderer konkreter Ebene) auch auf die Zwischenmenschlichkeit übertragen. Denn alles, ***, alles trägt im Grunde dieselben Archetypen, nein, wird von diesen vielmehr getragen, nur auf je völlig anderer Ebene, und immer geht es darin um "Sinn", logos, "auf-zu". Das ist sehr wichtig, weil ja gerade die Wissenschaft verlangt, daß eine Untersuchungsmethode der Art des Untersuchten entsprechen muß. Die Physik führt also unweigerlich zur Meta-Physik. Und sie verlangt deshalb die schärfste Sprache, das härteste Denken.

Übermorgen (Sonntag) Teil 5 - Schluß





*090618*

Der nächste Zwischendurch-Klassiker

Cissy Kraner - Gerhard Bronner
Aber der Nowak läßt mich nicht verkommen










*020618*

Donnerstag, 28. Juni 2018

Brief an einen Sohn (3)

Teil 3)




Nun, mein lieber Sohn, das führt mich zur Angelegenheit, die Dich derzeit wohl am intensivsten seelisch beschäftigt, die um Dein Mädchen. Das ich leider nicht kenne. Aber ich meinte schon aus Deinen knappen Schilderungen damals in Graz etwas erkannt zu haben, das ich auch anzusprechen versucht hatte, indirekt zumindest, von dem Du aber, wie ich meinte, nicht recht etwas hören wolltest. Ich habe dazu zwei Varianten, sozusagen. Die erste wäre ein gewisser Vorwurf (keine Angst, die zweite ist es nicht), und der lautet und begründet sich wie folgt:

***, der Fehler oder Widerspruch wird schon aus Deinem Sprechen darüber erkennbar. Du nennst es "Beziehung". Was aber ist "Beziehung"? Kannst Du aus Deinen Studien (die Du so wunderbar intensiv betreibst, ich bin tief bewegt das zu sehen!) erkennen, daß "Beziehung" irgendetwas erklärt oder definiert? Verlangt nicht "Beziehung" (als empirische Erkenntnis aus Beobachtung) eine Präzisierung? Eine Benennung? Einen Namen? Ein ... definiertes Wesen, aus dem jederzeit Ziel und Sinn hervorgeht?

Ja, heute reden alle von "Beziehungen" in Mann-Frau-Angelegenheiten. Aber niemandem scheint aufzufallen, was für ein leeres Gequatsche das ist. Der Mensch ist sui generis ein Kulturwesen, also braucht er auch notwendig kulturelle Formen. Für alles. Braucht. Lebensnotwendig. Untrennbar. Nicht "vielleicht, oder auch nicht, werden sehen, oder auch nicht". Welt ist immer das Sichtbare, das Konkrete, das vom Menschen "Gemachte". Kultur. Und Kultur, Menschsein heißt: Beziehung in eine Form überführen und darstellen, und damit Welt darstellen und damit Welt konstituieren. Schaffen heißt aber immer: BENENNEN. Einen Namen geben. Ein konkretes, ganz konkretes Wesen beschließen, VORHER, dann als ‚telos‘ anstreben, der somit Ausgangs- wie Zielpunkt ist. Logos.

Ich kann Dir deshalb einen gewissen Vorwurf nicht ersparen. Ich habe es in Graz angedeutet. Es liegt nämlich am Mann, aus dem Bezogensein auf eine Frau (und aus ihrer zum Mann) etwas Konkretes zu machen! Und das ist ... die Ehe. Das Haus. Die Familie, die ich lieber "Haus" nenne. Erst hier kann man sich auf eine konkrete Gestalt hin transzendieren, erst hier kann sich etwas entwickeln, das mehr ist als ein sich irgendwie Aushalten oder im Bett verlustieren oder was auch immer. Und aus diesem Transzendieren kann man zu sich selber werden. Ja, NUR darin. Denn NUR so bricht die die Zeit konstituierende Zeit in die Welt, weil sie Raum wird (Wieder: Physik, und damit: Musiktusch.)

Es ist also Zukunft, Aufbau "von etwas", das Gegenwart und damit überhaupt erst "Sein" konstituiert. Wenn der Mann einer Frau das nicht bietet, ***, wird sie gehen, das ist so sicher wie das Amen im Gebet. Sie braucht ein Haus als Perspektive, als Plan, als Ziel, in dem sie ihre Stellung haben wird. Weil sie gegenwärtig werden will. Das ist nur vernünftig. Und das erwartet sie vom Mann, ob sie das zugibt, weil sie darum weiß oder nicht. Oder meint selber irgendwas "Wichtiges" werden zu wollen, wie, das meine ich, bei Dir der Fall war (und Du bist darauf hereingefallen). Denn der Mann ist der "Bestimmer" gegenüber der Frau, die auf Bestimmung wartet, auch wenn sie das scheinbar ablehnt, heute meist aus Gruppendruck.

Oder von bereits verblödeten Müttern zur Selbstverfehlung geschliffen.

Das ist (schon rein physikalisch betrachtet) eine ontologische Tatsache, ein Wesensmerkmal, das nicht unserer Disposition unterliegt. Wie falsch hier der Feminismus heute liegt, kannst Du daraus vielleicht ermessen. Dem ich wie so vielen gegenwärtig populären Auffassungen zuschreibe, daß er vor allem die jungen Menschen (und in dem Fall rechne ich Dich dazu) zu Verwirrung führt, sodaß sie ihre Lebensziele nicht erreichen, weil sie das falsche, völlig ungeeignete Denkwerkzeug haben. Und damit die Welt nicht mehr richtig einschätzen, Situationen nicht wesensgemäß beurteilen, um richtige Alltagsentscheidungen treffen können.

Die heute vorzufindenden allgemeinen Auffassungen, mit denen gerade Ihr Jungen zugeschüttet werdet, mit erheblichem emotionalem Druck ("Alleinsein", Einsamkeit, erinnerst Du Dich an diesen Gesprächspunkt damals im Oktober in Graz? Man muß zum Denken einsam sein können!) sind deshalb so gefährlich. Ich bin also ein vehementer Feind dieses heutigen Denkens, das ja gar kein Denken mehr ist, sondern nur so tut als ob es eines wäre, weil es halt auch wie Sprache (wie! nicht ALS) durch den Kopf rauscht etc. Unsere heutige Welt (und damit die Menschen, vor allem die jungen) ist regelrecht zugemüllt mit nie durchgedachten, sprachlich entsprechend verschwommen gehaltenen Dingen. Also Nebeln, dogmatisierten Mythen (als Religionsersatz) und wieviel völligem Schwachsinn. Irrationalität wird sogar als Heilmittel verkündet, weil einem die Sprache fehlt um Begriffe zu klären, "Gefühl" soll den Verstand ersetzen, "Spontanität" die Vernunft, und "Leidenschaft", Getriebenheit wird zum "Gefühl" erklärt, das noch dazu leiten soll. (So nebenbei: Das ist der perfekt manipulierbare Konsumidiot.) Damit kann man aber kein Leben bestreiten. Und damit kann man auch keine "Beziehung" zu einer wirklichen "Beziehung" gestalten, die erst zu einer Beziehung wird, wenn ich ihr konkrete Form und Gestalt gebe.

Morgen Teil 4







*09062018*

Bitte, bleibt doch Menschen. Bleibt bei Verstand!

Udo Pollmer zur angeblichen Totalverseuchung durch Plastik. Vereinfacht: Habt ihr noch alle Sinne beisammen? Der Wahn "Plastikvermeidung" ist nur ein nächster Ast am Baum des kollektiven Irrationalismus, nein, der kollektiven Dämonie der Gegenwart.

Der Mensch ist kein Störfaktor der Natur! Er ist ihr Herrscher, und sie ist auf ihn ausgerichtet. Und erledigt gerne, was er ihr als Kulturfolge wie -aufgabe auferlegt. Nicht widerwillig. Sondern sie findet darin (endlich!) ihre Bestimmung. Die nur der Mensch ihr mitteilen kann. DAS ist Welt.










*070618*

Mittwoch, 27. Juni 2018

Brief an einen Sohn (2)

Teil 2




Mein lieber ***, wenn ich so umständlich den Brief an Dich begonnen habe, dann deshalb, weil ich Dir so kurz wie es mir möglich war, anreißen wollte, daß ich mich über Deine geschilderten Entwicklungen zur Physik sehr freue! Sie bestätigt mir, was ich in Graz vor nun schon fast zwei Jahren mit großer Freude festgestellt habe: Daß Du wirklich nach Wahrheit suchst. Und das führt zwangsläufig von der Chemie zur Physik (denn Chemie löst sich letztlich ja in Physik auf), und ich hoffe sehr, daß diese Dich noch weiterführen wird. 

Ich selber lese gerne und viel Bücher mit physikalischen Themen. Der Grund ist einfach: Physik muß streng am Ursache-Wirkungs-Prinzip kleben bleiben. Sie muß (oder müßte; leider ist vieles heute in der Physik auch nur noch mehr oder weniger phantasievolle Mythologie geworden) also streng logisch bleiben. Und sie geht noch deutlich erkennbarer als so manche andere Wissenschaft (die deshalb oft gar keine mehr ist, sondern zur "Erzählung phantasievoller Geschichten" wurde) von Grundprinzipien der Welt aus. Diese sind Erkennbarkeit, diese sind Ursache-Wirkung, und diese sind Fragen des Sinns, die damit untrennbar verbunden sind. 

Somit zeigt sich mir, daß Du wirklich nach Wahrheit suchst, und nicht wie so viele meinst, ein Studium wäre das Lernen der Anwendung, des Nutzens, der Mechanik der Schreibmaschine, um zum ersten Bild zurückzukommen. Ich habe schon in Graz mit Freude festgestellt, daß es das sein könnte, was uns beide sehr stark verbindet, worin wir uns beide also am meisten ähneln. 

