Teil 2)
Das heißt, daß jeder Mensch zu sich selbst in dem Maß wird, in dem er sich auf ein äußeres Bild hin überschreitet, das in einer gesunden Kultur in männlichen und weiblichen Idealen ausgearbeitet und präsentiert wird. Denen muß dann der Mensch in dem Maß bewußt zustimmen, als er in der Lage ist, seinen Verstand zu benützen. Im eigenen Urteil aber drücken sich dann auch soziale Normen aus, sie formen gewissermaßen wesentliche Umstände des Urteils. Stimmen nun diese offiziellen, allgemeinen Normen, das Gesollte sohin, nicht mit der innersten Natur zusammen, erlebt der Mensch einen Widerspruch zwischen Vernunft und Wirklichkeit. Das heißt in allererster Linie, daß er das Vertrauen in die Weltfähigkeit der Vernunft verliert - stattdessen wird ihm die Welt als irrational erscheinen. Wo das Gesollte der Welt dem inneren Fühlen sogar widerspricht. Er muß also falsch fühlen!
Damit
entfernt er sich von seinen eigenen ontologischen Grundverfaßtheiten.
Und er wird sich in der allergrößten Zahl der Entscheidungen gegen diese
(leise) innere Stimme wenden. Und Lebensentscheidungen treffen, ein
Leben führen, das dieses von seinem innersten Wesen, seinem eigentlichen
Telos also, widerspricht. Das führt ihn zwangsläufig zu einem Leben,
das gar nicht mehr glücken KANN. Wo ihm die Lebenserfahrung, wo er
ständig in Widersprüche zu seinem Innersten kommt, mit der Zeit lehrt,
daß er entweder völlig und gegen den Druck der Allgemeinheit neu denken
muß, oder - und das ist in der Regel der Fall - daß die Welt selbst
irrational ist.
Wenn
Kinder sich immer wieder und wieder (und Schweden ist ja dafür nur ein
Bespiel von vielen; ähnliches ist aus Norwegen bekannt, und überhaupt
aus vermutlich allen Kindergärten der Welt) für die scheinbar pöhsen,
überholten Rollenbilder entscheiden und in die Zweigeschlechtlichkeit
"fallen", trotz aller Bemühungen diese Unterschiede zu verwischen, dann
zeigt es zwar an, daß der Mensch ontologisch (also im Telos, in dem,
woraufhin er sich entwickeln soll und auch will) zweigeschlechtlich IST.
Aber es heißt noch nicht, daß er später auch in die Lage kommt, diesen
Telos mehr und mehr zum bewußten Ziel zu nehmen, auf das hin er sich
transzendiert, also von sich weg auf dieses Bild hin zur Persönlichkeit
wird (und erst das heißt ja Persönlichkeit). Es heißt noch weniger, daß
er in die Lage kommt, aus diesem Selbstverständnis heraus zu Freiheit
und Vernunft zu kommen, weil ontologische Verfassung und Denken und
Sprechen ineinander passen wie die Hand in den Handschuh.
Es
heißt in den meisten Fällen aber, daß er in einen Widerspruch zwischen
Vernunft und innerem Wollen gelangt. In dem er fast nur die Chance hat,
sich in den Rationalismus zu flüchten, wo also das Denken und Sprechen
sich von der Vernunft losreißt, oder sich für die Irrationalität der
Welt zu entscheiden. Denn ... die Wahrheit muß sprachlich ins lebendige
Denken hinein geoffenbart werden! Sonst bleibt dieser geistige Raum für
immer verschlossen. Und er wird nie Persönlichkeit, sondern bestenfalls
ein Bündel positivistisch je neu zu behauptender, ständig gefährdeter
Eigenschaften sein.
Und
damit schließt sich auch der Kreis zum Narzißmus der Gegenwart. Und zu
dessen Tochter, dem Fanatismus und der ständigen Bereitschaft zur
Aggression. Gegen sich und sein innerstes Fühlen, das ihm Gemeinschaft
verweigern will, oder gegen andere, die ihn im Falschen bestärken und
damit erst recht gefährden. Wer also da meint, die jungen Generationen
der Gegenwart seien besonders "selbstbewußt", weil sie unfähig wären,
zuzuhören, somit gehorsam zu sein, der irrt fundamental.
Genau
so wie der, der da meint, der Genderquatsch würde sich von selber
wieder auflösen, weil seltsamerweise Kinder wieder und wieder neu
Geschlechtsidentitäten zu kennen scheinen. Denn das würde nur passieren,
wenn es zu einem totalen Zusammenbruch der (falsche Bilder
produzierenden) Kultur käme. Denn der Mensch ist ein Wesen, das auf
Gemeinschaft hin ausgerichtet ist, er ist eben nicht autonom und für
sich zu verstehen. Identität hat nur Sinn innerhalb einer Gemeinschaft
der Anerkennung, also des "Weltseins" von Bildern. Die Aggression vieler
gegen diese unsere Kultur, die man beobachten kann, die Sehnsucht nach
Zerstörung und Selbstzerstörung, hat genau dort ihre Wurzeln. Es ist die
sprachlose Sehnsucht nach Freiheit. Zur Sprache käme es aber erst durch
Offenbarung. Genau die aber wird in der Gendererziehung verweigert.
*180518*