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Sonntag, 28. August 2011

Vaterlos - Ordnungslos

Also wird überlegt, in London und anderswo, was zu diesen Ausschreitungen - einem kleinen Bürgerkrieg! - in England geführt haben könnte. Aus dem Presse-Artikel bringe ich hier nur zwei Absätze, die zu ganz anderen Aussagen kommen, als nach wie vor öffentlicher Rundfunk und Medienzirkus zu verkünden suchen, weil sie so schön in ihr Weltbild passen:

Der 39-jährige Lammy ist ein typisches Kind Tottenhams: Seine Mutter, Immigrantin aus Guyana, zog ihn und die drei Geschwister allein groß. In über der Hälfte der schwarzen Familien in Tottenham fehlt der Vater. Nicht so typisch ist, dass Lammy es trotzdem geschafft hat, die Schule zu beenden, Jura zu studieren und Karriere in der Politik zu machen. 
In Tottenham liegt die Jugendarbeitslosigkeit über dem Landesschnitt von 20 Prozent. Vierzig Prozent der Kinder im Bezirk Haringey, zu dem Tottenham zählt, lebt in Haushalten, die als offiziell arm gelten, also mit weniger als 60 Prozent des britischen Durchschnittseinkommens klarkommen müssen. „Es hat mich nicht besonders überrascht, dass sich die Ausschreitungen ausgebreitet haben“, sagt Lammy. „Es gibt Ähnlichkeiten zwischen der Jugend hier und in Südlondon beispielsweise. Und es ist eben auch eine Frage, wie die Polizei mit so einer Situation umgeht.“

Die Gerichte haben Nachtschichten eingelegt, um den Ansturm bewältigen zu können. Die Gerichtsprotokolle belegen, dass die Randalierer und Plünderer längst nicht nur unterprivilegierte Jugendliche aus Einwandererfamilien sind. Zu den mutmaßlichen Tätern gehören Menschen jedes Alters und jeder Ethnie: Köche, Grafikdesigner, Hilfsschullehrer, Studenten, Schüler. Der Abgeordnete Lammy scheut sich, eine Erklärung für das Versagen moralischer Bremsen bei so vielen Menschen zu finden. „Das ist zu komplex für einen Soundbite.“
Dev Singh dagegen meint: „Das war einfach Gier. Ich fühle mich durch meine Landsleute blamiert.“ Der 28-Jährige arbeitet in einem „Money Shop“ auf der Tottenham High Road – hier werden die Anwohner mit Schnellkrediten geködert, können Gold zu Geld machen, Wertsachen verpfänden. „Wir haben gerade erst wieder aufgemacht“, erklärt Singh und deutet auf die Spanholzplatten vor dem Fenster. „Sie haben uns die Scheiben eingeschlagen. Gott sei Dank haben sie unseren Safe nicht geknackt.“ Dass sein Geschäft mit Schnellkrediten die Kultur der Gier noch beflügelt, glaubt er nicht: „Die Plünderer haben geglaubt, sie könnten sich einfach nehmen, was sie wollten. Sie verstehen nicht, dass man Besitz respektieren muss.“

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