Zumal sich ja in den Kindern immer bestimmte Teilaspekte des Vaters ausdrücken, die in der nächsten Generation noch spezifischer ans Licht kommen und Welt werden (weil seiend konstituieren) sollen. Deshalb hängt subjektive Entwicklung immer mit dem Frieden mit dem Vater zusammen. Denn wer sich gegen diesen wendet oder seinen Segen ablehnt, wendet sich gegen sich selbst. Die Mutter ist das Nicht-Individuierte, mit dem man schon rein körperlich in eins fällt. Das Personale wird aber erst im Vater (dem Geist-Prinzip) zum Individuum. Gaben und Talente sind nie rein technische Fertigkeiten, darin irrt man heute gewaltig, wie in so vielem. Sie sind immer auf den Ursprung bezogen, sind also Fertigkeiten, die die Beziehung zum Ursprung brauchen, weil sie erst daraus Sinn beziehen und damit von bloßer Schreibmaschinenmechanik zu "Fertigkeit" werden. Beuge Deinen Arm auf und nieder - ist das eine Fertigkeit? Setze diese Bewegung aber in einer Weltmeisterschaft im Sumi-Ringen ein - plötzlich wird sie zur Fertigkeit! 

Denn letztlich ist Welt Beziehung weil Ort, und daraus Raum - aus der Zeitlosigkeit in die Zeit. (Also auch das sogar sehr physikalische Fragen, die aber nur in der Philosophie begreifbar werden.) 

Und auch diesen Weg suchst Du, wie mir Dein liebes, vertrauensvolles Schreiben, für das ich Dir sehr danke, belegt. Ich traue Dir selbstverständlich alles zu, auch einen Nobelpreis ;-) ! 

Denn Du scheinst mir den richtigen Weg zu gehen. Ein Studium ist nämlich nie eine "Ausbildung", das ist ein katastrophales Mißverständnis, das heute so viele haben. Es ist ein Weg, der zum selbständigen Denken führen muß. Oder: sollte. Auch wenn das nur wenige wahrnehmen und glauben, mit einem in Gold gefaßten Wandbild-Zertifikat wäre ihnen ein Freibrief für "richtiges Denken" zugesprochen. 

Deine Schilderungen zeigen mir aber, daß das bei Dir nicht der Fall ist. Dazu gratuliere ich Dir. (Übrigens: Auch ich habe eine Fundamentalidee zur Welt, die sich bis heute nicht falsifiziert hat. Vielleicht kommen wir einmal so weit, daß ich sie Dir auseinandersetze. Soweit ich das überblicke (und meine Bibliothek als "geistige Spur" umfaßt mittlerweile immerhin achttausend Bücher, darunter auch eine nicht unbeträchtliche Abteilung Physik, vor allem aber Metaphysik) ist sie wirklich erstmals von mir entwickelt worden, auch da haben wir vielleicht etwas gemeinsam ;-) Nur mit einem Nobelpreis rechne ich nicht ;-/ Dennoch würde sie praktisch "alles" erklären und ist noch nie so ausgedrückt und damit gefaßt worden. 

Denn Denken ist ja vor allem einmal Sprache. Form. Wirkmächtige Form. Dazu später mehr. Aber nie "erfinden" wir in Wahrheit etwas, sondern immer wenden wir die Wahrheit einem neuen Tag zu, heben sie neu ans Licht. Es ist immer dieselbe Wahrheit, unsere Aufgabe ist lediglich, sie täglich neu zu entdecken. 

Dabei versuche ich mich immer ehrlich zu prüfen. Denn Denken hat viel, ja hat zu allererst mit Sittlichkeit zu tun. Ach wie viele suchen im Denken nur einen Weg, um ihr Sosein zu rechtfertigen, oder sich eine Schlagwaffe im Umgang mit anderen anzufertigen, also sophistisch zu sein. Ich spreche zwar bewußt nicht von Moral im Sinne eines Moralismus. Aber ein wenig hat es denn doch mit Moral zu tun, ich hoffe, Du verstehst mich. Aber was hat es für einen Sinn, bitte schön, sich selbst möglichst elegant zu bescheißen? Und man bescheißt sich verdammt leicht und gerne. Deshalb muß man sich täglich, stündlich, sekündlich prüfen. Und doch fällt man immer wieder auf sich herein, und folgt einer Versuchung.


Morgen Teil 3)





*090618*

Wir erleben eine geistlose Zeit

Wir haben es heute mit einem völligen Aussetzen der Vernunft zu tun. Punkt und Strich. Mehr gibt es über diese geistlose Zeit nicht zu sagen. Wahrscheinlich war noch nie in der Geschichte eine Welt derartig verblödet wie die, die von der "Bildungssschichte" der Gegenwart angeführt wird.










*070618*

Dienstag, 26. Juni 2018

Brief an einen Sohn (1)

Lieber ***, mein lieber Sohn!

Wenn man von einer Sache sagen kann, daß sie mein "Hobby" ist, dann ist oder war es das Sammeln von Schreibmaschinen. Denn im Grunde ist mir alles (und damit nichts) Hobby, auch wenn es oft Mühe kostet; und Gott hat mich in die Lage versetzt so zu leben. Im Spiel. Aber Spiel funktioniert nur, macht nur dann Freude, wenn die Regeln ganz streng beachtet, vor allem aber gekannt werden. Und wenn es in gewisse Distanz eingebettet ist. Oder spielst Du gerne mit jemandem, der "nicht verlieren" kann? Oder der notorisch schummelt? Bei dem also die Tätigkeit wenig, das Ergebnis aber alles zählt?)

Zurück. Was mich an den Schreibmaschinen so fasziniert und immer fasziniert hat, ist ihre über die Jahrzehnte immer perfekter gewordene Technik, die immer harmonischer, filigraner abgestimmte Feinmechanik, wo alles ineinandergreift und greifen muß, sonst funktioniert die Maschine nicht. Ich sammle also nicht "alte" Schreibmaschinen, ich sammle perfekte Schreibmaschinen. Und weniger perfekte, weil man an ihnen die Perfektion erst begreift.

Und deshalb Kofferschreibmaschinen, fast dreißig habe ich mittlerweile, die irgendwo auf Schränken, unter Tischen oder in Abstellräumen stehen, wo sich in der physischen Kleinheit diese Technik noch vollkommener gestalten muß. (Leider habe ich aus Platzgründen aber dieses Hobby einstweilen einstellen müssen. Nur ab und zu hole ich eine Maschine hervor und erfreue mich an ihr, denn schreiben tue ich ja mit PC oder Laptop, was bekanntlich ja eine Weiterentwicklung der Schreibmaschine darstellt.) Als alles ausgereizt war, an die Grenzen der Materie stieß - noch dünner konnten die Tasten nicht werden, noch filigraner konnte der Mechanismus nicht sein, das Material und die physikalischen Gesetze ließen es nicht mehr zu - wurde der Computer entwickelt. Der andere Formen von Mechanik nützt.

Bei aller Präzision der Technik lehrt eine Schreibmaschine etwas. Etwas Wichtiges. Sie hat einen Sinn, der sich NICHT aus ihrer Mechanik selbst erklärt. Und nur dieses Sinnes wegen ist sie entstanden. Kennt man den Sinn nicht, der mit der Technik selbst absolut nichts zu tun hat - denn ein Text hat eine völlig andere Dimension als das bloße Niederschlagen der Buchstaben etc. etc.; Ein Text ist poetisch, oder schlecht, man kann mit ihm verletzen oder aufbauen, man kann mit ihm Liebschaften schließen oder Menschen beleidigen, was auch immer: Er dient immer der Sprache und also der Kommunikation, dem "Miteinander" von Menschen, das ein Ausfüllen eines "Platzes" ist, eines "Ortes", und die Schreibmaschine ist nur ein Mittel, ein Medium dazu - versteht man mit Sicherheit nicht, wozu diese Schreibmaschine gut sein soll.

Setze sie einem Neger im dichtesten Regenwald des Kongo (oder Ghanas ;-) vor, er wird keinen blassen Schimmer haben, was das soll. Er wird freilich gewisse Mechanik beobachten können, er wird Ursachen und Wirkungen erkennen, aber immer in seinem Sinnhorizont, er wird sie vielleicht zum Beschweren seiner leinernen Trockentenne für Hirse benutzen, er wird also ... die nüchterne PHYSIK erkennen, aber völlig anders einordnen. Sinn ist also nicht nur entscheidend um zu sagen, WAS man sieht, er ist auch entscheidend, was man beobachtet, mißt, wiegt. Und doch ist er eine völlig andere Dimension als das Ding selbst.

Daran siehst Du ein wenig, also: hoffentlich, daß die Physik immer mit einer geistigen Dimension zu tun hat, ja diese zuerst braucht. Sie führt an ihren Spitzen immer in die METAphysik. Eddington, ein Nobelpreisträger in Physik, schreibt deshalb in seinem empfehlenswerten Büchlein "Philosophie der Naturwissenschaft", daß sich die Physik zur Erkenntnisphilosophie entwickelt hat. Denn sie berührt in ihren eigentlichsten physikalischen Fragen die Philosophie. Und das ist noch nicht ihr Endstadium.

Die meisten Bücher von Anton Zeillinger, dem bekannten österreichischen Physiker, sind deshalb folgerichtig eigentlich nur noch Spekulationen über Sinn und Ordnung, also eigentlich schon theologischer Natur. Es geht um die Wahrheit. Nicht um die Mechanik, die ohne Wahrheit, ohne Sinn, ohne "auf etwas zu" (logos) aussagelos ist. Es geht sogar (und das sagt auch Zeillinger, einer der anerkanntesten Physiker der Gegenwart, den ich für leider zu sehr nutzenorientiert halte) um die Frage nach Gott. (Die er natürlich sehr schlecht bearbeitet, Zeillinger ist dafür einfach zu wenig Philosoph, der Physik der Theologie gewissermaßen.) Denn die Grundfragen der Physik sind mit rein physischen Ursachen und physikalischen Methoden nicht mehr lösbar. 



