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Montag, 10. Juni 2013

Charakterprägungen

"So kommt es, daß sie durch alles dies [eine streng reglementierte Rhetorik bzw. Sophistik, Anm.] zwar eine bedeutende Spannkraft des Willens und eine große Schärfe des Verstandes erlangen; denn sie verstehen sich darauf, den Herren mit Worten zu umschmeicheln und mit Handlungen zu begütigen; aber an ihrer Seele werden sie kleinlich und unehrlich.

Denn die Knechtschaft von Kind auf hat ihnen den Zug zum Großen, Geraden und Freien geraubt durch den Zwang krumme Wege zu wandeln, den sie ihnen dadurch auferlegt, daß sie ihren noch zarten Seelen mit großen Gefahren und Ängsten zusetzt, die sie nur mit Verletzung der Gerechtigkeit und Wahrheit überstehen können.

So wenden sie sich denn zur Lüge und gegenseitigen Verunglimpfung, wodurch sie viele Verunstaltungen und Verstümmelungen erleiden, sodaß, wenn sie aus Jünglingen zu Männern werden, sie nichts Gesundes mehr in ihrer Denkart haben, ihrer eigenen Meinung nach freilich gewaltige Helden und weise Männer."


Plato, aus "Theätet"




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