Es ist halt so typisch ... da bringt nun die FAZ einen Artikel, der sich auf eine im "British Medical Journal" veröffentlichte Studie bezieht und eine vorgeblich "wissenschaftliche Erkenntnis", die die letzten Jahrzehnte wie eine Gewißheit im Volk festsaß, vom Sockel stürzt:
Das Dogma, das auch der Verfasser dieser Zeilen auf zahllosen Kuren und Gesundheitsbehandlungsaufenthalten zu hören bekam, lautete, daß man auch ohne Durstgefühl trinken solle. Täglich 1,5-3 Liter, je nach Konstitution. Legion ist die Zahl jener drahtigen, jungen Frauen und Männlein, die mit eilfertigst von der Getränkeindustrie bereitgestellten Trinkfläschchen in der Hand oder in den lässigen Umhängetäschchen herumliefen, um zu jeder Gelegenheit einen Pflichtschluck zu nippeln, der so nebenbei wie ein Bekenntnis zu modernem Lifestyle und positivem Körperbewußtsein wirkte - ein guter Mensch braucht das ja. Es soll gar nicht wenige gegeben haben, die sogar eine Uhr danach programmiert hatten, die jede Stunde daran erinnerte, das pflichtgemäße Wasservierterl zu sich zu nehmen.Gut zu sein ist ja längst auffallend mit dem Willen zu technischer Lebens- und Weltauffassung gepaart.
Alles ein Schmarren, so schaut es nun aus, alles nicht wahr! Ja, niemand weiß überhaupt noch, woher überhaupt diese Erkenntnis stammt! Niemand weiß noch, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat! Fest steht, daß es nicht stimmt, fest steht, daß es keine "wissenschaftlichen Erkenntnisse" gibt, die das sagen, worauf die Ernährungswissenschaften seit so vielen Jahren aufbauen. Nicht einmal die Haut dürfte straffer werden, wie der oft versprochene und gewiß nicht unbedeutende Zusatznutzen lautete. Kein Mensch weiß, wer die Mär aufbrachte, daß der Körper nicht wissen solle, wann er wieviel trinken solle, und damit wolle.
Im Gegenteil, es gibt sogar deutliche Hinweise, daß das Trinken außerhalb des sujektiven Durstgefühls (und wenn man nicht gerade Nierensteine hat, die abgehen sollen) dem Körper schwere Schäden zufügen kann. Der Körper wird von Spurenelementen regelrecht ausgewaschen. 13 % der Ausdauersportler, zum Beispiel, weisen Schäden auf, die recht eindeutig vom "getakteten", nicht vom "gefühlten" Getränkekonsum stammen! Schwere Organschäden können aber auch für Otto Normalverbraucher folgen, Gehirnschwellungen (die auch tatsächlich sprunghaft zunehmen), weiß der Deibel was noch alles (aber wen interessiert's?) ... Zudem ist der Flüssigkeitsbedarf für jeden unterschiedlich, eben: subjektiv!
Das einzige, was sich sagen läßt ist, daß einige "wissenschaftliche" Verkünder des Weisheit, mehr (und vor allem anders) zu trinken, als das Durstgefühl aussagt, bemerkenswerte Verbindungen mit der Getränkeindustrie haben. Danone zum Beispiel führt eine regelrechte Kampagne über die Gesundheitsschäden, die zu geringer Wasserkonsum bewirken könne.
Dabei stehe nur fest, daß es zwar sein könne, daß Dehydrierung die Entstehung von Krankheiten begünstige, aber nicht einmal das ist sicher.
Ich würde sagen: da sind wieder mal ein paar Gesetze fällig? Wenn wir schon Politiker haben ... Man kann doch nicht zulassen, daß es nicht mehr zulässig sein soll, das Denken bei der Garderobe abzugeben, und sich dem wohligen Alleins der gesellschaftlichen Hypen auszliefern - und dennoch getäsucht zu werden! Also muß alles Schädliche aus dem Volkskörper ausgeschieden, alle Böse präventiv verhindert werden. Wie wäre es mit einem Zertifikat der moralisch Guten, staatlich garantiert?
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