Morgen Teil 2)



*090618* 

Der Zwischendurch-Klassiker

Helmut Qualtinger
Der Bundebahnblues

Ein Kaleidoskop Österreichs









*020618*

Montag, 25. Juni 2018

Hier würde es beginnen

Der Baumarkt Hornbach - bekannt für seine unsäglich schlechte Werbung, aber wen kümmert das? - hat in Österreich für sämtliche Baumarktmitarbeiter eine sechste Urlaubswoche sowie eine Erhöhung des Grundgehalts beschlossen. 

Herrschaften, so würde eine Gesundung einer Wirtschaft beginnen. Was immer von Hornbach zu halten wäre - die Richtung ist bemerkenswert. Und konterkariert all die Allgemeinwissenspruntzer, die ständig auch in den Änderungen nach "Staat!" rufen. 

Nein. Moral und Gerechtigkeit beginnt immer individuell.





*060618*

Repräsentanten von Österreich?

Der VdZ hält jeden Kommentar zum Zustand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich (ORF) zurück. Es ist hart, so vordrängende Pferde zurückzuzurren, aber es soll gelingen. Dieses ist das Video des Interviews des sogenannten "Anchor-Man", also der angeblich besonders vertrauenswürdigen, erfahrenen Vorbildfunktion in der Funktion des Journalismus in einem TV-Sender. Er sagt auch nichts zu Vladimir Putin, denn er ist völlig klaren Bewußtseins darüber, daß dieser Mann die Interessen Rußlands vertritt, und wie! Nicht die Österreichs, nicht die der EU. DAS ist es, was Respekt verlangt. 

Was von so grotesken Figuren wie Armin Wolf zu halten ist, möge der Leser selber entscheiden. Putin zieht diesen geistlosen ORF-Proponenten aber bis auf die Unterhosen aus. Typisch, daß Pappfiguren das nicht bemerken. Der VdZ sagt der Welt offen: Solche Leute SIND NICHT ÖSTERREICH. Warum das von Relevanz ist? Dazu kommen wir gleich.


Sonntag, 24. Juni 2018

Die schöne Gestalt als Ort der Wahrheit

Es ist die Gestalt, die entscheidend ist, und in der sich letztlich (und auf eine Weise) alles in Ästhetik auflöst. Es ist die Gestalt des (eigenen) Leibes, die sich auch die Sprache wählt und wie in einem großen gemalten Bild zu einem ästhetisch als "gut" empfundenen "Weltbild", zu Sichtweisen, zu Ansichten zusammensetzt. So spricht dann der Mensch, so denkt dann der Mensch. Der durch alle Ebenen durchgeht, vom Vegetativen bis zum Geist. Und über den Willen auf jeder dieser Ebenen deren Entsprechung manifestiert. In der Bewegung ebenso, wie im Denken, weil Sprechen.

Deshalb muß und kann man von der Einheit von Wahrheit - Güte - Schönheit sprechen. Denn sie sind letztlich immer Entsprechungen innerhalb einer in sich geeinten Gestalt.

***

Diese Gestalt ist aber zuallervorderst eine "Hinspannung - auf". Ist also zuallervorderst auf ein Außen ausgerichtet, auf das hin sie ausgespannt ist. In dieser Hinsicht ist also Ortega Y Gasset zuzustimmen, der den Menschen als "utopisches Wesen" definiert. Hört diese Hinspannung auf, fällt der (nunmehr invertierte) Mensch in Formlosigkeit. Seine Gestalt beginnt konturlos zu werden und verschwimmt letztlich. Sie kann also nur empfangen werden. Der Tote zeigt es. Nur die Hinspannung - auf läßt also Gestalt überhaupt Form tragen.

***

Die Fragmentierung der Gestalt durch Kategorien der Nutzbarkeiten, der Befriedigungseffekte vor allem, wie sie bei der Leiblichkeit zu beobachten ist, ist eines der schlimmsten Übel der Gegenwart. Und selbst hier zeigt sich das Übel der mangelnden Sittlichkeit, denn eine solche überwältigt das Urteil.

Wer noch wissen will, was schön ist, sollte deshalb besonders aufmerksam auf die Wahl der Kinder achten. Wo diese Fragmentierung der wahrgenommenen Gestalten, die im Laufe des Heranwachsens so gut wie immer entsteht (weil umso mehr kulturelle Aspekte eine Rolle spielen), noch nicht oder zumindest weniger ausgeprägt ist. Weil sie noch mehr in Konturen sehen. Und Konturen können nur ein Ganzes zeigen.

***

Kinder zeigen sogar noch ein anderes Kriterium, die im Wesen des Bezugs des Menschen zum Schönen hin besteht: Die des Tremendums, des "schönen Schauers", der Furcht vor dem Schönen. Das Schöne verlangt nämlich aus sich heraus die Distanz.

Die Erziehung zur Distanzlosigkeit, ja die Lüge, daß Distanzlosigkeit mit Gutheit in eins falle, ist deshalb immer eine aggressive Verwüstung der Schönheit. Und bewirkt im Schauenden eine Fragmentierung seines Insgesamt.

***

Man kann das sogenannte "Psychische" (oder in dem Fall auch: Psychologische) durchaus als ständig aktiven Versuch betrachten, diese Einheit wiederherzustellen. Denn jeder Moment ist Begegnung mit der Welt, und jeder Moment deshalb neuer Anstoß zur inneren Bewegtheit und damit Unausgewogenheit. Es ist somit eine Emanation der Lebendigkeit, und in dieser wiederum eine der Einheit der Gestalt. Weshalb alles stirbt, vergeht, "durchdreht", wo es zu keiner Bewegtheit durch Begegnung mehr kommt.





*180618*

Noch einmal

So clever, so gut ausgedacht so manche Verschwörungen, so manche bösen Absichten auch sein mögen. Sie werden niemals in der Lage sein, ein so konsistentes Ganzes hervorzubringen, daß dieses in der Lage wäre, WIRKLICH eine Gegenordnung gegen Gottes Vorsehung zu schaffen. Das Übel mit allen bösen Absichten ist, ja das Übel des Bösen überhaupt ist, daß es in sich widersprüchlich ist.

Wir machen oft den Fehler (wobei: ist es ein Fehler? Steckt nicht etwas ganz anderes dahinter? Etwas das mit uns, nicht mit der Natur des beurteilten Objekts zu tun hat?) dem Geschehen, das gegen das Sein gerichtet ist, eine Stimmigkeit in sich zuzuschreiben, die dieses niemals hatte, niemals hat, und niemals haben wird. 

DAS ist das Übel mit allen Verschwörungen, und mit allen Verschwörungstheorien. Sie gehen von einer Logizität aus, die nicht real ist. Weil sie niemals real sein kann. Die nur mit "Richtigem" arbeitet, aber niemals mit der Wahrheit.

Deshalb soll und kann und muß man Verschwörungen beachten, keine Frage. Aber es ist erbärmlich falsch, ihnen ein Gewicht beizulegen, das sie NIEMALS haben werden weil haben können. Das Böse hat nämlich keine Substanz. Es "gibt" es nicht. Es ist ein Wille. Es ist die Absicht, die sich gegen das Sein richtet. Und an dessen Rändern spaziert es entlang.

Deshalb, noch einmal: NON TIMETE!





*300518*

Samstag, 23. Juni 2018

Kleine Volkswirtschaftslehre

Heinz Conrads
Von was leben die Leut









*020618*

Ein liebenswerter Orient

Es ist bereichernd, diesem Mann zuzuhören - der Vorsitzende der Deutsch-Arabischen Gesellschaft Michael Lüders deshalb noch einmal. Diesmal in einem langen Gespräch über den Orient, in dem er einen liebevollen Zugang zu einer Region eröffnet, der über das Gerede von "Naher Osten" und seiner politischen Probleme leicht vergessen läßt, daß wir es hier mit Menschen zu tun haben. Die viel zu verlieren hätten, würden sie einfach verwestlicht.

Es ist tatsächlich begeisternd, die Rolle der Poesie auch im alltäglichen Leben des Orients zu betrachten. Die alte romantische Sehnsucht des 19. Jahrhunderts nach dieser Lebensweise wird verstehbar. Lüders offenbart die Weichteile dieser Kulturen und Völker, und zeigt sie in ihrer Liebenswürdigkeit. In einer Lebensweise und Weltauffassung, die europäischen, westlichen Kriterien nicht immer entsprechen mag, die uns aber in vielem gewiß bereichern kann. Zumal sich unter allen politischen Hartbildern einfach das Menschsein zeigt, das im Alltag durchaus noch dominiert. Samt verblüffenden Schilderungen.

Wußte der Leser etwa, daß Lüders den Iran als das am meisten säkularisierte islamische Land der Welt einschätzt? Daß es dort - anders als sonst überall - nicht einmal den Ruf des Muezzin hört? Daß die Jugend des Iran mit Religion herzlich wenig zu tun haben will? Aber das ist doch die "Islamische Republik per excellence"? Naja ... vor allem ist es wohl ein Land von Menschen. Wir kämpfen halt oft viele Schattenkämpfe, nämlich Kämpfe mit Rahmenbedingungen, nicht mit den Menschen. Wieviel Scheintheater unter alle dem, was uns tagtäglich als angebliches Problem vor Augen getanzt wird. Wie selten merken wir die Heuchelei, die uns täglich wie ein Fluidum umhüllt. Wir sollten nicht so leicht vergessen, daß man WAHRHEIT nur sieht, wenn man das zu Sehende LIEBT. Und das heißt durchaus: Wenn man seinen EROS wahrnimmt.

