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Montag, 29. August 2011

Jetzt aber - absolut gewiß

Archäopterix. Auch das Bild: Wissenschaftlich bewiesen
(Nach einer Überarbeitung bzw. Erweiterung um Details erlaube ich mir, den Beitrag vom 09. VIII. erneut, aber argumentativ deutlich erweitert, zu bringen.)

Oh ja, wir wissen seit Jahrzehnten, daß der Archäopterix der Urahn aller Vögel ist, daß er das missing link zwischen Saurier und Vogel ist, weil er so herrlich in den vermeintlichen (also: gesollten) Stammbaum aller Lebewesen paßt, der untrüglich beweist, wie eins aus dem anderen entstand. Wissenschaftlich bewiesen, wurde einem um die Ohren gedroschen, wann immer man es hören wollte, ein Musterbeispiel für eine Übergangsform. Hieß es. Und jeder Halbgebildete, dessen Fernsehkonsum reichte, um Universum* buchstabieren konnte, fand sich ermutigt, weiterhin erkenntnisresistent zu bleiben, was ihm durch offizielle Diploma und Magisteria ja gerne bestätigt wurde.

Es war aber nicht nur nie bewiesen - es war Unfug. Und das ist nun tatsächlich wissenschaftlich durch eine Studie bewiesen, die Nature veröffentlicht hat. Unter dem momentanen Druck der Evidenzen wird dieses Dogma der Ressentimentbildung auch tatsächlich schon da und dort losgelassen. Schon lange nämlich, erfährt man auch erst jetzt, ist ja diese These höchst fraglich gewesen. Nun geben Funde in China aber dazu endgültig Anlaß. Denn die jüngst aufgetauchten Fossilien weisen auf ein ähnliches Wesen hin, das sogar möglicherweise wirklich fliegen konnte, aber kein Vogel ist. So finden manche Paläarchäologen schon den Mut zuzugeben, daß der Archäopterix nie fliegen habe können. Er war lediglich ein gefiederter Saurier (in Hühnergröße), der am Boden herumlief und Fleisch fraß. (Eindeutige Vogelfossilien weisen eindeutig auf Pflanzenfresser hin.) Und von diesen  Deinonychosauria dürfte es etliche gegeben haben.

(Nachtrag vom 14. VIII. 2011:) Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man meinen, dass ein evolutionäres Bindeglied gefallen ist, doch die Situation ist komplizierter. Denn Archaeopteryx stand schon lange nicht mehr alleine im Übergangsbereich von Reptilien und Vögeln. In den letzten etwa 30 Jahren wurden vor allem in China zahlreiche neue Fossilien von Vögeln und vogelähnlichen Dinosauriern entdeckt, so dass die Vielfalt der fossilen Formen an der Basis des evolutionären Stammbaums sich mittlerweile als schwer zu entwirrendes Gestrüpp darstellt. Modelle für evolutionäre Übergangsformen sind also vorhanden. Die Indizien- und Deutungslage bezüglich der Frage nach Übergangsformen hat sich seit einiger Zeit bereits deutlich verschoben. Wo die evolutionstheoretischen Probleme heute liegen, sei nachfolgend erörtert.

Sie sind, schreibt dazu Genesisnet, damit Mosaikformen mit widersprüchlichen Eigenschaften, und solche Konvergenzen - wo gleiche Baumerkmale aus unterschiedlichen Gründen und Voraussetzungen entstanden sind - sind nicht so einfach zu erklären.

Wissenschaftlich (anders als evolutionsideologisch) gesehen ist das freilich keine große Katastrophe - Verschiebungen im fiktiven Stammbaum der Geschöpfe hat es immer schon gegeben. Diesmal vergrößert sich einfach wieder die Lücke im Bereich der frühen Vögel. Dafür lösen sich Widersprüche, die ohnehin bereits manchem Evolutionsbiologen im Magen gelegen sind.

Witmer (2011) schreibt in seinem Kommentar, die Grenzen zwischen den verschiedenen Gruppen, die an die Basis der Vogelevolution gestellt werden, seien zunehmend verwischt worden. Auf seinem Blog (http://witmerlab.wordpress.com) behauptet er darüber hinaus: „Eine Vorhersage von Evolution ist, dass die Arten sich zunehmend ähnlich und die Unterschiede unbedeutender werden, wenn wir in der Zeit zurück gehen und uns einem gemeinsamen Vorfahren annähern.“ Doch das stimmt so nicht mit der fossilen Befundsituation überein. Witmer selber setzt fort: „Es gab in einem massiven Umfang unabhängige Evolution (Homoplasie) verschiedener ausgetüftelter Eigenschaften, was es schwierig macht, den Knoten dieses evolutionären Beginns aufzutrennen …“ Unter Homoplasien werden Konvergenzen (=Entstehung ähnlicher Strukturen von unähnlichen Vorstadien), Parallelentwicklungen und Rückentwicklungen zusammengefasst, also solche Ähnlichkeiten, die nicht auf gemeinsame Vorfahren zurückgeführt werden.
Der fossile Befund zeigt also nicht zunehmende Ähnlichkeit an der Basis des mutmaßlichen evolutionären Stammbaums, es gibt vielmehr verschiedene Mosaikformen und das erzwingt die Annahme zahlreicher Konvergenzen – diese machen ihrerseits die Taxonomie und die Zuordnung zu einzelnen Gruppen schwierig


All dies zeigt, dass Merkmale an sich keine verlässlichen Verwandtschaftsanzeiger sein können. Je nach Gesamtbefund werden bestimmte Ähnlichkeiten als Homologien (d. h. als Belege für gemeinsame Abstammung) oder als Homoplasien gewertet; das Pendel kann hin und her schlagen. Witmer schließt seinen Kommentar damit, dass evolutionäre Ursprünge nun mal chaotische Angelegenheiten („messy affairs“) seien.


Also keine Angst, liebe Freunde der materieimmanenten Selbstinduktion, die Wissenschaft hat das Dogma nicht gekippt, sie hat nur zugegeben, daß es nicht immer so ganz streng mit dem "wissenschaftlich bewiesen" abläuft, weil der Evolutionismus ein materialistisches Postulat ist, das zu verifizieren man lediglich hofft. Als Postulat aber ist er garantiert wissenschaftlich bewiesen! Na immerhin.

Kierkegaard schreibt einmal, daß wenn Jesus heute wiederkäme, er sehr sicher die Journalisten und Besitzer der Presseerzeugnisse zu seinen größten Feinden erklärt hätte. Ihr Spiel der Menschenverwirrung und Irreführung schreit zum Himmel. Er hätte den Mut haben sollen, diese Aussage auch auf "Wissenschafter" auszudehnen. Weit genug war seine Wissenschaftsskepsis ja gediehen.

*Sie wissen schon, die Fernsehredaktion mit der phantastischen Universalerklärung (daher der Name): "Hier hat die Evolution in Millionen von Jahren ..."

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