Der 39-jährige Lammy ist ein typisches Kind Tottenhams: Seine Mutter,
Immigrantin aus Guyana, zog ihn und die drei Geschwister allein groß. In
über der Hälfte der schwarzen Familien in Tottenham fehlt der Vater.
Nicht so typisch ist, dass Lammy es trotzdem geschafft hat, die Schule
zu beenden, Jura zu studieren und Karriere in der Politik zu machen.
In
Tottenham liegt die Jugendarbeitslosigkeit über dem Landesschnitt von 20
Prozent. Vierzig Prozent der Kinder im Bezirk Haringey, zu dem
Tottenham zählt, lebt in Haushalten, die als offiziell arm gelten, also
mit weniger als 60 Prozent des britischen Durchschnittseinkommens
klarkommen müssen. „Es hat mich nicht besonders überrascht, dass sich
die Ausschreitungen ausgebreitet haben“, sagt Lammy. „Es gibt
Ähnlichkeiten zwischen der Jugend hier und in Südlondon beispielsweise.
Und es ist eben auch eine Frage, wie die Polizei mit so einer Situation
umgeht.“
Die Gerichte haben Nachtschichten eingelegt, um den Ansturm bewältigen zu können. Die Gerichtsprotokolle belegen, dass die Randalierer und Plünderer längst nicht nur unterprivilegierte Jugendliche aus Einwandererfamilien sind. Zu den mutmaßlichen Tätern gehören Menschen jedes Alters und jeder Ethnie: Köche, Grafikdesigner, Hilfsschullehrer, Studenten, Schüler. Der Abgeordnete Lammy scheut sich, eine Erklärung für das Versagen moralischer Bremsen bei so vielen Menschen zu finden. „Das ist zu komplex für einen Soundbite.“
Die Gerichte haben Nachtschichten eingelegt, um den Ansturm bewältigen zu können. Die Gerichtsprotokolle belegen, dass die Randalierer und Plünderer längst nicht nur unterprivilegierte Jugendliche aus Einwandererfamilien sind. Zu den mutmaßlichen Tätern gehören Menschen jedes Alters und jeder Ethnie: Köche, Grafikdesigner, Hilfsschullehrer, Studenten, Schüler. Der Abgeordnete Lammy scheut sich, eine Erklärung für das Versagen moralischer Bremsen bei so vielen Menschen zu finden. „Das ist zu komplex für einen Soundbite.“
Dev Singh dagegen meint: „Das war einfach Gier. Ich fühle mich durch
meine Landsleute blamiert.“ Der 28-Jährige arbeitet in einem „Money
Shop“ auf der Tottenham High Road – hier werden die Anwohner mit
Schnellkrediten geködert, können Gold zu Geld machen, Wertsachen
verpfänden. „Wir haben gerade erst wieder aufgemacht“, erklärt Singh und
deutet auf die Spanholzplatten vor dem Fenster. „Sie haben uns die
Scheiben eingeschlagen. Gott sei Dank haben sie unseren Safe nicht
geknackt.“ Dass sein Geschäft mit Schnellkrediten die Kultur der Gier
noch beflügelt, glaubt er nicht: „Die Plünderer haben geglaubt, sie
könnten sich einfach nehmen, was sie wollten. Sie verstehen nicht, dass
man Besitz respektieren muss.“
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