Es ist hingegen lächerlich und banal, wenn der Westen als großer "Vertreter von Werten" auftritt. Wo doch jeder sofort merkt - auch die Araber - daß es in der Außenpolitik nur um Interessen geht. Auch, ja gerade für den Westen, der sich doch pausenlos als Heuchler entlarvt. "Wir reden von westlichen Werten - und meinen westliche Interessen!" Damit verlieren wir doch nur Glaubwürdigkeit.

Wunderbar also, was Lüders über so manche Begegnung mit arabischen Menschen erzählt. Da wollen wir das eine oder andere seiner Aussagen, über das man bei scharfem Messer stolpern würde, nicht so kritisch balbieren, ausnahmsweise. Der Leser bereite sich also einen Kaffee, oder richte sich ein Gläschen Wein, setze sich bequem, und höre einfach zu. Nach allem "Kritischen", in dem wir uns meist bewegen, tut einfach gut, von den Menschen des Orient so lebensvoll erzählt zu hören. Es ist der notwendige Hintergrund, wenn wir über diese Welt reden. Zu sehen, daß wir alle Menschen sind, so gleich im Grunde, überall auf der Welt, und gleich liebenswert, und gleich lebensdurstig. Kein System kann so straff sein, daß es nicht Wege gäbe, auf denen sich das pure Leben seine Bahn bräche. Ist es nicht das, was wir alle in Wahrheit suchen? Was das Leben so unfaßbar lebenswert, ja zu einem einzigen Glücksrausch macht?

Dieses Wunderbare zu sehen fehlt uns ja gemeiniglich. Aber nicht, weil es nicht da wäre, sondern weil wir es nicht mehr sehen wollen, weil wir vom Wesentlichen so schrecklich abgelenkt sind. Wie anders aber wäre unser Leben, wie erfüllend, wenn wir seine wirkliche Wirklichkeit wieder sähen. In der die Welt zu dem wird, was sie in Wirklichkeit ist: Zum Wunder, zum einzigartigen Wunder.









*290518*

Freitag, 22. Juni 2018

Noch ein Wort zu Irland (2)

Teil 2)



Ab da ging der Niedergang der öffentlichen Moral rasch, seit 2008 exponentiell vonstatten. Die vielfach noch stumme Wut, der Zorn der Iren auf das, was mit ihnen in Wahrheit politisch, wirtschaftlich passiert war - an sich ein Archetyp, das immer auf die Benennung (Ordnung) durch die Vernunft wartet, um konkret zu werden, ein Vorgang, der deshalb ausgezeichnet manipulierbar ist, noch dazu wo er (gerade auf sexuellem Gebiet) sehr leicht mit persönlicher Schuld vermengt ist - wurde nach außen exportiert und in der öffentlichen Meinung (der gerade die Jungen noch relativ hilflos gegenübersteht, ja die sogar gewissensbildend wirkt) auf vor allem auf die Kirche umgeleitet. Dasselbe, was mit den Vätern passiert ist und passiert.

Gerade sexuelle Befreiung² als Verstoß gegen die Natur bewirkt Schuldempfinden. Zurecht. Diese Schuld "belastet". Nun wird Moral (personalisiert, im Außen dingfest gemacht in ihrem Vertreter) wird zum Urheber dieser "Last" umgedeutet, die angeblich niemand tragen könne (weil sie ohne Schuldeinsicht ja nicht weggeht, bleibt.)

Und so wird das innere Rechtsempfinden korrumpiert. Der Mund und damit das Denken schweigt, und das stimmungsmäßige Unbehagen sucht Ersatzwege, Scheintheater, in denen sich zwar der gewissermaßen neutrale weil unbestimmte Archetyp zeigt, aber eine andere Bedeutung umgehängt bekommt. Beispiel: Wir sind sofort auf Hundert, wenn es um "Schutz der Kinder" irgendwo in Syrien geht, schweigen aber, wenn wir sie hier gleich abtreiben. Insofern war die gesamte Flüchtlingsdebatte, an der so viele ihr "Gutsein" demonstrierten, ein solches Scheintheater. 

Diese Taktik hat Erfolg, wenn man das öffentliche Narrativ und die Einsetzung moralischer Autorität beherrscht. Der Blick wird immer trüber, ist nur noch nach innen und auf die Scheintheater gewendet. Kein geistig gesunder Mensch (und das ist immer der, der seinen Blick frei nach außen richtet), der also nicht von seinen Leidenschaften getrieben wird, kann "Ehe für alle" und "Abtreibung" für gut heißen. Dazu braucht es einen getrübten Verstand, eine tief gestörte Wahrnehmung. Doch der wahre Vorgang wurde von hellen Geistern schon damals gesehen, als alle dieses Pädophilie-Skandale in Irland aufbrachen: "So wird Irland für den Kapitalismus aufgebrochen."

Die Iren haben ihre wahren Bedrücker zu "Befreiern" erhoben, feiern sie gar, und schließen nun, wie Jones es ausdrückt, jeden Abend gerne ihre eigenen Zellen ab, in die sie sich über die ungezügelte Leidenschaft eingeschlossen haben. Aber man hat ihnen Stroh für Korn gegeben.







*Sexuelle Befreiung (sexual liberation) ist keine Befreiung der Sexualität, sondern ganz einfach eine Aktivierung der sexuellen Bedürfnisse. Damit werden sie aus dem Insgesamt des Menschen - der zuerst ein Vernunftwesen ist! - herausgerissen, bekommen Übergewicht, und bestimmen sein Verhalten, seine Stimmung, sein Selbstfühlen, und damit sein Denken. Es braucht ein völlig neues, anderes Weltbild um zu glauben, daß DAMIT ein Leben steuerbar, zur Erfüllung führbar ist. Die Erfahrung des VdZ spricht da ganz anders. Er kennt NUR Menschen, die durch einen Gehorsam diesen Strebungen gegenüber (so wenig sie "in sich" schlecht sind, sie brauchen nur ihren Platz in der Ordnung, die nur Vernunft mitteilen kann!) ihr Leben verpfuscht haben. Wörtlich, zum Mitschreiben: VERPFUSCHT. 

Daß das heute oft so spät erkannt wird hat nicht zuletzt mit dem "Sozialstaat" zu tun, der mit dem Geld anderer (sic!) im System von "Brot und Spiele" die Folgen des eigenen Lebens vertuscht, um die Täuschung möglichst lang aufrecht zu halten. Getragen von Leuten, die ihr eigenes verpfuschtes, gescheitertes, unfruchtbares Leben hämisch anderen auferlegen wollen. Das ist die ganze Wahrheit um unseren Sozialstaat.





*060518*

Gegen das Völkerrecht

Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel weist in diesem Gespräch mit Russia Today darauf hin, daß das Verhalten der USA im Atomabkommen mit dem Iran völkerrechtlich nicht gedeckt ist. Zumal die USA nur EINER von mehreren Vertragspartnern (darunter China und die EU) ist. Und der Vertrag auf einer Resolution des UN-Sicherheitsrates beruht, so daß es auch für die USA verbindlichen Charakter hat. So einen Vertrag können die USA also gar nicht (einseitig) aufkündigen. Nicht einmal ein bloßes Zurückziehen ist nach internationalem Recht möglich.








*310518*

Donnerstag, 21. Juni 2018

Noch ein Wort zu Irland (1)

Aber es gibt noch einen wichtigen Zusammenhang in Irland, nämlich zwischen dem Referendum und seiner jüngeren Geschichte. Die ihre Dynamik 2008ff. aufnahm, als Irland vor dem wirtschaftlichen Kollaps stand. Und die Regierung sich entschied, die gigantischen Schulden der Banken, die sich einfach verspekuliert hatten und nun auf lauter wertlosen Immobilien saßen (dem Motor für das vormalige "Irische Wirtschaftswunder", das man lange Jahre zuvor behauptet hatte) zu übernehmen, die Banken also aus allen Problemen herauszukaufen. Mit dem Resultat, daß nun die privaten Schulden sozialisiert sind. Die Folgen waren, daß Irland eine strenge Austeritätspolitik einleitete, die den Lebensstandard des Großteils der (unteren, aber mehrheitlichen) Bevölkerung drastisch senkte.

Damit wurde Irland zur Kolonie des Großkapitals, so analysiert es E. Michael Jones in diesem Interview. Das irische Volk ist seither "in einem Gefängnis", aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Irland wurde zur Kolonie der Kreditgeber, die dem Staat das Geld zur Verfügung stellten.

In dieser Situation bietet das Großkapital, das die Medien, das Glücksspiel, die Pharmakonzerne besitzt, das vor allem die Pornographie regiert, einen scheinbare Ausweg: Wir geben Euch die schrankenlose Freiheit, was vor allem heißt: die sexuelle Freizügigkeit in jeder Hinsicht, Alkohol, und Drogen, damit ihr Euch rundum "gut" fühlen könnt. Aber dafür mischt ihr Euch nicht in unsere Agenden ein. Denn Glück wird heute ja als "Wohlgefühl" identifiziert, zumindest tut der öffentliche Diskurs so. Was für ein fataler Irrtum, vor allem aber was für eine fatale Täuschung.*

Das Große wird aufgegeben, um sich mit dem "kleinen Glück" irdischer Befriedigungen zufriedenzugeben. Die die Vernunft korrumpieren. Nur über die Vernunft aber kann das Gute erkannt, nur über die Vernunft angestrebt werden. Glück ist aber, wie Thomas von Aquin einmal darstellt, niemals eine Angelegenheit fleischlicher Erfüllung. Das werden auch die Iren eines Tages erkennen, aber dann wird es zu spät sein.

