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Mittwoch, 17. August 2011

Nur noch Narreteien

Für die (im Verhältnis) "paar" Tausend Euro - dieses Bemühen ... aber der BAWAG-Bedienstete läßt nicht locker, und unterbreitet seine Vorschläge, wie "mehr" (!) Rendite aus den in sicheren, braven Papieren angelegten Sparstrumpf zu holen wäre. Und zwar mit Investitionen in Schwellenländer! Hier, Brasilien, Afrika, China - Renditen jenseits der 8 Prozent!

Nein danke, winkt Z ab. Sie bleibe bei den sicheren Papieren, auch wenn die die reale Inflation (die ja deutlich höher ist als die "ausgewiesene", eine an sich nichtssagende Zahl, ein rein rhetorischer, zutiefst relativer Parameter, aber keine Aussage über die wirklichen Preissteigerungen) gerade damit abgefangen wird. Man muß bescheiden bleiben, meint sie später, ich habe gespürt, wie da schon wieder die Gier durchbricht, auf allen Seiten. Und selbst wenn ich ein wenig Geld verlieren sollte, so ist es eben auch einmal, es ging mir ja lange gut genug. Aber ich heize nicht die Konkunktur in diesen Ländern an, die an Inflation ersticken, nur damit ich - als gäbe mir das noch dazu Ruhe! - ein paar Prozentpunkte mehr Rendite habe.

Man sieht außerdem, wo die Spekulanten sitzen, so gerne sie sozialistische Kanzler aus populistischen Gründen in den sprichwörtlichen "Reichen" sähe, und mit glänzenden Augen mit Neidkomplexen arbeitet, den verläßlichsten Motiven der Menschen. Es sind diese vielen vielen kleinen Bankangestellten und Anleger, die ihre paar oder mehreren paar Tausender von Anlage zu Anlage hetzen, in Summe Milliarden, Billionen, um ein paar Prozentpunkte zu kassieren, ohngeachtet aller Folgen. Da sind sogar genau all die vielen "Kleinen", die auf hier gar nicht erst hinterfragte Weise zu diesen Kleinkapitalien gekommen sind, besonders gefährliche "Spekulanten". Denn sie sind ahnungslos, willige Opfer von Massenhysterien und -psychosen, die jeden Trend so verstärken, daß aus einfachen Schwankungen jeweils existenzgefährdende Krisen oder bedrohlich substanzlose Blasen werden. Derzeit zeigt sich das ganz besonders!

Und daß die Schwellenländer "lohnende" Märkte sind, ist ja schon länger bekannt. Auch, was nun auf diese Länder für Probleme zukommen. Es sind ja die einzigen Länder, wo noch halbwegs produziert wird, auf diesen Nenner könnte man es bringen. Dabei: sieht man die Eckdaten an, sind die meisten dieser Länder schwer "fußmarod", und werden über kurz oder lang selber in der Krisenecke landen, wo sich die überkapitalisierten Märkte wieder ihr reales Wertgefüge holen. China, Indien, Brasilien ... Hände weg!

Nicht viel anderes passiert seit geraumer Zeit mit der Schweiz und dem Schweizer Franken: aus allen Himmelsrichtungen fließen die Gelder nach Bern, um Franken zu kaufen, einer der wenigen Währungen, der man noch vertraut. Franken, als Anrecht auf Schweizer Produkte, denn das ist Geld. Und das zeigt die Verrücktheit dieser Nachfrage (aus so vielen kleinen Anlageecken): denn eine Währung ist kein Selbstzweck, und wäre das nicht einmal, wenn sie völlig in Gold aufgewogen wäre. Sie hat nur Wert in Bezug auf die Wirtschaftsleistung eines Landes.

