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Ich stimme also Handke zu. Dessen "Das Gewicht der Welt" in meiner Jugend eine große Rolle spielte. Mag sein, weil es mir einen falschen, destruktiven Begriff von Werk beibrachte, gerade weil es viel Poesie enthält, was auch immer.
Ich stimme ihm auch zu in der Einschätzung von Thomas Bernhard. Handke bezeichnet ihn als "Sand", als Flugsand. Ich sehe ihn erstickt im Ringen mit, verbittert an der Unfähigkeit zum Werk. Was ihn meist mit ich-erstickten Scheinwerken zufrieden sein ließ, verdorben durch den hämischen Erfolg, den ihm Linke aufdrängten.
Auch sonst ist das Interview gut lesbar, zeigt viel vom Dichter, vorausgesetzt, man verwechselt Handkes Hang zu Manierismen nicht mit Poesie, sondern erfaßt die manchmal nur schwer faßbare Grenze von Dichtung und Eitelkeit, die er gerne überschreitet, um dann doch wieder zurückzukehren. Aber es tut in jedem Fall wohl zu sehen, immer wieder zu sehen, wie wirkliche Künstler (und deren gibt es, auch heute) unausweichlich (außer sie erschießen sich, zerrissen am unlösbaren Widerspruch zwischen innerem Gesetz und figürlichem Zwang) immer zu einer archaischen Basis des Lebens gelangen, nachdem sie alle Fieber der Ideologien, in die sie sich - noch jung, schwach, unausgegoren - geflüchtet haben, ausgestanden und überstanden haben, und das schlichte Gewand des schlichten Menschen anlegen.
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