Dazu mußte jede moralische Autorität ausgehebelt werden. Und das fiel bei der Kirche relativ leicht, die speziell in Irland von einer Reihe von publik gewordenen Skandalen handzahm gemacht, von den eigenen Schuldgefühlen korrumpiert wurde, und nicht mehr wagte, ihr Wort gegen den medial aufgekochten Zeitgeist zu erheben. Noch vor dreißig Jahren war ein Drittel der Iren (und vor allem die Jugend) zum Empfang von Papst Johannes Paul II. geströmt und hatte ihn und seine Aussagen begeistert begrüßt. Die eigentlichen moralischen Anliegen der Kirche werden heute ja überhaupt schon "säkularisierten Laienbewegungen" überlassen. Die noch froh sein können, wenn sie von den kirchlichen Autoritäten nicht mit Verachtung gestraft werden.**

Wo aber der König seine Macht verliert, kommen sofort die Geldwechsler und beherrschen das Volk. Wo die institutionalisierte Moral - die Kirche mit einer Autorität, der auch der König verpflichtet ist - hinausgeworfen wird, kommen die, deren Machtentfaltung keine Moral kennt. Beziehungsweise die eine Moral verkünden, die sie selbst implementieren, weil sie ihnen nützt. Das war in der Geschichte noch nie anders.



Morgen Teil 2)


*Wir gut es funktioniert hat, zeigt schon der Umstand, daß heute überall im Westen "linke" Bewegungen und Parteien ihre Programme zu Vorkampfprogrammen für sexuelle Befreiung gemacht haben, aber nirgendwo mehr ihre eigentlichen antikapitalistischen Agenden vertreten. Auch die rudimentären, oft genug halbherzig vorgebrachten Forderungen nach sozialen Goodies - Geldverteilungen - sind bestenfalls noch als "Brot für die Spiele" einzustufen. Es gab eine Zeit, da wollten die sozialistischen Bewegungen nur Beteiligung an den Produktionsmitteln, um sinnvoller arbeiten zu können und einen ausreichenden Familienlohn zu erhalten. Es gab eine Zeit, da waren ihre Forderungen der christlichen Soziallehre sehr sehr nahe.

**Was diese Laienbewegungen - so schätzenswert ihr moralischer Impuls ist - ebenfalls übersehen, ist die prinzipielle Problematik einer "Bewegung von unten" im Rahmen der politischen Prozesse. Schon deshalb sind sie auf dieser Ebene im Grunde wirkungslos. Und glauben noch dazu selber oft an den Unsinn, daß sich Politik "von unten nach oben" aufbaue. Das tut sie nur ganz bedingt, und nicht als politische Bewegung, sondern als politischer Grundsatz von einiger (aber nicht alleine ausschlaggebender) Bedeutung für die eigentlichen Machthabenden. Unsere Demokratien sind deshalb ein ungeheurer Bluff.





*050618* 

Man sollte Deutschland nicht unterschätzen

Will man die kurzfristigen politischen Entscheidungen beurteilen, so muß man zu allererst immer fragen, in welchen großen Rahmen sie eingebettet sind. Das ist geographisch ebenso wie zeitlich zu verstehen. Und es ist nicht ganz verkehrt, die Gesamtpolitik eines Landes im Rahmen seiner geographischen Positionierung zu sehen. Über all die Diskussionen über die geostrategischen Anforderungen an die USA gegenüber Rußland und China wird dabei etwas vergessen, daß auch Deutschland solche Interessen hat. Und - diese in den letzten Jahrzehnten weit mehr schlagend wurden, als uns bewußt sein mag. 

Kurz gesagt: Deutsche Außenpolitik, direkt oder indirekt, spielt eine weit größere Rolle, als wir vor Augen haben. Wer da meint, daß sich die europäische Politik im Vergleich zu den Vorkriegslagen von 1914 oder 1939 vereinfacht habe, der wird, sieht er den größeren Rahmen, ganz rasch eines Besseren belehrt.

Was diesen Vortrag von Jörg Kronauer so interessant macht, ist, daß er genau das ins Blickfeld rückt. Er zeigt, wie stark die deutschen Interessen in den letzten Jahrzehnten in europäischen, aber sogar globalen Fragen in den Vordergrund gerückt sind und an Dringlichkeit zugenommen haben. Und das kann gar nicht wirklich überraschen. Hat es doch mit der wirtschaftlichen Stellung wie auch Zukunft Deutschlands zu tun. 

Ausgangspunkt für die Ausführungen von Kronauer ist dabei das Weißbuch der Deutschen Bundeswehr. Und in diesem wird dargestellt, was überhaupt die strategischen Großüberlegungen für deutsches Militär sind. Und da zeigt sich, daß die sich im Grunde ausschließlich auf Wirtschaftsagenden beziehen. Das ist aber weder neu noch unlogisch.

Der Nomos eines großen Deutschland liegt auch über dem Raum des Ostens.

So ist bedenkenswert, daß selbst der Ukraine-Konflikt stark mit deutschen Interessen (auch im Konflikt mit Rußland) zu tun hat. Daß die USA sich eingemischt haben hat also eher damit zu tun, daß der deutsche Einfluß in Europa, der gerade durch die Osterweiterung enorm wuchs, zurückgedrängt werden soll. Schon heute spielen in den ehemaligen Ostblockländern deutsche Konzerne eine ganz bedeutende Rolle. Und das hat seine politischen und sogar militärischen Implikationen. Die Reaktion Polens (und Polen zeigt Reaktion; durch das Suchen der Nähe zur USA, durch den Versuch einen Ost-Mitteleuropa-Sperr-Riegel zwischen zwei Großmächten zu schaffen) ist damit völlig logisch.

Wir haben hier ja schon öfter geschrieben, daß es entweder Heuchelei oder sträfliche Naivität ist zu meinen, daß Wirtschaftsverflechtungen dem Frieden dienten. Das tun sie nicht, oder nicht so einfach. So gut wie jeder Krieg wird hingegen aus lang- oder kurzfristigen wirtschaftlichen Gründen geführt. Vielmehr schaffen wirtschaftliche Verflechtungen (und bei liberalistischen Ansätzen noch mehr) Interessenskonflikte, speziell bei ungleichen Partnern, die über kurz oder lang auch mit militärischer Macht zu tun haben. Wenn also der Titel des Vortrags "Deutsches Welt-Macht-Streben" ist, so ist das gar nicht so sehr übertrieben. Denn dieser Frage muß sich Deutschland in der Tat - wieder - stellen. Sie hängt mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen Kraft zusammen und geht damit einher.

Das zeigt somit, daß sich die großen Fragen deutscher Politik seit hundertfünfzig Jahren gar nicht verändert haben. Sie haben einfach mit der Größe und wirtschaftlichen Macht zu tun, die als Folge der deutschen "Einigung" spätestens 1871 für Europa völlig neue Machtfragen gestellt haben. Man kann nicht glauben, man gründet ein großes Reich, einen großen Staat, und alles rund herum bleibt gleich. Man verändert damit das gesamte Beziehungsgeflecht. Da helfen auch die größten Friedensschwüre nichts. Macht ist immer real oder sie ist gar nicht, dann wird sie von anderen auf einen ausgeübt. Und die realste Macht ist immer noch die der wirtschaftlichen Potenz, die automatisch auf Raumfragen übergreift, weil sie der Ausgangspunkt von Staatsinteressen sind. Wie das Weißbuch der Bundeswehr zeigt, das Militär und Wirtschaft engstens verflochten sieht.

Dem steht in Europa ein stetig schwächer werdender Einfluß Frankreichs gegenüber, dessen wirtschaftliche Probleme der letzten Zeit nicht zuletzt das negative Gegenstück zur deutschen Wirtschafts- und Exportkraft ist. Die EU wuchs zudem in Richtungen, die man als traditionell deutschen Einflußbereich ansehen muß - in den Osten, in den Nord- und Südosten. Während der französische Einfluß eher im Mittelmeerraum gesehen werden muß, aber damit zurückging. Darunter sind die seit vielen Jahrhunderten engen Verbindungen mit der Türkei.

Deutschland mischt also weit mehr in den Konflikten der Gegenwart mit, als man meinen könnte. Und es hat durchaus seine eigenen Bruchlinien in der Auseinandersetzung mit den USA, aber auch mit Rußland. Selbst die Ereignisse in der Ukraine sind in ihrer Komplexheit ohne einen Blick auf traditionelle, deutsche Interessen nicht zu verstehen. Es ist uns zu wenig bewußt, daß deutsche Konzerne an der Modernisierung der russischen Streitkräfte nach 1990/2000 einen nicht unerheblichen Anteil hatten, so daß sich mehr Interessenskonflikte mit den USA ergeben als wir denken mögen.

Selbst militärisch findet das seinen Ausdruck, und das nicht nur in der eigenen Aufrüstung, die beschlossene Sache und auch notwendig scheint. Mittlerweile haben beispielsweise die Niederlande schon zwei Drittel (!) seiner Streitkräfte deutschem Kommando unterstellt. Und die Stationierung von NATO-Truppen im Baltikum dient AUCH spezifisch deutschen Interessen.

Allerdings kann man den Eindruck gewinnen, daß sich die militärische Ausrichtung Deutschlands noch nicht ganz mit den wirklichen, großen politischen Entwicklungen koordiniert hat. Schon gar nicht in Anbetracht eines absehbaren Abstiegs Deutschlands im Konzert der großen Länder, die in den nächsten Jahrzehnten die Weltpolitik bestimmen werden. Und sie tun es aufgrund ihrer wirtschaftlichen Potenz: China, Indien, Mexiko und Brasilien sind hier die kommenden Mächte, während die USA, Rußland und Japan ebenso wie Deutschland an Bedeutung verlieren werden. Das wird aber heißen, daß sich Macht verschiebt.

