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Donnerstag, 6. Juni 2013

Auf einen Punkt konzentriert (2)

 Teil 2) Alles sind Prozesse der Selbststabilisierung




Nun könnte man natürlich sagen: Viele kleiner Erwärmungen ergeben eben eine große? Nein. Wetter, Klima (das je nur Teilklima ist, das es in der abstrakten Form, in der es heute als "Weltklima" diskutiert wird, gar nicht real gibt) ist kein Summationsprozeß. Denn die Luftschichten sind eher "verpackten Flüssigkeiten" zu vergleichen, als einer amorphen Masse, als die es uns schon aufgrund der Art, wie wir darüber sprechen, erscheinen mag. Und sie gliedern sich in erstaunlich abgeschlossene Teil-Einheiten, die jeweils miteinander reagieren, größere, übergreifendere Einheiten mit anderen Eigenschaften und klarem Eigenstreben nach Aufrechterhaltung seiner Stabilität in seinem Umfeld bilden, etc. Ihre Ränder sind jeweils schon innerhalb Metergrenzen klar definiert. 

Auch wenn es also unseren Sinnen sich so darbietet, ist die Luftschicht über uns äußerst vielfältig in lauter kleine, ja oft winzige Bereiche und Zonen, vertikal wie horizontal, untergliedert. In größere wieder zusammengefaßt, und so weiter. Es bilden sich in der gewaltigen Vielfalt der Wirkfaktoren also jeweils kritische und hochkritische Systeme. Die eine Eigenschaft haben: Sie sind vielleicht in Teilzusammenhängen erkennbar, nachträglich erklärbar vor allem, aber sie sind PRINZIPIELL nicht vorhersagbar. Nicht also aus Mangel an Wissensstand o. ä. Schon gar, wenn unbeherrschbare Außenfaktoren dazu kommen - wie die Sonneneinstrahlung, die über Ionisationsprozesse sogar die Niederschlagsneigung reguliert, wie man mittlerweile entdeckt hat.

Jedes System in der Natur hat nun eine Grundneigung: Es hat ein Wesen, eine Art zu sein und im Rahmen dieses Selbstseins zu agieren, und das heißt, es versucht innerhalb seiner Wesensgesetze stabil zu bleiben. Das bedeutet, daß nicht "das Klima" auf die Asphaltfläche reagiert, sondern der unmittelbare Kleinraum dieser Wiese gleicht sich in Wechselwirkung und Austausch mit seinen direkten Nachbarn auf der Erde und in der Luft ab. Dazu gehört auch der nachbarliche Wald, der in seinen Randzonen mit dem Kleinraum Wiese/Asphaltplatz inter(!)agiert. Ein Wald, um im konkreten Beispiel zu bleiben, kann sich dabei auch "kühler machen", zumindest innerhalb gewisser Grenzen. 

Alles Nachbarliche also schließt quasi diesen Kleinraum ab, um an seinen Grenzen seine Erwärmung oder Abkühlung auszugleichen. Und er tut dies, um in seinem eigenen Wesentlichen in komplexen Wechselwirkungen und im Rahmen des ihn selbst einschleißenden Systems gleich zu bleiben, und bleibt in seinem Energiepotential, das zugleich das Potential zum Ausgleich ist, stabil, wandelt seine Formen, in denen er sich als "Energeia" darstellt, dabei beständig um. Gerade Wälder sind sogar wahre Wunder an Ausgleichsmechanismen innerhalb eines komplexen biöcönotischen Systems. Die Luftschichten sind es nicht minder.

Heinz Dotterweich geht in seiner grundlegenden Untersuchung biologischer Prozesse "Das biologische Gleichgewicht" sogar so weit, daß er alle natürlichen Prozesse als Ausgleichsprozesse begreift. Jedes organische oder anorganische System, auf allen Ebenen und egal in welcher Betrachtungsweise, ob soziologisch, physisch, in größeren oder kleineren Lebensgefügen, in allen biologischen und ökologischen Bereichen, auch art- und daseinsformübergreifend, hat EIN Grundstreben, das alle Teilstrebungen erfaßt und abstimmt: Es selbst zu bleiben. Jedes Veränderungs- und Anpassungsverhalten ist nur ein Gleichgewichtsverhalten, bis hinein in chemisch-physikalische Vorgänge. Selbst das menschliche Erkenntnisstreben, ja seine Psyche, sein Verhalten, läßt sich, so der Verfasser dieser Zielen, unter diesem Paradigma neu und noch besser verstehen.**

Gleichzeitig hat jedes System eine maximale Toleranzgrenze, bis zu der es überhaupt besteht. Es hat also eine Wesensdefinition. KEINE Grenze ist also fließend, es gibt klare Scheidepunkt, an denen sich das Wesen eines Systems entscheidet. Und es ist eingebettet in je höhere, diese in noch höhere Systeme, in enormer, sich zum Geheimnis verdichtender Komplexität auch schon auf "unterster" Stufe, bis zum Gesamtsystem Kosmos, möchte man hinzufügen, der sich wie ein gigantisches kybernetisches System verhält, wo alles mit allem zusammenhängt.

Am übergreifendsten lassen sich allgemeine Verhaltensmerkmale solcher Systeme zwar noch mit mathematischen, statistischen Mitteln ordnen, aber sie werden damit nicht vorhersagbar, oder gar determiniert. Bestenfalls in bestimmter allgemeiner Art wahrscheinlich, nicht aber im Detail.




**Es ist deshalb wirklich grotesk, daß Windräder als wahre Wunder der Ökologie behandelt werden - als wären sie isolierte Systeme! Dabei ist bekannt, daß die unmittelbare Umgebungsluft an ihren Standorten abkühlt. Das hat auf jeden Fall Auswirkungen auf die diese wiederum umgebenden Luftschichten, wo es geradezu lächerlich ist so zu tun, als wäre "das" kein Problem. Winde etwa, denn sie sind doch nichts anderes als Erscheinungsformen von Harmonisierungsstrebungen unterschiedlicher Luftschichten. Selbst rein technisch gesehen, lösen wir mit Windrädern ein Problem, und eröffnen zugleich unabsehbar viele weitere Problemfelder, auch und vermutlich vor allem in den lokalen Räumen. Gestalten wir ganze Landschaften um, wie es mit Windrädern in ungeheurem Ausmaß passiert, berühren wir immer umfassendere Systeme und Luftschichten, die im Streben nach Bewahrung ihres Selbstseins darauf ausgleichend reagieren. Nicht weil sie "ausgleichen" wollen, sondern weil sie sie selbst sein wollen, weil gar nichts anderes können. Selbst chemische Prozesse lassen sich vor allem als Ausgleichsprozesse begreifen.





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