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Freitag, 8. Juni 2018

Eine Zeit, gerammelt voll mit Tabus (1)

Natürlich ist da Vieles Spekulation. Aber man muß Hans Joachim Zillmer zugute halten, daß er nicht behauptet, eine "Theory of everything" zu liefern. Er sagt selber, daß er vieles nicht weiß. Und das unterscheidet ihn auf jeden Fall von allen möglichen Spinnern. Was er aber tut - und darin trifft er auf viele Gedankenansätze, die der VdZ aus langen Lektüren und Überlegungen selber schon in diese Richtung formte - ist, vieles in Frage zu stellen, was es so ganz sicher nicht gegeben haben kann. Denn gerade in der Forschung der Frühzeit muß man oft mit Erschrecken feststellen, daß es sich bei angeblichen "Gewußtheiten" um Zirkelschlüsse handelt, daß viele angebliche Wissensstände etwas tun, was sich Zillmer sogar versagt: Sie bilden Mythen.

Und dabei gibt es natürlich Mythen, die so dogmatisiert sind, die Tabu sind, die Eckpfeiler sind, daß sie Tragesäulen ganzer Theoriengebäude sind. Die pausenlos auf Unvereinbarkeiten und Widersprüche stoßen. Die schlimmste solcher Säulen ist der Evolutionismus/Darwinismus. Wagt man einmal, diesen Eckpfeiler heutigen "Wissensstandes" zu hinterfragen, einfach indem man die Widersprüche und zahllosen Unerklärbarkeiten nicht mehr einfach schluckt, mit dem Hinweis, daß wir das eines Tages schon noch erforschen werden (obwohl es sich meist um logische Widersprüche, um Aporien handelt, die sich niemals auflösen werden; aus 2+2 wird niemals 5), wer also alle diese blackboxes nicht mehr einfach im Regal stehen läßt, sondern weiter zu fragen wagt, dem wird die Schlüsselfunktion dieser Theorie aufgehen. Und nach und nach brechen dann ganze Wissensgebirge ein.

Sie stellen sich völlig neu als Problem dar. Und verlangen nach neuen Lösungsansätzen. Es ist dabei äußerst hilfreich zu tun, was auch Zillmer tut, und was auch dem VdZ immer mehr zur Methode wurde: Alte Literatur zu studieren. Denn noch bis vor 80 Jahren (sagen wir halt so), erst nach 1945 hat sich die sogenannte Wissenschaft zunehmend, um nicht zu sagen exponentiell dogmatisiert. Und ist von der Wissenschaft zur Mythendichtung geworden. Natürlich nicht immer, nicht überall, aber fast.

Zumindest in der medialen Darstellung, und damit in der Formung des Sprachraumes als des Denkraumes, in dem wir uns bewegen. Und der uns bewegt, das ist das Entscheidende. Denn wir werden als Persönlichkeit (also als das, was wir im mit der Welt verhängten Selbst bilden, entwickeln) von unseren Gedanken geformt, von unserer Sprache. Bis in die kleinste Zelle hinein. Nicht gleich, nicht augenblicklich (zumindest meist nicht), aber über Jahre und Jahrzehnte. In Wechselwirkung mit dem, was wir tun, und dem wir in unserem inneren Ich begegnen und auf das wir mit unserer mehr oder weniger bewußten Schichte (das menschliche Bewußtsein ist ein See, in dem ständig Dinge steigen und sinken) reagieren.

Zillmers Vorträge sind anregend, das ist das Mindeste, was man über sie sagen kann. Deshalb erlaubt sich der VdZ, einen nächsten von ihm an dieser Stelle zu bringen. Besonders naheliegend sind die Annahmen zu katastrophischem Geschehen, die Hinterfragung der Zeithorizonte, die heute angenommen werden, aus denen sich Altersannahmen ergeben, die in sich eine Weltkonstituiertheit tragen, die auch eine (tief materialistische, mechanistische) Metaphysik implementieren. Viele Methoden sind außerdem viel fragwürdiger, als der Leser meinen könnte.

Schon gar dort, wo sie von einer linearen, in sich selbst stehenden Welt ausgehen, nicht von einer Welt, die durch Ereignisse auch in ihren Eigenschaften bestimmt wird. Alleine wenn man die heute kolportierten paläontologischen und -archäologischen Befunde betrachtet, die voller Widersprüche sind, scheinen ganz andere Ansätze höchst notwendig.  Die biologischen Belege, die gegen eine Makroevolution sprechen, und von denen Zillmer abrißartig einige bringt (es gibt ja noch viele mehr), sind für einen wirklich Interessierten ohnehin Binsenweisheiten.

Es sind aber immer die Grundannehmen die bestimmen, was man überhaupt sieht, sinnlich wahrnimmt, was aus Daten Fakten macht. Hier beweisen Denkansätze wie jene Zillmers eine Erhellungskraft, die dem heutigen Wissenschaftsgerede praktisch völlig fehlen. Die allesamt eigentlich nur den Anfang zurückschieben, "erklären", aber nie Wesentliches begreifen machen.

Diese Thesen als Unsinn abzutun geht natürlich leicht, aber es ist schwer unzulässig. Zumal sich sehr Vieles, was er an Thesen formuliert, weit mehr in wissenschaftlicher Literatur wiederfindet, als dem Leser, der möglicherweise nur mit Tagespresse und Mainstream-Publikationen konfrontiert wird, bewußt sein mag. Sie stehen in einem Gedanken- und Wissenschaftsstrom, der speziell nach dem Kriege regelrecht abgerissen ist. Wo wir mit der Amerikanisierung Europas, die eine Gegenbewegung gegen die Dominanz deutscher Wissenschaft bis zu den 1930ern, 1940ern war (bis dorthin war das Deutsche sogar dabei, internationale Wissenschaftssprache zu werden), auch mit einem völligen Paradigmensturz konfrontiert waren. 

Seither hinken wir hinterher, und hinken sogar hinter den Forschungsergebnissen jener Zeit hinterher und der VdZ glaubt nicht, daß dieser Rückstand noch aufgeholt werden kann. Die Fortschritte der Wissenschaft, das wird oft vergessen, die wir seither haben, und die uns so beeindrucken, angeblich, sind praktisch sämtlich nur den verbesserten technischen Möglichkeiten der Methoden zuzuschreiben. Nicht dem Wissen selbst. Über die Gründe, über die Möglichkeit, wie so etwas so rasch vonstatten gehen kann, haben wir schon geschrieben. Es hat mit den Gegebenheiten an amerikanischen Universitäten zu tun. 

Aufholen könnten wir nur dann, wenn wir dort fortsetzen, wo wir vor 80 Jahren (sagen wir) aufgehört haben. Die liegen gelassenen Enden wieder aufnehmen, zu verstehen suchen, und dann weiterknüpfen. Und hier hat Zillmer zweifellos seine Meriten. Indem er blackbox um blackbox aufstöbert und aufbricht um zu entdecken, daß in ihnen gähnende Leere herrscht.  Die niemanden zufriedenstellen kann. Wer aber alle diese unberühten Ecken seines geistigen Raumes einmal durchstöbert, wird erleben, wie er nach und nach innerlich heller wird. Wie sein Sprechen und damit sein Denken nach und nach klarer, geordneter, in sich stimmiger wird, und letztlich auf ein Eines zuläuft.  Jenes eine, das man als Vernunft an sich bezeichnen kann. 



Morgen Teil 2)






*180518*