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Sonntag, 14. August 2011

Eine Quelle der Freude

Ein Israeli, Martin van Creveld, laut Junger Freiheit "international anerkannter Militärhistoriker" und -fachmann, Autor mehrerer Bücher, hatte jüngst in einem Vortrag vor der deutschen Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik sein Auditorium aufgescheucht, denn seine Thesen über Krieg, Kriegskultur und Frauen in Armeen haben weitreichendere Implikationen, als manchem lieb ist.

Martin van Creveld
Gleich vorweg: wo Frauen in Militärkörper integriert sind, wird die Kampfkraft nicht nur fragil, sondern bricht - ein Erfahrungswert der USA - ab 50 % Frauenanteil völlig zusammen. Aber diese (sehr plausible) These kennt der geneigte Leser ja schon aus früheren Beiträgen an diesem Ort. Sieht man von Sanitätseinheiten ab, wo sich auch der 40%ige Anteil von Frauen, wie derzeit, sehr bewährt hat.

Creveld aber vertritt noch etwas anderes: Wenn das Militär nicht mehr als spezifische Form der Kultur, ja als Kultur für sich betrachtet wird, wird aus einer disziplinierten Armee ein unberechenbarer Ausbund menschlicher Niedrigkeit:

Eine Nation könne zwar auch ohne eine Kriegskultur noch über Streitkräfte verfügen, doch seien solche Streitkräfte höchstens noch „wilde Haufen ohne Manneszucht, ohne soldatische Regeln, die kaum noch kämpfen, sondern höchstens Greuel verursachen“. 

Anders als von Clausewitz, und man spürt förmlich den abendländischen Anklang aus tiefster Wurzel, hört Homer und Vergil, sei Krieg keine "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" - auch das ein Pragmatismus, diese Anmerkung sei erlaubt, der seit der Renaissance die Welt auseinanderfallen läßt und die Dinge zu Funktionen auflöst - sondern als 

„Spiel mit dem Tod“ war und ist [er] für viele eine „Quelle der Freude“. Im Laufe der Jahrtausende hätten die Menschen eine besondere „Kultur des Krieges“ entwickelt, die sich in Zeremonien, Uniformen, Militärmusik, Paraden, Namen von Kriegsschiffen und Flugzeuggeschwadern, in besonderen Regeln und Bräuchen bis hin zu Ehrenmalen ausdrücke.

Er sagt damit nichts anderes als daß der früher so angesehene Stand des Soldaten (übrigens: nur in Deutschland und Österreich heißt auch der Offizier Soldat; Anm.) als "Militarismus" zu Unrecht diffamiert wurde. Krieg ist eine (für ein Volk notwendige) Lebensform, Krieger einer der drei fundamentalen Stände (neben Bauer und Priester) bzw. Standesgruppen, aus denen sich auch unsere Kultur aufgebaut hat und nach wie vor nährt. Die Geschichte zeigt, daß nur dort, wo diese Kultur zusammenbrach oder nie existierte, der Krieg zum reinen und nicht abgrenzbaren Greuel wurde.

Am schlimmsten aber sei es, wenn die Streitkräfte Opfer des Feminismus würden. Aber: Israel habe doch mittlerweile einen so hohen Frauenanteil in der Armee?!
Eben, sagt van Creveld: Israel hat dafür seit 1973 keinen Krieg mehr gewonnen!

Was seien das heute aber für Armeen, in welcher Kampfverfassung seien solche, deren Soldaten nach viermonatigen Kampfeinsätzen - wie in jüngsten Kriegen - posttraumatische Überlastungsstörungen aufwiesen?

Seine Schlußfolgerung: Weil das Abendland vergessen hat, was Krieg bedeutet, wird es einen Krieg nach dem anderen verlieren, denn man sei nicht mehr bereit, um die eigene Existenz zu kämpfen und dabei auch sein Leben einzusetzen. Unter diesen Umständen werde man auch nicht siegen können.



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