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Mittwoch, 13. Juni 2018

Der Energiekrieg läuft

CFACT berichtet, daß sich Rußland massiv in die inneramerikanische Meinungslandschaft zum Fracking (also der Erdöl-, vor allem aber der Erdgasgewinnung mit spezieller Horizontal-Bohr-Flüssigkeitsdruck-Methode) einmischt. Zweiter Zielpunkt der Einwirkung ist die Errichtung von Pipelines. Und Rußland tut das über social media. Eine Nachforschung hat ergeben, daß von 2015 bis 2017 insgesamt 9.097 Tweets und Postings über Facebook, Instagram und Twitter von einer staatlichen Petersburger Public Relations Agentur abgesetzt wurden, die sich umweltkritisch mit dem Fracking oder der Errichtung von Pipelines auseinandersetzen. Das lief über insgesamt 4.334 Nutzer-Scheinkonten. 

Die Zielsetzung ist klar: Die Gasgewinnung in den USA hat ein Ausmaß angenommen, das die USA nicht nur unabhängig von Importen macht, sondern sogar Exporte zuläßt. Dazu muß der Ölpreis freilich eine gewisse Höhe (wie man liest: rund 60 Dollar pro Barrel) haben, sonst rentiert das nicht. Und das wiederum hilft Rußland, das durch den niedrigen Ölpreis der letzten Jahre schwere Einbußen zu erleiden hatte.

Wieweit man freilich mit social media wirklich Haltungen in der Bevölkerung gezielt manipulieren kann sei dahingestellt. Daß das für Amerikaner, die qua Geburt Behavioristen sind - also streng daran glauben, daß das menschliche Verhalten, die menschlichen Haltungen allein durch äußere Bedingungen entsteht und direkt beeinflußbar ist - eine große Bedrohung darstellt hat also mit ihren eigenen irrtümlichen Ansichten zu tun. Nicht zufällig wurde das social engineering in den USA erfunden. Und in großem Umfang angewandt. (Aber mehr als Zerstörung, Chaotisierung haben sie damit kaum je erreicht.) Sie fürchten sich deshalb so stark davor (und diese Angst vor den Möglichkeiten der social media hat in den letzten Jahren eine neue Höhe erreicht), weil sie die Rolle der social media aufgrund ihrer irrtümlichen Sicht der humanen Wirklichkeit maßlos überschätzen.

Aber die Sache ist darüber hinaus noch spannend. Denn die USA machen mit ihrem Gas natürlich auch Politik, die Rußland schaden soll. Und zwar gute, alte, handfeste, konkrete Politik. Mit Hammer, Wurfpfeil und Geldkoffer. Gerade hat Polen (wir haben über die Rolle Polens in Mittel-Ost-Europa vor kurzem hier geschrieben) ein Lieferabkommen mit den Staaten abgeschlossen, das ein Fünftel des polnischen Jahresbedarfs an Gas in Form von Flüssiggas von jenseits des Atlantik ausmacht. Warschau will sich damit von russischen Gaslieferungen unabhängig machen. Es zieht also Abhängigkeit von Washington vor. Was an langfristiger Strategie dahinterstehen dürfte, haben wir hier ja bereits dargelegt.

Und noch etwas wird brisanter: Rußland hat gerade in diesen Wochen mit Deutschland ein Abkommen zur Errichtung einer zweiten Gaspipeline der North Stream durch die Ostsee geschlossen. Die USA haben bereits Sanktionen angekündigt, sollte diese North Stream 2 fertiggestellt werden. Grund? Weil damit die Rolle der Ukraine als Energie-Transitland absinken könne!

Ach wie lieb, sorgt sich die USA nun um die Geschäfte der Ukraine? Mitnichten und -neffen. Das passiert vielmehr, weil man doch gerade jetzt über die Ukraine Zugriff auf Europa - und eigentlich muß man sagen: Deutschland - bekommen hatte! Jede direkte Annäherung zwischen Deutschland und Rußland muß in den Augen der USA (und Polens! und Englands; und des Frankreichs seit Macron) aber unterbunden werden.

Rußland kämpft zurück. Und es tut es auch, indem es die Umweltbewegungen in den USA stärkt. Aus anderen Quellen geht hervor, daß es angeblich in den letzten Jahren zwanzig Millionen Dollar an Umweltschutzorganisationen überwiesen hat.

Es ist ganz sicher nicht weit hergeholt, wenn man also auch hinter den Klima-Weltrettungs-NGOs ausländische Mächte vermutet, die sich gar keine effizientere Methode ausdenken könnte, um die Wirtschaft des Westens zu stärken. Während man sich selber - wie China, wie Indien - keinen Deut darum schert. Angeblich wird in Asien sogar seit Jahren bereits wieder FCKW in Kühlaggregaten eingesetzt. Was den VdZ natürlich ein wenig schmunzeln macht.

So wird in einer globalisierten, ach, wie liberalen Welt eben Krieg geführt. Es zeigt sogar, wie Liberalismus in Krieg mündet. Hier zeigt sich sogar seine utopische, realitätsferne Natur. Denn das Märchen von einer politikfreien Wirtschaftswelt grenzenlosen Austauschs ist natürlich eine dreiste Lüge, deren man sich dann bedient, wenn es einem nützt, also um Märkte und Staaten "aufzubrechen", wehrlos zu machen. Wendet es sich gegen einen, erfolgt (siehe USA) sofort der Schritt zurück in den Protektionismus. Und das muß auch so sein.

Wirtschaft berührt eben immer die Politik. Und die meisten, wenn nicht fast alle Kriege werden wegen wirtschaftlicher Interessenskonflikte geführt.





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