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Donnerstag, 28. Juni 2018

Brief an einen Sohn (3)

Teil 3)




Nun, mein lieber Sohn, das führt mich zur Angelegenheit, die Dich derzeit wohl am intensivsten seelisch beschäftigt, die um Dein Mädchen. Das ich leider nicht kenne. Aber ich meinte schon aus Deinen knappen Schilderungen damals in Graz etwas erkannt zu haben, das ich auch anzusprechen versucht hatte, indirekt zumindest, von dem Du aber, wie ich meinte, nicht recht etwas hören wolltest. Ich habe dazu zwei Varianten, sozusagen. Die erste wäre ein gewisser Vorwurf (keine Angst, die zweite ist es nicht), und der lautet und begründet sich wie folgt:

***, der Fehler oder Widerspruch wird schon aus Deinem Sprechen darüber erkennbar. Du nennst es "Beziehung". Was aber ist "Beziehung"? Kannst Du aus Deinen Studien (die Du so wunderbar intensiv betreibst, ich bin tief bewegt das zu sehen!) erkennen, daß "Beziehung" irgendetwas erklärt oder definiert? Verlangt nicht "Beziehung" (als empirische Erkenntnis aus Beobachtung) eine Präzisierung? Eine Benennung? Einen Namen? Ein ... definiertes Wesen, aus dem jederzeit Ziel und Sinn hervorgeht?

Ja, heute reden alle von "Beziehungen" in Mann-Frau-Angelegenheiten. Aber niemandem scheint aufzufallen, was für ein leeres Gequatsche das ist. Der Mensch ist sui generis ein Kulturwesen, also braucht er auch notwendig kulturelle Formen. Für alles. Braucht. Lebensnotwendig. Untrennbar. Nicht "vielleicht, oder auch nicht, werden sehen, oder auch nicht". Welt ist immer das Sichtbare, das Konkrete, das vom Menschen "Gemachte". Kultur. Und Kultur, Menschsein heißt: Beziehung in eine Form überführen und darstellen, und damit Welt darstellen und damit Welt konstituieren. Schaffen heißt aber immer: BENENNEN. Einen Namen geben. Ein konkretes, ganz konkretes Wesen beschließen, VORHER, dann als ‚telos‘ anstreben, der somit Ausgangs- wie Zielpunkt ist. Logos.

Ich kann Dir deshalb einen gewissen Vorwurf nicht ersparen. Ich habe es in Graz angedeutet. Es liegt nämlich am Mann, aus dem Bezogensein auf eine Frau (und aus ihrer zum Mann) etwas Konkretes zu machen! Und das ist ... die Ehe. Das Haus. Die Familie, die ich lieber "Haus" nenne. Erst hier kann man sich auf eine konkrete Gestalt hin transzendieren, erst hier kann sich etwas entwickeln, das mehr ist als ein sich irgendwie Aushalten oder im Bett verlustieren oder was auch immer. Und aus diesem Transzendieren kann man zu sich selber werden. Ja, NUR darin. Denn NUR so bricht die die Zeit konstituierende Zeit in die Welt, weil sie Raum wird (Wieder: Physik, und damit: Musiktusch.)

Es ist also Zukunft, Aufbau "von etwas", das Gegenwart und damit überhaupt erst "Sein" konstituiert. Wenn der Mann einer Frau das nicht bietet, ***, wird sie gehen, das ist so sicher wie das Amen im Gebet. Sie braucht ein Haus als Perspektive, als Plan, als Ziel, in dem sie ihre Stellung haben wird. Weil sie gegenwärtig werden will. Das ist nur vernünftig. Und das erwartet sie vom Mann, ob sie das zugibt, weil sie darum weiß oder nicht. Oder meint selber irgendwas "Wichtiges" werden zu wollen, wie, das meine ich, bei Dir der Fall war (und Du bist darauf hereingefallen). Denn der Mann ist der "Bestimmer" gegenüber der Frau, die auf Bestimmung wartet, auch wenn sie das scheinbar ablehnt, heute meist aus Gruppendruck.

Oder von bereits verblödeten Müttern zur Selbstverfehlung geschliffen.

Das ist (schon rein physikalisch betrachtet) eine ontologische Tatsache, ein Wesensmerkmal, das nicht unserer Disposition unterliegt. Wie falsch hier der Feminismus heute liegt, kannst Du daraus vielleicht ermessen. Dem ich wie so vielen gegenwärtig populären Auffassungen zuschreibe, daß er vor allem die jungen Menschen (und in dem Fall rechne ich Dich dazu) zu Verwirrung führt, sodaß sie ihre Lebensziele nicht erreichen, weil sie das falsche, völlig ungeeignete Denkwerkzeug haben. Und damit die Welt nicht mehr richtig einschätzen, Situationen nicht wesensgemäß beurteilen, um richtige Alltagsentscheidungen treffen können.

Die heute vorzufindenden allgemeinen Auffassungen, mit denen gerade Ihr Jungen zugeschüttet werdet, mit erheblichem emotionalem Druck ("Alleinsein", Einsamkeit, erinnerst Du Dich an diesen Gesprächspunkt damals im Oktober in Graz? Man muß zum Denken einsam sein können!) sind deshalb so gefährlich. Ich bin also ein vehementer Feind dieses heutigen Denkens, das ja gar kein Denken mehr ist, sondern nur so tut als ob es eines wäre, weil es halt auch wie Sprache (wie! nicht ALS) durch den Kopf rauscht etc. Unsere heutige Welt (und damit die Menschen, vor allem die jungen) ist regelrecht zugemüllt mit nie durchgedachten, sprachlich entsprechend verschwommen gehaltenen Dingen. Also Nebeln, dogmatisierten Mythen (als Religionsersatz) und wieviel völligem Schwachsinn. Irrationalität wird sogar als Heilmittel verkündet, weil einem die Sprache fehlt um Begriffe zu klären, "Gefühl" soll den Verstand ersetzen, "Spontanität" die Vernunft, und "Leidenschaft", Getriebenheit wird zum "Gefühl" erklärt, das noch dazu leiten soll. (So nebenbei: Das ist der perfekt manipulierbare Konsumidiot.) Damit kann man aber kein Leben bestreiten. Und damit kann man auch keine "Beziehung" zu einer wirklichen "Beziehung" gestalten, die erst zu einer Beziehung wird, wenn ich ihr konkrete Form und Gestalt gebe.

Morgen Teil 4







*09062018*