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Samstag, 15. Juni 2013

Eine Geschichte

Der Verfasser dieses Blog erlaubt sich, eine kleine Geschichte zu erzählen: Als er vor mittlerweile fast dreißig Jahren ein Haus errichten ließ, an einem Ort, der an keine öffentliche Wasserversorgung angeschlossen war, stellte sich eines Tages die Frage, wo denn nun der notwendige Brunnen zu schlagen bzw. zu bohren sei.*

Nun lehnt der Verfasser dieser Zeilen Wünschelrute und radiästhetische Verfahren ab. Aus anthropologischen, ethischen Gründen. Und er kann seine Einschätzung durch wirklich viele Erfahrungsberichte belegen. Gerade als Bauunternehmer im Individualbau wird man damit ja pausenlos konfrontiert. Aber der Mensch darf niemals Mittel zum Zweck sein. Das ist das eine. Das zweite: Es reicht nicht, Dinge zu fühlen, der entscheidende Akt des Menschen ist das Urteil, die Form, in die er das Gefühlte bringt. Dort liegt sein eigentliches Tun. Die metaphysische Gegebenheit, in den unergründlichen Grund des Logos einzuwurzeln, ist alleine noch keine menschlich-bestimmende Tat. 

Auch radiästhetische Messungen, mediale Vorgänge die zu ihrer Erfassung notwendig sind, sind also einem in-sich-Kreisen vergleichbar. Sie ergeben gar keine wirklichen Ergebnisse aus sich heraus, sondern werden immer zu solchen interpretier, ja müssen interpretiert werden. Das gilt für so gut wie alle derartigen Lehren gleichermaßen, ob sie nun Feng-Shui heißen, oder sich auf Erdstrahlen- oder sonstige "Strahlen"-Messungen beziehen. Nie ist - und das ist nachweisbar - eine wirkliche Zuordnung "aus dem Ding heraus" möglich, als Aussage, was sich wie konkret auswirkt. Ein weites Feld, zu dem es viel noch zu sagen gäbe, gerade in der "Baubiologie", die das Thema Holzhaus ja direkt berührt und mit der der Verfasser seit über drei Jahrzehnten, als sie noch in den Kinderschuhen steckte, konfrontiert war, hatte der Verfasser als Errichter eben solcher sehr viel damit zu tun, und umfassende Gelegenheit, in der Praxis wie auf zahlreichen Tagungen Beobachtungen zu machen und Informationen zu sammeln - belassen wir es dabei.

Die Wirklichkeit der Welt ist zum einen "geheimnisvoll unendlich" komplex, und zum anderen ist es die menschlich-schöpferische Tat, die in ihr neue Konnexe, neue "Kulminationsknoten" von Wirklichkeiten setzt. Wer sich aber diesen Dingen als personalem Akt, als Akt der Persönlichkeit öffnet, in die Medialität einsteigt, öffnet sich tatsächlich einer Irrationalität (etwas völlig anderes als "Geheimnis"). In dieser Hinsicht kann man also mit Recht sogar vom Beginn der Dämonie sprechen, die bei diesem Thema "am Fensterbänkchen" liegt: weil sich Denken und Person immer verquickt. Dämon ist der von außen Kommende Geist, der die Führung übernimmt, im Irrationalen in der Verbindung von Ich und diesem Unbekannten.

Daß das heute so gut wie nie (mehr) gesehen wird, sagt eigentlich schon alles über den geistigen Zustand dieses Heute aus. Das Wesen des Menschen, und damit seine Äußerungen in "'Fähigkeiten", liegt nicht in herausgreifbaren "Fähigkeiten", sondern in der Wahrheit, die in de Selbstüberschreitung in einen Moment hinein zur Wirklichung kommt. "Wasser zu fühlen" ist deshalb zwar dem Menschen möglich, aber es ist keine technische "Fähigkeit". Dort liegt das verheerende Moment der Radiästhesie, und sämtlicher dieser "Fähigkeiten" auf "Gefühlsebene", von denen heute so oft gelabert wird. Daran ändert auch ein vor dem Akt gemurmeltes Vaterunser nichts.*

Als kleiner weiterer Beleg möge der Hinweis dienen, daß sich die Ergebnisse, die verkündeten Resultate solcher Messungen, an denen der Verfasser dieser Zeilen häufig per Zufall teilzunehmen hatte, sofern sie also nicht durch "Fernfühlen" längst stattgefunden hatten, immer je nach Auditorium, je nach anwesendem Personenkreis, veränderten, manchmal sogar zu gegenteiligen Aussagen führten. Nichts rechtfertigt die Aufweichung der Integrität der Persönlichkeit eines Menschen, die im medialen Mißbrauch nämlich in weiterer Folge diffundiert. Auch dafür lassen sich zahllose Indizien nennen. Da lassen wir die manchmal schon fanatische Vehemenz, mit der diese "Fähigkeiten" meist verteidigt werden, noch völlig aus dem Kraut: Kritische, ablehnende Äußerungen treffen auffällig oft bei Verfechtern dieser "Wohltaten der Menschheit" auf heftige persönliche Reaktionen. Kein Zufall.

