Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 20. Juni 2018

Europas Rückfall in Barbarei

Dieser Video-Podcast von OnePeterFive ist sehens-/hörenswert. Es handelt von der irischen Entscheidung, die Abtreibung freizugeben, mehrere Iren geben profunde Stellungnahmen dazu ab. Der Grundtenor ist bei allen diesen Stimmen derselbe: Es ist ein Rückschritt ins Heidentum, in die Barbarei. Und das ausgerechnet in einem Land, dem Europa die Re-Katholisierung nach den Wirren der Völkerwanderung - und damit seine Kultur! - verdankt. Ein Land, das noch vor hundert Jahren als die katholischste Nation angesehen wurde.

Wer diese Bilder sieht, kann nur entsetzt sein ... Iren, die jubelnd die Entscheidung begrüßen, daß Kleinkinder nicht mehr geschützt sind. Geht es noch perverser?





Der moralische Abstieg der Iren in den letzten Jahrzehnten ist bemerkenswert und an Zahlen verfolgbar. Über diese letzten Jahrzehnte hat sich das in einem sukzessiven Abweichen von katholischen Positionen ausgedrückt. Deshalb war auch niemand überrascht, daß dieses Plebiszit so ausfiel. Welche Entscheidung ja schon seit Jahren durch die seltsame Regelung, daß Abtreibung "bei Suizid-Gefahr" gestattet sei, sowie durch insgesamt 200.000 Abtreibungen, die in den letzten Jahren in England durchgeführt wurden, vorbereitet wurde. Es begann mit dem Widerstand gegen Humane Vitae 1968, der Ehescheidung 1983, ging über Verhütung (auch auf Krankenschein - heute meinen 85 Prozent der Iren, daß Verhütung "katholisch" sei) und "Ehe für alle", und endete zwangsläufig bei der Freigabe der Abtreibung.

Eckpunkt war freilich auch in Irland der Haß auf die Katholische Kirche, wie er mittlerweile den gesamten Westen befallen hat. Befeuert durch Skandal- und Mißbrauchsfälle durch Ordensleute und Priester, die damit die moralische Autorität der Kirche zu hinterfragen leicht machten, aber auch perfekt inszeniert durch eine Medienlandschaft, die gerade vor der heutigen Abstimmung solche Fälle auf und ab spielte.

Aber die Kirche ist auch selber eingeknickt, ist dadurch in der Frage selbst unglaubwürdig geworden, und hat den Haß, mit dem sie in Irland heute konfrontiert ist, selbst mitbewirkt, weil dieser über weite Strecken tiefe Enttäuschung über die Rückgratlosigkeit ist. Schon lange ist die Katechese in Irland zusammengebrochen. Beim Familien-Synodium in Rom 2014/2015 war kein einziger irischer Bischof anzutreffen, der die traditionelle katholische Ehelehre vertreten hätte. Ganz offen wurde und wird Humane Vitae widersprochen, und diese Sichtweise nicht nur in der katholischen Ehevorbereitung verbreitet, sondern sogar in den Priesterseminaren gelehrt. Die Folgen sind evident. 2018 haben 87 Prozent der ABSOLVENTEN KATHOLISCHER SCHULEN für die Abtreibung gestimmt. Insgesamt stimmten sogar 93 Prozent der 18- bis 25-jährigen dafür.

Selbst 35 Prozent der regelmäßigen, und sogar ein bis zwei Prozent der TÄGLICHEN Meßbesucher geben an, FÜR die Abtreibung gestimmt zu haben. Praktisch alle explizit christlichen Vereinigungen sind heute schon für Abtreibung. Am stärksten politisch engagiert in dieser Richtung sind die christlich-sozialen/demokratischen Parteien. Die ja die "sichere Abtreibung" als ethisch gut (weil angeblich das "geringere Übel") proklamieren. Selbst linke Arbeiterparteien waren da widerständiger. In einem Land, das 2017 einen bekennend homosexuellen Inder zum Premierminister gewählt hat, der plant, bis 2040 eine Million Migranten ins Land zu holen.

Daneben hat sich die Irische Kirche sogar an Abtreibungen beteiligt, direkt oder indirekt. Sei es durch aufgeweichte Positionierung, sei es durch katholische Krankenhäuser (sic!). Die mittlerweile zwar gesetzlich dazu gezwungen werden - aber gerade da wäre Widerstand Pflicht.

Die Kirche hat ihre Glaubwürdigkeit auch durch einen im Vergleich mit der zivilen Welt weit überproportionalen Anteil von Homosexuellen am Klerus verspielt. Der weit überwiegende Anteil an Mißbrauchsfällen ist aber homosexueller Natur, das nur als Hinweis. Wenn Fälle an die Öffentlichkeit kamen, wurden sie auf fahrlässigste Art behandelt. Und nach wie vor hat die Kirche kein Mittel gefunden, konsequent zu handeln, weltweit. Das vor einigen Wochen eigentlich sensationelle Angebot sämtlicher Bischöfe von Chile - das sind 34! - in Zusammenhang mit Mißbrauchsfällen und deren Behandlung durch den Papst, zurückzutreten, ist das entsprechende Signal.

Das Referendum in Irland ist nicht 2018 verloren worden. Es ist 1968, ja schon lange zuvor verloren worden. Oder, wie es ein irischer Journalist im Podcast ausdrückt: Man wünscht sich manchmal, daß der Teufel auf der Seite der Kirche kämpfte. Denn seine Strategie war großartig. Er hat in kleinen Schritten nach und nach ein ganzes Volk moralisch ausgehöhlt. Und Irland ist nur ein Musterbeispiel für das, was sich in der ganzen Welt abspielt.

Hier der OnePeterFive Video-Podcast.










*030618*