Der Grundtenor Kierkegaards - die Suche nach der wirklichen Wirklichkeit Gottes, die Forderung, nein, die Sehnsucht nach Existentialität der Gottesbegegnung, weil alles andere billiger Schein ist - führt ihn zu einer klaren Aussage: daß das, was die (evangelische) Kirche (im 19. Jhd.) predigt, nur ein Scheinchristentum ist.
Deshalb ist den Bischöfen und Pfarrern der Vorwurf zu machen, daß sie die Leute mit etwas abspeisen, das so abgemildert ist, daß die wirklichen Versprechen, die das Christentum ausmachen, gar nie wirksam werden KÖNNEN. Weil auf diesem abgespeckten Niveau gar keine echte Gotteserfahrung möglich ist. Die bleibt auf der Ebene reinen bürgerlichen Lebensspektakels, und vor allem auf der Ebene menschlicher Selbsttäuschung. Bei der überwiegenden Masse, die es sich in ihrem Leben so gut eingerichtet hat, geht es um die allerersten Schritte überhaupt, von Fortschritt gar nicht zu reden.
Nicht, daß alle auszustoßen wären, die zu dieser Radikalität nicht bereit wären. Aber von den Priestern und Bischöfen wenigstens müßte man verlangen können, daß sie diese Radikalität selber leben, und zumindest in ihrer Predigt nicht bis zur Unkenntlichkeit abmildern.
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