Und das tut sie schon jetzt. Es ist bei uns kaum bekannt, daß etwa in Afghanistan bereits Friedensverhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und Rußland, China und Indien geführt werden - ohne EU, ohne die USA. Das zeigt, wo es hingehen wird. Ob wir da nicht schon etwas verschlafen haben? Immerhin ist doch die EU nach wie vor weltweit der stärkste Wirtschaftsraum?

Wer dieses große Deutschland will, muß es als Weltmacht bejahen. Und die ihm adäquate Stellung anstreben. Und die Folgen tragen.

Insgesamt kann schon überraschen, wie verflochten tatsächlich deutsche Außenpolitik in die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte immer war. Und wie deutlich man sogar Linien erkennen kann, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bereits gedacht und die Politik bestimmt haben. Sodaß etwa die EU nicht zuletzt als "Projekt deutscher Interessen" gesehen werden müßte (was wiederum den Brexit mit beleuchtet.) Wobei man meinen könnte, daß diese großen politischen Linien viel zu wenig ernsthaft verfolgt wurden. Dem Westen, sagt Kronauer, gleiten die Dinge global gesehen allmählich aus der Hand.

Vielleicht, weil so manche Diskursteilnehmer in unseren Landen vergessen haben, daß viel größer gedacht werden MUSZ als das heute der Fall ist. Denn wenn wir das nicht tun, könnten wir recht bald Überraschungen erleben. Weil wir gar nicht wissen, wohin wir ansonsten eigentlich jetzt schon mehr rutschen als gehen, indem wir aufgehört haben, unsere Zukunft zu gestalten, und uns nur mit uns selbst beschäftigen. Selbstverschuldet, weil in Häusern leben, die wir schon lange nicht mehr in Ordnung halten. Dabei ist es gleichfalls naiv so zu tun, als würde es etwas bringen, "imperialistische" Strebungen anderer Länder im Namen eines "Gutseins" zu bekämpfen, indem wir etwa bemäkeln, daß andere Länder realistisch bleiben und ihre Interessen verfolgen. Stattdessen sollten wir genau dasselbe machen.

Natürlich meint der Sozialwissenschaftler (und Marxist) Kronauer das alles etwas anders. Aber Tatsachen und ihre Deutung, Daten und Fakten sind zwei Paar Schuh.









*310518*

Mittwoch, 20. Juni 2018

Europas Rückfall in Barbarei

Dieser Video-Podcast von OnePeterFive ist sehens-/hörenswert. Es handelt von der irischen Entscheidung, die Abtreibung freizugeben, mehrere Iren geben profunde Stellungnahmen dazu ab. Der Grundtenor ist bei allen diesen Stimmen derselbe: Es ist ein Rückschritt ins Heidentum, in die Barbarei. Und das ausgerechnet in einem Land, dem Europa die Re-Katholisierung nach den Wirren der Völkerwanderung - und damit seine Kultur! - verdankt. Ein Land, das noch vor hundert Jahren als die katholischste Nation angesehen wurde.

Wer diese Bilder sieht, kann nur entsetzt sein ... Iren, die jubelnd die Entscheidung begrüßen, daß Kleinkinder nicht mehr geschützt sind. Geht es noch perverser?





Der moralische Abstieg der Iren in den letzten Jahrzehnten ist bemerkenswert und an Zahlen verfolgbar. Über diese letzten Jahrzehnte hat sich das in einem sukzessiven Abweichen von katholischen Positionen ausgedrückt. Deshalb war auch niemand überrascht, daß dieses Plebiszit so ausfiel. Welche Entscheidung ja schon seit Jahren durch die seltsame Regelung, daß Abtreibung "bei Suizid-Gefahr" gestattet sei, sowie durch insgesamt 200.000 Abtreibungen, die in den letzten Jahren in England durchgeführt wurden, vorbereitet wurde. Es begann mit dem Widerstand gegen Humane Vitae 1968, der Ehescheidung 1983, ging über Verhütung (auch auf Krankenschein - heute meinen 85 Prozent der Iren, daß Verhütung "katholisch" sei) und "Ehe für alle", und endete zwangsläufig bei der Freigabe der Abtreibung.

Eckpunkt war freilich auch in Irland der Haß auf die Katholische Kirche, wie er mittlerweile den gesamten Westen befallen hat. Befeuert durch Skandal- und Mißbrauchsfälle durch Ordensleute und Priester, die damit die moralische Autorität der Kirche zu hinterfragen leicht machten, aber auch perfekt inszeniert durch eine Medienlandschaft, die gerade vor der heutigen Abstimmung solche Fälle auf und ab spielte.

Aber die Kirche ist auch selber eingeknickt, ist dadurch in der Frage selbst unglaubwürdig geworden, und hat den Haß, mit dem sie in Irland heute konfrontiert ist, selbst mitbewirkt, weil dieser über weite Strecken tiefe Enttäuschung über die Rückgratlosigkeit ist. Schon lange ist die Katechese in Irland zusammengebrochen. Beim Familien-Synodium in Rom 2014/2015 war kein einziger irischer Bischof anzutreffen, der die traditionelle katholische Ehelehre vertreten hätte. Ganz offen wurde und wird Humane Vitae widersprochen, und diese Sichtweise nicht nur in der katholischen Ehevorbereitung verbreitet, sondern sogar in den Priesterseminaren gelehrt. Die Folgen sind evident. 2018 haben 87 Prozent der ABSOLVENTEN KATHOLISCHER SCHULEN für die Abtreibung gestimmt. Insgesamt stimmten sogar 93 Prozent der 18- bis 25-jährigen dafür.

Selbst 35 Prozent der regelmäßigen, und sogar ein bis zwei Prozent der TÄGLICHEN Meßbesucher geben an, FÜR die Abtreibung gestimmt zu haben. Praktisch alle explizit christlichen Vereinigungen sind heute schon für Abtreibung. Am stärksten politisch engagiert in dieser Richtung sind die christlich-sozialen/demokratischen Parteien. Die ja die "sichere Abtreibung" als ethisch gut (weil angeblich das "geringere Übel") proklamieren. Selbst linke Arbeiterparteien waren da widerständiger. In einem Land, das 2017 einen bekennend homosexuellen Inder zum Premierminister gewählt hat, der plant, bis 2040 eine Million Migranten ins Land zu holen.

Daneben hat sich die Irische Kirche sogar an Abtreibungen beteiligt, direkt oder indirekt. Sei es durch aufgeweichte Positionierung, sei es durch katholische Krankenhäuser (sic!). Die mittlerweile zwar gesetzlich dazu gezwungen werden - aber gerade da wäre Widerstand Pflicht.

Die Kirche hat ihre Glaubwürdigkeit auch durch einen im Vergleich mit der zivilen Welt weit überproportionalen Anteil von Homosexuellen am Klerus verspielt. Der weit überwiegende Anteil an Mißbrauchsfällen ist aber homosexueller Natur, das nur als Hinweis. Wenn Fälle an die Öffentlichkeit kamen, wurden sie auf fahrlässigste Art behandelt. Und nach wie vor hat die Kirche kein Mittel gefunden, konsequent zu handeln, weltweit. Das vor einigen Wochen eigentlich sensationelle Angebot sämtlicher Bischöfe von Chile - das sind 34! - in Zusammenhang mit Mißbrauchsfällen und deren Behandlung durch den Papst, zurückzutreten, ist das entsprechende Signal.

Das Referendum in Irland ist nicht 2018 verloren worden. Es ist 1968, ja schon lange zuvor verloren worden. Oder, wie es ein irischer Journalist im Podcast ausdrückt: Man wünscht sich manchmal, daß der Teufel auf der Seite der Kirche kämpfte. Denn seine Strategie war großartig. Er hat in kleinen Schritten nach und nach ein ganzes Volk moralisch ausgehöhlt. Und Irland ist nur ein Musterbeispiel für das, was sich in der ganzen Welt abspielt.

Hier der OnePeterFive Video-Podcast.










*030618*

Was ist daran auszusetzen?

Wir haben an dieser Stelle noch nie wirklich über einen der Gottseibeiuns der europäischen Politik, über den FPÖ-Politiker H. C. Strache gehandelt. Diesmal machen wir eine Ausnahme. Und zwar weil den VdZ empört, daß man prinzipiell nicht bereit zu sein scheint zu hören, was er in Wirklichkeit sagt. Immer wieder ist er mit saudummen Verleumdungen konfrontiert gewesen, diesmal reicht es. 

Denn was Hans Christian Strache da aufwirft hat durchaus seine Berechtigung, und ist grundvernünftig. Er meint, daß die wahllose Freizügigkeit in der EU Probleme aufwirft, die niemand wollen kann. Nach und nach werden etwa besser bezahlte Arbeitsstellen durch geringer entlohnte Ersatzarbeitskräfte aus dem Osten Europas ersetzt. Als Beispiel. Das kann doch nicht im Sinne der Erfinder sein? So nebenbei zeigt er auf, daß dies einen Brain-Drain für den Osten Europas bedeute. Der VdZ, der in Ungarn lebt, sieht es mit bloßem Auge: Wer immer hier zwei gesunde Beine und einen halbwegs gesunden Kopf hat, geht nach Österreich, oder weiter in den Westen. Dort verdient er das Doppelte. Und immer noch weniger als ein Österreicher. Kann das sinnvoll sein?

Zitat: „Wir müssen offen diskutieren, daß es auch nicht gut ist für die europäische Entwicklung das gesamte intellektuelle, gut ausgebildete Potenzial Osteuropas für Westeuropa abzuziehen“, so Strache. Die EU lehne es allerdings ab, die Personenfreizügigkeit - ein Grundpfeiler der EU - überhaupt zu diskutieren.

