Es bleibt aberwitzig, ja es wird immer mehr zu einem Theater des Aberwitzes: die Finanzmärkte, und die Wirtschaftsnachrichten, die wie Richtungspfeiler mal hierhin, mal dorthin deuten, und nicht merken, daß sie immer mit dem Wind drehen, und keiner mehr schaut, aus welcher Richtung der Wind überhaupt kommt, was denn überhaupt passiert, in der Welt, und was die Dinge sind, von denen alle reden.
Da wird zum Beispiel den Finanzmärkten zu entkommen versucht, in dem man in Gold und in Franken flüchtet. Beides ist eine Illusion, beide können die erhoffte Sicherheit nicht bringen! Nicht, wenn es alle tun! Währungen, Gold haben ein Wertverhältnis, das heißt: ihnen muß Ware und Leistung gegenüberstehen. Mehr Gold bei begrenzter Ware bringt nicht mehr Reichtum, sondern höhere Preise.
Der Franken wird wieder zurückgehen (müssen), sonst platzt die Schweizer Wirtschaft. Der Goldpreis wird rasant fallen, wenn die Staaten anfangen, ihre Staatshaushalte durch Verkäufe zu sanieren. Und dann?
Es gibt nur begrenzte Währungseinheiten. Wenn alle Franken kaufen, steigt der Preis, aber weil es eine Währung ist steigen auch die Preise der Waren. Die werden aber immer schwerer verkäuflich. Überlege man selbst, was die Folge ist. Schon jetzt fahren die Schweizer der Grenzregionen ins benachbarte Ausland, um ihre Einkäufe zu erledigen. Und die Schweizer Exportunternehmen überlegen massenhaft, ihre Produktion ins Ausland zu verlegen, weil ihre Preise nicht mehr konkurrenzfähig sind, die Verdienstspannen ohnehin längst deutlich gesunken sind. (siehe Graphik)
Allmählich aber zeigt der Markt ein Verhalten, das deutlich Esoterikwahn und Aberglauben gleicht, aber nicht mehr Sachverstand und Vernunft. So reagieren und agieren Menschen, die nicht mehr wissen, was sie am Finanzmarkt überhaupt wollen, sich aus irgendwelchen Gründen - zu viel ungerechtfertigter Wohlstand (denn wer gerechtfertigt zu Gütern kommt, geht mit ihnen anders um), zu viel Zeit, zu viel Abgesichertheit, zu viel Langeweile, ja letzteres vor allem! - aber meinen dort aufhalten zu müssen.
Die Art, wie die ganze Welt nun Franken (und Gold) kauft, trägt alle Züge einer Massenpanik und -psychose. Da quatscht dann ein schizoider Paranoiker (pardon: Akademiker) davon, daß er noch schnell ein paar Golddukaten kaufen müsse, am Montag werde ja eine neue Währung eingeführt, er habe das in etlichen Internetforen gelesen. Und die Oma, die sonst von Kohlrabizucht und Enkelproblemen berichtet, schreit hysterisch ins Telephon, man solle Marmelade einrexen und südafrikanische Uranminenaktien kaufen, alles gehe tscheili, sie komme gerade von ihrer Bank und habe ihre Sparbücher in thailändische Unternehmensfonds investiert. (Aha, wieder also: das sind sie, die Spekulanten, die an allem Schuld sind, wie der Bundeskanzler meint; nur meinte er, sie säßen hinter verspiegelten Fassaden Times/Ecke 14., Manhattan-Süd, weit weg und sehr sehr böse also.)
Allmählich wird es also sogar amüsant ...
Hätte man in solchen Zeiten Geld, dann könnte man wirklich reich werden. Kaufen, lautete die Devise, kaufen! Unternehmenswerte, Reales, Aktien! Nichts rechtfertigt nämlich deren Kursverfall! Den Unternehmen Österreichs, Deutschlands geht es gut, die Auftragsbücher sind gefüllt, die Gewinne stimmen ... An all dem Irrsinn ließe sich also rasch und viel verdienen. Man kauft aber nicht, um rasch und viel zu verdienen, das ist der Trugschluß all der Ahnungslosen. Man kauft, was es der Sache nach wert ist besessen zu werden.
So schaut eine Blase aus: hohe Preise - wenig Wert. Man achte auf die Unternehmenswerte! (Graphik: FAZ) |
***