Dieses Blog durchsuchen

Montag, 11. Juni 2018

Die Wahrheit über einen muß geoffenbart werden (1)

Auf Achgut weist Eugen Sorg darauf hin, daß trotz enormer Anstrengungen in Schweden, die Geschlechterunterschiede schon im frühesten Vorschulalter auszuwischen die Tatsachen zeigen, daß sich Kinder ganz von selbst in Mädchen und Buben teilen. Und sich auch als Teil einer Geschlechtergemeinschaft und -identität verstehen. Kein noch so engagiert durchgezogenes Umerziehungsprogramm vermag offenbar zu verhindern, daß sich vierjährige Mädchen zu weiblichen, Buben zu männlichen Rollenbildern und -eigenschaften hingezogen fühlen, sie attraktiv finden und nachahmen, und sich vom je anderen Geschlecht abgrenzen. Sorg nimmt dies zum Anlaß zu viel Optimismus. Das Gendering werde also auf jeden Fall scheitern. 

Leider ist das so nicht der Fall. Zwar stimmt, daß die Geschlechtlichkeit des Menschen eine ontologische Tatsache ist, die also durch kein Erziehungsprogramm der Welt jemals ausgelöscht werden kann. Aber es stimmt nicht, daß eine gegenderte Erziehungsumwelt keinen Schaden anrichten kann. 

Sondern sie bewirkt genau das: Sie formt die Sprach- und damit die Denklandschaft der Heranwachsenden. Bei denen das Denken (weil sich das Ich erst in und mit der Vernunft zu einem freien Selbst entwickeln kann und will) in einem immer größeren Widerspruch zur tief im Inneren vorhandenen Entwicklungsrichtung als Entwicklungswollen gelangt. Der Mensch gerät also in einen immer stärkeren Widerspruch zu sich selbst. Denn auch wenn viele darin ein rotes Tuch sehen. Judith Buttler hat in einem Punkt nicht unrecht - daß nämlich die Geschlechterrollen soziale Konstrukte sind. Das sind sie nämlich AUCH, und gar nicht zum Unwichtigsten.

Unrecht hat sie freilich darin, daß diese Konstrukte willkürlich und damit auch willkürlich veränderbar sind. Das sind sie nur auf der gewissermaßen oberen Gedanken- und Sprachebene, und noch dazu: Der Mensch empfängt die Sprache. Und er empfängt sie vom sozialen Umfeld, allen voran den Eltern, noch mehr: Von der Mutter. (Der Vater als Sprecher wird erst im Maß der Entfaltung des Geistigen von Bedeutung, also im Weg-Gehen, im Ablöseprozeß von der Mutter. Individualisierung heißt im Grunde genau das: Weg von der Mutter mit der man "eins" ist, hin zum nur geistig, im Wort erfaßbaren Vater als erstes, sagen wir: Grundsätzliches, erst später nach und nach einem selbst angepaßten gemachten Rollenbild in der Welt. Das nennt man dann Identität.)

Aber dort sind sie später immer entscheidender, weil sie die Zielvorstellungen formulieren, auf die sich ein Mensch später, mit dem Vernunftgebrauch, ausrichtet. Sprich: Auf das hin er sich transzendiert. Dieses Bild hat ein sehr historisches, von der umgebenden Kultur geprägtes Aussehen, ist über weite Strecken tatsächlich relativ. In Indien (?) ist es nicht unmännlich, einen kleidähnlichen Rock zu tragen, im Gegenteil, es drückt hohe Stellung aus. In Europa wäre es lächerlich weibisch und tief unmännlich, denn hier tragen Männer Hosen und nur Frauen Kleider. Rollenbilder gibt es weitgehend also nur innerhalb und aus einer regionalen Kultur.

In jedem Fall aber muß eine Kultur diese Bilder ausarbeiten, darauf kommt es in erster Linie an. Denn nur dann kann sie ein Heranwachsender übernehmen, so sehr er sie später noch individualisieren wird und kann. Sie müssen also im Außen da sein, und sie müssen als "für ihn" präsentiert werden. Er braucht sogar einen gewissen "Zwang", sich in sie einzufügen. Das ist besonders in der Pubertät wichtig, wo die aufwachende Sexualität ebenfalls geformt werden muß - zweigeschlechtlich. So wie im Laufe des Heranwachsens eben alles je nach Altersstufe neu Aufwachende in diese Identität (Rolle) hineingeformt werden muß. Das hat Judith Buttler, der Papst der Genderbewegung, einfach richtig gesehen.

Diese sozio-kulturell ausgeprägten Rollenbilder offenbaren dem Heranwachsenden also das, was er im Innersten ohnehin von Anfang an fühlt, von dem er mehr gefühlt als gedacht sogar weiß, weil er darauf angelegt ist. Was sich dann durch alle Ebenen seines Zugewinns an Ausfaltungen (im Erwachsenwerden, wo alles dann da ist, auch Beruf etc.) durchziehen und ausprägen muß. Und zwar durch in der Kultur vorgegebene, vorgelebte Identitäten und Rollen. Das läßt sich aus diesen Kindererfahrungen in Schweden und anderswo sagen. Nicht mehr.



Morgen Teil 2)






*180518*