„Wenn ich erkenne, daß das den Ländern in Osteuropa zum Teil nicht dienlich ist, zum Teil aber auch bei uns dazu führt, dass ein Verdrängungsprozess stattfindet - wenn Menschen, die gut qualifiziert sind und zu viel verdienen, in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden, weil sie von günstigeren Arbeitskräften ersetzt werden -, dann sind das Bereiche, wo man darüber diskutieren muss: Ist das eine g‘scheite Regelung oder sollte man nicht darüber nachdenken, hier zumindest zum Teil regulierende Lösungen zu finden, wie man das im Interesse aller besser macht?“

Kronen Zeitung (alle Rechte) - Der Hetzer H. C. Strache
Was bitte ist daran verdammenswürdig? Was ist es wert ihn nun mit Schmähungen zu überschütten, er würde den "Grundgedanken der EU" in Frage stellen? Denn das tut er mit diesen Äußerungen nicht. Vielmehr regt er an, den an sich grundvernünftigen Gedanken eines in bestimmten Kompetenzringen explizit vereinheitlichten Europa in diesem Punkt zu adaptieren. Es muß Nationalstaaten gestattet sein, sich gegen fatale Auswirkungen der wahllosen Freizügigkeitsregelungen der EU zur Wehr zu setzen. Nämlich genau dann, wenn diese "Freiheiten" die Freiheiten der eigenen Bürger zu beschränken beginnt. 

Natürlich berichtet die seit dem einjährigen US-Aufenthalt seiner Besitzer völlig haltlos gewordene KRONEN ZEITUNG mit einem Ton, mit einem Bild darüber, als würde H. C. Strache wie ein bösartiger Hetzer gegen die Freiheit der Bürger vorgehen. Aber ist es nicht genau das Gegenteil? 

Es wird Zeit, Tacheles zu reden. Das ist kein lustiges PR-Delikt. Und der VdZ ist kein "großer Freund" Straches oder der FPÖ. Aber das ist die Todsünde der Verleumdung, des Mordes also. Was erwartet sich also jemand, der verleumdet? Wenn, kann man nur interessiert sein, einen Sprachraum zu schaffen, den die Wahrheit durchdringt. Nicht einen, den widerliche PR-Interessen (als Kuschelbedürfnis unschöpferischer, nur ans Geld denkender Menschen) durchwirken und zur unverdaulichen, das Denken vernichtenden Brühe versäuert.

An die Kronen-Zeitung-Besitzer gewendet: Wenn Sie Lust haben, die Welt zu verpesten, dann gründen Sie ein Bezirksblatt, das von seinem Erfolg - nicht von der Politik! nicht von Werbeeinschaltungen von politischen Institutionen! - abhängt. Oder gründen Sie etwa eine Bio-Rinderzucht und versuchen Sie einmal ernsthaft, die am Laufen zu halten. Irgendwas Nützliches also. Von dieser Art von Establishment aber haben die Bürger der Welt die Nase mehr als voll.

Herrschaften, unter dem "alten Herrn", dem Gründer der Kronen Zeitung, Hans Dichand, - und der war noch ein Herr - war die Kronen Zeitung stolz darauf, als einzige relevante Tageszeitung Österreichs nicht von staatlicher Presseförderung abhängig zu sein. Sogar die Einbindung in das internationale System der Presseagenturen hat er abgelehnt und ein eigenes Korrespondentennetz erhalten. Und damit, mit einem unglaublich freien Journalismus - die Krone hatte sogar den besten Kulturteil Österreichs, wenn nicht im deutschen Sprachraum - hat er dieses einst unbedeutende Monarchisten-Blättchen zur reichweitenstärksten Tageszeitung DER WELT aufgebaut.

Das hat sich ja mittlerweile gründlich geändert. Geändert, weil erst so auch Nieten reich werden können.

So nebenbei: Die Anhänger einer "freien Wirtschaft" übersehen etwas ganz Wesentliches. Daß nämlich ein Wettbewerb, ein freier Wettbewerb, nicht außerhalb der menschlichen Kategorien denkbar ist. Das heißt, daß es ihn über den ins Einzelne herausgebrochenen Menschen erst gibt, WEIL er einem jeweiligen höhersteigenden Ring an Zugehörigkeiten angehört. Familie, Gemeinde, Landkreis, Land, Staat etc. etc.  

Sodaß sich in Wahrheit bei einer anthropologisch richtige(re)n Wettbewerbssituation auch und zuerst die Situation des Wettbewerbs von Staaten ergeben muß. Das geht aber nur, wenn diese Staaten auch die Bedingungen dafür selbst bestimmen und regulieren können.

Wer nur als Einzelner auftritt, wer aus allen Sozialbezügen herausgelöst ist, ist dem Gesamtgeschehen praktisch hilflos ausgeliefert. Von Freiheit kann nicht einmal mehr mit Lufthauch geredet werden. 

Aber klar, einem puren Ausbeutungsstreben, einer Diminuierung des Menschen zur beliebig manipulierbaren Konsumfigur, ist ein nicht haltlos gemachter Mensch ein schmerzender Dorn im Auge.

War es wirklich das, was ein Schuhmacher oder ein DeGasperi wollten, als sie die EU gründeten?





*300518*

Dienstag, 19. Juni 2018

Wer für Island Fußball spielt

Island hat zur WM in Rußland, wo es wieder einmal eine entzückende Rolle spielt, dreiundzwanzig Fußballer aufgeboten. Ganz offiziell gibt es dort auch nicht mehr, also - kaum. Hundert sind gemeldet. Aber wahrscheinlich haben siebensiebzig sich unter die Zuschauer gemischt oder sich am Vodka zu sehr vergnügt. Denn die Presse bringt nun diese Graphik. Mehr als dreiundzwanzig Fußballer bleiben gar über, rechnet man ab, was sicher nicht spielen kann ...


Graphik: Die Presse




*180618*

Ein nüchterner Gesamtbefund (2)

Teil 2) Die ausgebauten Anmerkungen,
und weitere nüchterne Befunde




*Der VdZ hat ja, wie hier schon früher dargestellt, sowieso den Eindruck, daß die Entstehung des Islam in erster Linie in solchen Fragen wurzelt. In einer Zeit des Umbruchs, in der durch den Rückzug von Byzanz aus diesem Raum ein Machtvakuum entstand, in dem sich in zahlreichen Kriegen Streitparteien nach und nach durchsetzten, und in einer Art synkretistischer, alle Strömungen weitgehend zusammenfassender Religion (als die sich der Islam in den Augen des VdZ am allerbesten begreifen läßt) ein für alle tangierten Völker konsensuales Argument für ihre Legitimation gesucht haben. Die sich nach und nach vom 6.- bis zum 10., endgültig dann im 12./13. Jahrhundert (als auch die Häresien des Westens - Spanien - beseitigt wurden) zu einer kompakten "einheitlichen" Religion entwickelte. Mit dem bislang letzten Formierungsschub gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

Der Islam entstand also ursprünglich aus Realpolitik, und er hat diesen Impuls nie abgelegt. Das erst macht ihn auch heute verständlich, und es zeigt im Streit um den "wahren Islam" den Bruch - wie er übrigens in jeder Religion besteht - zwischen Doktrine und einem dogmatisch oft kaum faßbaren, zumindest viel weniger stringenten, sehr erlebens- und gefühlszentrierten Glauben des einfachen Volkes.

Wenn man heute von einer breiten Radikalisierung des Islam sprechen kann, dann hat das also dieselben Wurzeln wie im 5./6. Jahrhundert! Denn der Westen hat in den letzten Jahrzehnten massiv daran gearbeitet, die islamischen/arabischen Staaten zu destabilisieren. Sie fielen oft genug in Chaos und Anarchie, und das heißt: in ein Machtvakuum, in dem neue Kräfte auftreten, die versuchen, Ordnung zu etablieren. Speziell seit Anfang der 2000er Jahre, in Zusammenhang mit dem "Krieg gegen den Terror", hat sich genau deshalb die Zahl der gewaltbereiten, radikalen Islamisten VERVIELFACHT, und die Sympathisanten gehen mittlerweile in die zig-Millionen.

***

Also hat sich auch in Syrien nur diese verarmte - sunnitische! - verarmte Schicht der Zivilisationsverlierer (vor allem die Landbevölkerung) 2011 in Protesten geäußert. Aber es wäre zum einen ein Fehler, dies als "zivilgesellschaftliche Bewegung" zu sehen. Und zum anderen, weil die später aufgetretenen Dschihadisten sich wiederum NICHT aus den armen Bevölkerungen rekrutiert haben, sondern im Grunde aus dem Ausland einsickerten, und von dort finanziert wurden. Revolutionen werden eben NIE von den unteren Schichten getragen und durchgeführt, das sind soziale Romantizismen. Der Grund dafür war das Kalkül des Westens, durch die Stärkung der (von Amerika über Arabien und die Türkei scheinbarer leichter beherrschbaren) Sunniten den Einfluß des schiitischen Iran zu stoppen.

***

Das führt zu einem weiteren Vortrag von Michael Lüders. Der in einem beeindruckend dichten Überblick sehr viele Aspekte bringt, die die Vorgänge im arabischen Raum ausgezeichnet erhellen. Sein Fazit: Der Syrien-Konflikt wird uns noch lange erhalten bleiben. Während Europa die Scherben der amerikanischen Politik aufkehren wird.