Und die Schweiz steht damit selbst vor dem Kollaps: denn der hohe Wechselkurs des Franken übersteigt die Kaufkraft der dortigen Währung um rund 70 Prozent! Das heißt, daß Produkte, die 1,90 Franken kosten, in Wahrheit nur einem Wert von 1 Franken entsprechen. Seit einem halben jahr fallen die Aktienkurse schweizer Unternehmen, ihr Wert hat sich (analog zur verfälschenden Währungsrallye) um etwa ein Drittel verringert. Die Gewinne sinken (wegen der sinkenden Margen, weil Schweizer Produkte am Weltmarkt allmählich unerschwinglich werden, auch die Inlandspreise viel zu hoch liegen)*

Kursverlauf der Nestlé-Aktie 1. Hj. 2011
Das nennt man schlicht: eine gewaltige Blase, die sich da aufbaut, und die nur solange funktioniert, als die übrige Weltwirtschaft derartig unter Vertrauensverlust leidet.  Dennoch hört man sie aus allen Ecken: Schweizer Franken! Womöglich mit irgendwelchen Verschwörungstheorien gekoppelt - die Bundesbank habe eine neue Mark in Vorbereitung, nächste Woche, über Nacht, sei es soweit. Etc. etc. So entwickelt sich ein Währungspreis, der sich von der Realwirtschaft weit entfernt hat.

Eine Lehre kann man ganz gewiß aus dem Fall Griechenlands (etc.) ziehen - es gibt offensichtlich regionale Faktoren, die mit der realen Wirtschaft einer Region zu tun haben, nicht mit der rechnerischen Oberfläche einer Pauschalwährung ie dem Euro. Es gibt so etwas wie eine Regionalwirtschaft Griechenland, und hat es immer gegeben, deren Bewertung eigene Wege geht - reale Wege sucht. Und das hat mit ganz simplen Preisfindungsmechaniusmen zu tun, mit subjektiven Bewertungen, die die Wirklichkeit hinter Worten (Geld) suchen und sich keine Nominalideologie aufschwatzen lassen. Auch in der Schweiz ist das icht anders, und wenn der Kurs wirklich noch auf 1:1 zum Euro steigen würde - er WIRD fallen, das ist so sicher wie das Amen im Gebet. Währung, Geld hat mit realem Wert zu tun, immer und ausschließlich. Der Rest ist lächerliches Kiki ahnungsloser Laienspekulanten und mediokrer Bankangestellter und Zeitungskommentatoren.

Nur: worein investieren, meint Z etwas ratlos?
Ja, sage ich darauf, wo hinein möchtest Du denn investieren? An welches Produkt, an welches Unternehmen glaubst Du denn? DAS ist die ursprüngliche Investitionsidee: sich aktiv am Wirtschaftsleben zu beteiligen, in Freud und Leid, mit Geld mitzuarbeiten am Erfolg eines Unternehmens, einer Idee. Nicht "abzocken", das ist immer unethisch! Denn die Welt ist doch nur noch verrückt: während die Blasen (Schweizer Franken, Schwellenländer, Rohstoffe) boomen, brechen die Börsenkurse ein.** Dabei gibt es kein sichereres Engagement als in ein solides Unternehmen zu investieren, durch stinknormalen Aktienkauf, dessen Produkte auch in schwersten Krisen benötigt werden.

Aber es gibt keine wirkliche Sicherheit auf dieser Welt, nicht in Geld, nicht in Wertpapieren, nicht in Gold. Und Geld ist wie das Leben - es geht mal besser, mal schlechter, und vielleicht verliert man auch einmal alles. Was will man? So ist eben das Leben, da geht es um etwas anderes: um den Dialog mit der Wirklichkeit, nicht um synthetische Wohlstandskonservierung.

(Verfaßt: 04. August 2011)


*Der Lebensmittelkonzern Nestlé z. B. hatte im ersten Halbjahr 2011 einen Umsatzrückgang von 12,9 %, (die allerdings zum Teil auf Verkäufe von Unternehmensteilen zurückgehen) bei annähernd gleichem (absolutem) Gewinn. 

**Nachtrag: Wie irrational der jüngste Börsencrash war, zeigt ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden des österreichischen Maschinenbaukonzerns Andritz: Das Unternehmen steht blendend da, die Auftragsbücher sind voll - aber die Kurse fielen! So kann eine künstliche Hysterie tatsächlich real dramatische Auswirkungen haben: "Wenn alle glauben, daß alle glauben, daß alles schlechter wird, dann wird es schlechter!"

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