Das "Friedensprojekt EU" funktioniert eigentlich ganz einfach: Wenn jeder aufhört, er selbst zu sein, wenn jeder bereit ist, eine neue virtuelle (bodenlose) Identität anzunehmen, wenn jeder bereit ist zu akzeptieren, daß die Geschichte ein Kompendium an Ereignissen ist, die einen nichts (mehr) angehen, ein Gruselkabinett menschlicher Dummheit, die endlich überwunden werden könnte - dann gäbe es keine Konflikte mehr.
Dazu muß man nur das Menschsein ein wenig umbauen, ein wenig mehr Bereitschaft zeigen, in die Wolken des Allgemeinen, Unbestimmten aufzusteigen. In jene Ballons, für die die Erde nur noch Montageunterlage für die Transportseile und -schienen sein muß. Und Kraftwerk, um die Akkus der schwebenden Aktualitätsnetze aufzuladen.
Dazu muß man nur das Menschsein ein wenig umbauen, ein wenig mehr Bereitschaft zeigen, in die Wolken des Allgemeinen, Unbestimmten aufzusteigen. In jene Ballons, für die die Erde nur noch Montageunterlage für die Transportseile und -schienen sein muß. Und Kraftwerk, um die Akkus der schwebenden Aktualitätsnetze aufzuladen.
Dann ist Vielheit nur noch ernstlose Möglichkeit, eine neben anderen, Welt ein Kostümball im Bäumchen-wechsle-dich-Modus. Dann hören Begriffe auf Begriffe zu sein. Logik wird zur Diskussionsvariante, Ernst gibt es nur in den technischen Abläufen, denn die sind ja neutral, "objektiv". Und Gutes will ja ohnehin jeder, und was gut ist weiß auch jeder. Wer nicht, der stört, der ist nicht integrabel.
Lanciert nicht selten von jenen, die gerne mal am Wochenende zum Shoppen nach London fliegen, aufgeregt einen Wochenendtrip nach Paris mit ihrer Lebensabschnittspartnerin planen, erfreut Andockmöglichkeiten an Finanz- und Ehrenpipelines in Brüssel entdecken, und sich jedesmal, wenn sie in der Toskana in ihrem Ferienhäuschen sind, wo sie dann ganz verbunden mit der Natur ihre drei Ferienwochen verbringen, darüber aufregen, daß die umgebenden Bauern kein Englisch sprechen, und die Baubehörden irgendwelche Auflagenerfüllungen verlangen, wo sie doch nur einen neuen Wintergarten anbauen möchten. Außerdem klappt dort der Internetanschluß im Café nie. Wenn man schon á la nature lebt, und das heißt ja längst, kein Internet mitzunehmen, will man es doch wenigstens griffbereit haben. Das schreit nach einer neuen EU-Verordnung zur Aufrüstung der Postnetze auf Glasfaserkabel, und zur Nivellierung der Baugesetze. Wie sonst soll man seinen Job in Madrid und Berlin ausfüllen, in dem man europaweite Vertriebsnetze für einen absolut geilen französischen Spitzenwein aufbaut, oder Betriebe in Warschau und Lemberg rationalisiert? Und wenn das nicht geht, wird es ein Fremdenführer für Bierlokale in Rennes in acht Sprachen. Oder Servicemanager für Ford, mit regelmäßigen Meetings in Hongkong (wie liebt man doch die chinesische Küche!).
Oder, nach drei Studienabschlüssen, PR-Fachmann für eine der achtzehn NGOs, die die Überfischung in der Nordsee bekämpfen und sich außerdem für ein weltweites Verbot des Waffenhandels aussprechen, sich dazu auf Konferenzen in Nairobi und Rio vernetzen und bei der UNO für globale Gesetze zur Regelung der Pestizidaufbringung in der Landwirtschaft kämpfen. Wer will nicht eine intakte Natur, wer trägt nicht gerne seine Verantwortung für die kommenden Generationen (die die anderen gebären)? Was für ein aufregendes Leben! Seht ihr nicht die Photos mit den Slumbewohnern in Kalkutta? Ja, richtig, das bin ich, der dort, da hinten, mit dem UN-Generalsekretär. Man spürt bei den regelmäßigen Telephonaten mit Anand und Jose und N'gomo und dem echt genialen Hsu Tsue förmlich die Liebe, die die Welt umspannt. Natürlich ist man für Montessori, und die women's lib, die ganz Tansania auf den Kopf stellt, kann man mit wöchentlich zehn Euro unterstützen.
Oder, nach drei Studienabschlüssen, PR-Fachmann für eine der achtzehn NGOs, die die Überfischung in der Nordsee bekämpfen und sich außerdem für ein weltweites Verbot des Waffenhandels aussprechen, sich dazu auf Konferenzen in Nairobi und Rio vernetzen und bei der UNO für globale Gesetze zur Regelung der Pestizidaufbringung in der Landwirtschaft kämpfen. Wer will nicht eine intakte Natur, wer trägt nicht gerne seine Verantwortung für die kommenden Generationen (die die anderen gebären)? Was für ein aufregendes Leben! Seht ihr nicht die Photos mit den Slumbewohnern in Kalkutta? Ja, richtig, das bin ich, der dort, da hinten, mit dem UN-Generalsekretär. Man spürt bei den regelmäßigen Telephonaten mit Anand und Jose und N'gomo und dem echt genialen Hsu Tsue förmlich die Liebe, die die Welt umspannt. Natürlich ist man für Montessori, und die women's lib, die ganz Tansania auf den Kopf stellt, kann man mit wöchentlich zehn Euro unterstützen.
Immerhin schreiben sie dann auf ihrer Finca auf Mallorca ihre Memoiren, leben von ihrem Ersparten und fair trade-Rentenfonds, erzählen von ihren Kindheitserinnerungen aus der guten alten Zeit, wo noch alle rückständig waren, und wissen genau, wie die Welt besser werden könnte, und ein klein wenig haben sie sie auch besser gemacht. Ach, wäre da nicht die Jugendarbeitslosigkeit, die macht einem doch echt Sorgen, und Aids, und das Klima, und wieviel ist noch zu tun! Wenn alle nur ein wenig bereit dazu wären, gäbe es nicht diese ständigen intelligenzlosen Verhinderer! Man müßte doch nur die Tugenden ein wenig virtualisieren, abstrahieren, standardisieren, globalisieren. Könnten wir uns nicht alle dann von Herzen lieben? Wenn alle nackt sind - stören doch Kleider nur noch? Man müßte also nur ...
*220613*