*290518*

Montag, 18. Juni 2018

Polygamie ist seit 80 Jahren bei uns üblich

Die Würfel sind gefallen. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat einem Syrer, der bei seinem ersten Einbürgerungsverfahren 2010 seine in Syrien bestehende "Zweitehe" verschwiegen hat, diesem das bei einem Revisionsverfahren abgeschlagene Einbürgerungsrecht (!) wieder zugesprochen. Eine Zweitehe sei kein Hinderungsgrund für Einbürgerung. Ein Präzedenzfall, denn nun kann jeder, wirklich jeder dasselbe verlangen. 

Empörung allüberall. Einerseits. Anderseits ist es Zeit klarzustellen, daß wir in Europa seit Napoleons Code Civile und aller spätestens durch die Einführung der zivilrechtlichen Ehe und Scheidung unter Hitler - alles aus subjektiven, pragmatischen Gründen entstanden - faktisch die Situation einer gesetzlich gestatteten Vielweiberei längst haben. Die sogenannte "Wiederverheiratung Geschiedener" (bzw. die Disposition dazu durch die sogenannte Scheidung) ist naturrechtlich Polygamie. Und die dominierenden Religionsgemeinschaften (Römische Katholiken, Protestanten) stehen sogar kurz davor, das nicht nur zu tolerieren ("Amoris laetitia"), sondern ebenfalls einzuführen. Das subjektive Rechtsempfinden der Bürger ist ohnehin schon längst dahingehend weichgeklopft. Der Begriff "Ehe" leer, aussageloses Gequatsche, weil contra naturam vernebelt. Keine Sau weiß noch, was darunter überhaupt erfaßt wird.

Der Syrer hat also nur aufgezeigt, wo wir seit 80 Jahren sowieso stehen. Worüber also regen sich gewisse Seiten auf? Daß jetzt und nur beim Muslimen gegen die Frauenrechte gerichtet ist, was es ohnehin IMMER war? 

Dabei hat die Scharia sogar noch einen Vorteil gegenüber unserer Rechtslage: Sie schließt die Versorgungspflicht den zweiten, dritten, vierten ... Frauen gegenüber nicht aus. Weil sie eine primitive "zivilrechtliche Scheidung" wie bei uns nicht kennt.






*010618*

Ein nüchterner Gesamtbefund (1)

Der Vortrag, den Dr. Michael Lüders (Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft) da hält, ist ein wenig mühsam, aber er ist die Mühe wert. Denn ganz unemotional und klammheimlich kommen viele scharfsichtige, brisante Argumente zu Ohren. Schon Anfang der 2000er Jahre wurden die Pläne der USA entwickelt, Syrien zu destabilisieren, wobei die Hauptstoßrichtung der Iran und sein Gewicht in dieser Region war. Hauptansatzpunkt dabei war, die religiösen Spannungen zu erhöhen. Deshalb war es ein Teil dieser Strategie, im Osten Syriens einen Islamischen Staat zu schaffen, der Assad schwächen sollte. 

Es gehört zu den Meisterstücken amerikanischer PR, daß diese Zusammenhänge in der westlichen Welt so gut wie unbekannt geblieben, ja über das Scheinargument "Kampf gegen den Terror" ins Gegenteil gewendet worden sind. Mindestens seit 2011 wurden diese "Terroristen" von den Amerikanern mit Waffen beliefert, um den Konflikt zum Ausbruch zu bringen. Es ist eindeutig zu sagen, daß es eine Lüge westlicher Medien war und ist, zu behaupten, daß die Mehrheit der syrischen Gesellschaft gegen ihren Präsidenten war. Der Kern der Syrer war und ist regimetreu, trotz allem. Denn die Folge eines Umbruchs wäre zweifellos, daß die radikalen Strömungen der Sunniten Syriens an die Macht kämen. Und das will die Mehrheit der Syrer nicht, damit würden sie vom Regen in die Traufe kommen.

Zu diesem Thema noch ein weiterer Hinweis auf einen längeren Vortrag von Daniele Ganser, in dem dieser zeigt, daß der Iran seit vielen Jahrzehnten die USA als konkreten Feind auffassen muß. Der Iran ist nicht nur umgeben von Atommächten, die sämtlich auf der Seite der Amerikaner stehen, sondern er hat seit über einem halben Jahrhundert mit direkten Interventionen der USA zu tun, die versucht haben und versuchen, das Land für ihre Interessen zu instrumentalisieren. Wie immer man Atomwaffen beurteilen mag - prinzipiell wäre es dem Iran als notwendigen Verteidigungsakt nicht zu verübeln, darüber nachzudenken, eigene Atombomben zu entwickeln.

Zumal man davon ausgehen kann, daß die Besiegung des IS noch nicht das Ende der Geschichte ist. Der gesamte Vordere Orient, ja der gesamte islamisch-arabische Raum hat es im Grunde mit perspektivlosen, in der Moderne entwurzelten, ja von diesen bedrohten Massen zu tun. Das ist der eigentliche Nährboden für radikale Bewegungen.

Lüders legt nämlich dar, daß die gesellschaftlichen Strukturen des gesamten arabischen Raumes von einer Natur sind, die nicht einfach nach westlich-demokratischem Verständnis beurteilt werden kann. Letztendlich geht es dort immer um Stammes- und Familienstrukturen. Deshalb ist auch der "Arabische Frühling" gescheitert. Die Basis für eine Moderne ist viel zu schwach. Diesen Feudalstrukturen ist die Moderne sogar feind. Die westlichen bürgerlichen Schichten, die den Westen heute tragen, existieren dort nicht. Noch dazu in solchen "unnatürlichen", willkürlich geschaffenen Staaten, die nach dem Ersten Weltkrieg von den Westmächten mit dem Lineal gezogen wurden - ein Staat kann also den arabischen Völkern gar keine Identität geben. Das zementiert die feudale Grundverfaßtheit, die sich an den gewachsenen Strukturen (Familie, Stamm) und im Staat an dem orientiert, der gerade eben die Macht inne hat.

Umgekehrt sind die sehr schmalen sehr reichen Eliten dem Westen (oder vielleicht müßte man sagen: seinen Nutz-Effekten) gegenüber zwar offen, in ihren Gesellschaften, aber in der Regel in ihren Völkern nicht legitimiert, sondern durch Gewalt an die Macht gekommen. Der Großteil der arabischen Gesellschaften lebt sogar in prekären Verhältnissen, in mehr oder weniger großer Armut. In Gesellschaften, die tief korrumpiert sind. Sie sehen sehr klar, daß die Eliten versagen, und müssen deshalb mit Einschränkungen der Freiheit kleingehalten werden.

An anderer Stelle führt Lüders aus, daß auch die Sichtweise, daß die Konflikte in der arabischen Welt religiöser Natur seien, nicht zutrifft. Vielmehr wird Religion als Vorwand für ganz andere Interessen im Streit um die Macht benutzt.* 

Zur Türkei meint Lüders, daß sie ab 2016 mit gutem Grund die Seiten gewechselt hat. Als sie begriff, daß Assad nicht zu stürzen ist, hat sie sich auf ihre eigenen Probleme mit den Kurden konzentriert. Ohne Assad ist es aber nicht möglich, die Kurden an der Bildung eines Staates zu hindern. Der dann die Türkei selbst destabilisieren würde.







Morgen Teil 2) Die ausgebauten Anmerkungen,
und weitere nüchterne Befunde




*290518*

Sonntag, 17. Juni 2018

Ein kräftiger Schluck von der Medizin der Heiterkeit

Eine Empfehlung von Leserin C soll der werten Leserschar dieses Blog nicht vorenthalten bleiben. Es zeigt Timo Wopp mit Zirkus vom Feinsten. Bei dem man bekanntlich etwas ganz Kostbares erleben kann: Wie Akrobatik, wie außergewöhnliche Fertigkeit - zweckfrei, aber nicht sinnlos - mit ganz einfachen, aber perfekt beherrschten Mitteln, die scheinbar aus der Trägheit der Naturgesetze befreit werden, die die Dinge weit höher hebt als sie normalerweise sind und Heiterkeit ins Herz zu zaubern vermag. Die den Weg über den Intellekt nicht braucht, für den nicht mehr wirklich Platz ist. Weshalb das eben nicht Kabarett ist - sondern etwas viel Besseres: Reine Medizin.

Das erinnert an die Tourneen von Charlie Chaplin in den letzten Kriegsjahren des Ersten Weltkrieges, wo er, der im Stummfilm bereits seine ersten großen Erfolge feierte, in England Aufführungen in Lazaretten gab. Als seinen Beitrag zum Krieg. Zumal man ihm vorgeworfen hatte, er habe sich vor dem Dienst mit der Waffe gedrückt. Die Erfolge waren sensationell. Es gibt jede Menge von Meldungen, die nicht nur von weit besserem Heilungsverlauf bei vielen verwundeten Soldaten, sondern sogar von Spontanheilungen berichteten.

Bei diesem Video wird einem klar, warum das passieren kann. Heiterkeit, wirkliche, unschuldige Freude ist tatsächlich die beste Medizin. Denn letztlich geht Heilung immer vom Patienten selbst aus, und sie ist weit weit mehr als ein physiologischer Ablauf. Der nur anzeigt, nicht "bewirkt". Es ist vielmehr immer die subjektive Lebenskraft, die gesund macht und gesund hält. Der Mediziner kann mit all seiner Technik nur unterstützend wirken. Ja, er wirkt selber sogar am besten durch seine Persönlichkeit, durch die Art der Begegnung mit dem Kranken. Das ist der Hintergrund der Tatsache, daß der Heiler selbst, Jesus Christus, so oft mit der Sündenvergebung begann. Um die innere Kraft des Selbstseins, die durch die Sünde (immer!) beeinträchtigt und behindert wird, wieder zur Verbindung mit der Welt des Geistes Gottes fähig, und damit offen für die geschenkhafte Gnade zu machen. Aus der der Mensch alleine lebt.







*260518*