Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 23. August 2011

Keine Armenaufstände

Was verbindet diese Aufstände, die die halbe Welt seit einem, zwei Jahren "erschüttern"? auf einen vereinfachenden Nenner gebracht: sinnloses Aufbegehren; der Impuls "gegen", ohne ein "dafür" zu haben. Jeweils mit regionalen Varianten, ist es sogar schwierig, von "legitimen" Gründen zu sprechen, denn auch diese sind zum einen relativ ("autoritäre Staatssysteme" sind kein Grund, tut mir leid, so einfach ist die Welt nicht gestrickt), und zum anderen bereits von einem verdrehten, sentimentalistischen oder ideologisch verfärbten Weltbild begrifflich verbogen.

Denn die Linke läuft ja von Aufstand zu Aufstand - wie jetzt in London bzw. England - um nachzuweisen, daß die Marx'sche These stimmt, daß auf das Zeitalter des Kapitalismus die Revolution des Proletariats, der Aufstand der unterdrückten Massen folgt. Aber diese stehen nicht auf, was sich historisch gut belegen läßt, Aufstände und Revolutionen haben immer ganz andere Gründe und Auslöser, so gut wie nie "unterdrückte Massen".

Chthonisch, könnte man es nenne, woher sich derzeit die unterschiedlichsten Motive nähren, aus dem Untergrund stammend, irrational und (von mir aus) dämonisch. Sie liegen auf einer Linie mit der Auflösung des Patriarchalen (als kulturschaffendem Element an sich), dem Rückgriff auf die "Urhöhle", die Auflösung des Ich ins Diffuse der Masse, der personalen Ungefaßtheit, dem Hineinschmelzen ins Alleine ... Sie sehen schon aus dieser kurzen Begriffskompilation, wieviele der heutigen Bewegungen sich seit vielen Jahren teilweise vorbereitet haben. Nun haben wir Zeit der Ernte, und das behaupte ich wohl: es ist erst der Anfang.

Und schon brechen so manche Welthaltungen wie Papierhüllen zusammen. Christian Ortner bringt ein amüsantes Beispiel - Jamie Oliver. Als die Jugendlichen bei den Krawallen auch sein Restaurant beschädigten, war es aus mit seinem Gutwillen, mit dem er Projekte förderte, die genau solchen Jugendlichen zu einem normalen Leben verhelfen sollten. Vielleicht weil er nicht begreifen wollte, daß all diese sozialistischen Theorien nicht stimmen? Daß sich als Folge der Auflösungen unserer Gesellschaften in Multi-Kulti und "Toleranz"-Geschwafel und was auch immer nun primitivste Kräfte äußern, die nur noch von Internet- und Medienbildern genährt sind, dem einzigen, was ihnen noch Form gibt? Und dann kann man durchaus von der Absicht der Jugendlichen sprechen, das Recht auf Designer-Jeans und Modejacken zum Menschenrecht zu deklarieren.*

Recht viel anders lief es auch in Tunesien, Libyen oder Ägypten, oder Wien (mit seinen grotesken Studentenprotesten 2009/10) nicht ... In solch einer kulturellen Lage (und nur aus dieser heraus ist alles das verständlich, erkennbar daran, daß es prognostizierbar war!) wird jede "Begründung" zur posthoc-Rechtfertigung, zur bloßen Makulatur. Wer so wie wir die Vernunft so nachhaltig beschädigt und zerstört hat, muß damit leben, daß künftige "Leitideen" und Handlungsmotive irrational sind.**


*Keineswegs auch sind die Aufstände auf Spannungen zwischen Einheimischen und Zuwanderern zurückzuführen! Vielmehr haben Untersuchungen ergeben, daß die größten Spannungen zwischen den Migrationsgruppen untereinander bestehen! In London z. B. sind die Einheimischen teilweise den zugewanderten Türken sogar nun dankbar, weil diese - pardautz! - eine Art Miliz aufgestellt haben, die Supermärkte etc. vor Plünderungen durch randalierende Gruppen bewahren sollen.

**Was man durchaus als Treppenwitz der Geschichte auffassen könnte: die Linke hat durch ihre Destruktion der Vernunftgrundlagen erreicht, daß ihre "Logik" und "Rationalität", auf die sie sich ja als metaphysische Legitimation beruft, nicht mehr relevant ist.




***