Damit lehnte er damals auch alle Anerbieten (und deren waren viele) ab, sein Grundstück mit der Rute zu überschreiten, um den "geeignetsten Punkt" zur Brunnenschlagung zu ermitteln. So, wie es sämtliche Hausbesitzer in der Gegend ja getan hatten, und von allen als "normal und üblich" angesehen wurde.**

Die Bohrmannschaft stand also zum vereinbarten Datum da, mit ihrem schweren Gerät, und verlangte Anweisung - wo!? Da ging es ja auch um viel Geld, die jede Stunde kostete. Der Verfasser dieser Zeilen entschied, nach einigem hilflosen Herumblicken, weil er entscheiden mußte - dort! Dort, zwischen Wintergarten und dem Vorplatz, dort schien ihm ein Brunnen ins Gesamtbild seines Hausensembles am besten zu passen. Also begann man zu bohren. "Gefühlt" hatte er nichts, und schon gar nicht ist er medial veranlagt. Er hatte nur seinen Verstand. Und den Zwang, zu entscheiden.

Am Abend des ersten Tages - und länger sollte nach übereinstimmender Meinung der Nachbarn nicht gebraucht werden - stellte sich nun heraus, daß in den erreichten 25 Metern zu wenig Wasser gefördert werden konnte. Die Probeförderung ergab in der Tiefer der in der Gegend üblichen Brunnen einfach zu wenig Ausbeute. Also ließ der Verfasser weiter bohren, einen ganzen zweiten Tag lang. 

An dem sich am Vormittag herausstellt, daß die das Grundwasser scheinbar überall tragende Lößschicht gerade an dieser Stelle höher lag, und in gut 25 Meter Stärke jede weitere Wasserförderung undenkbar machte. Also ließ er noch weiter bohren, bis auf die für die Gegend gewaltige Tiefe von 65 Metern. Jetzt erst wurde die Fördermenge der Pumpe groß genug, um für eine Hausversorgung zu reichen. Die Kosten waren natürlich höher, als kalkuliert.

Aber es sollte sich bewähren. Nicht nur in der täglichen Wasserversorgung, die fortan klaglos möglich war und im Gegensatz zum Wasser der Umgebung kaum Nitrate und Verunreinigungen in die Becher und Teller der Hausbewohner spülte. Als es einige Sommer wenige Niederschläge in der Gegend gab und noch niemand von Klimaerwärmung faselte, sodaß alle Nachbarn dazu übergingen, ihre Brunnen nachzugraben, auf jeden Fall Wasser zu sparen, war diese Anlage als weithin einzige in der Lage, weiterhin Wasser "ohne Ende" zu fördern. Und ermöglichte wie eh üppige Verwendung im wuchernden Garten, ja selbst das laufende Auffüllen des Gartenteiches.



*Es gibt deshalb auch keine "weiße Magie", die besser wäre als schwarze. Beide Grundhaltungen sind dieselben, und menschenwidrig. Auf der Ebene der Effekte und feststellbarer Wirkungen läßt das alles prinzipiell nicht abhandeln. Der Verfasser dieser Zeilen hat viel gesehen, vielleicht sehr viel sogar. Es ist also lächerlich zu meinen, seine Kritik gründe darin, daß er Wirkungen und "Erfolge" nicht kenne. Die interessieren ihn mittlerweile gar nicht mehr, sie tragen nichts zur Aufhellung aller dieser Dinge bei.

**Das Grundproblem ist an sich aber überhaupt ein anderes: Denn "man baut" sich nicht einfach irgendwohin ein Haus. Aber damals war der Verfasser noch nicht so weit, das zu erkennen. Immer ist der Mensch dem Wasser bzw. der Topographie gefolgt. Sich einfach in eine Landschaft zu pflanzen, und die notwendigen Versorgungseinheiten mit Brachialgewalt und Technik künstlich nachzuziehen, der Welt quasi abzupressen, ist an sich der Fehler - eine Vergewaltigung, ja Ignoranz der Welt gegenüber. Die so enorme zivilisatorische Folgen hat, ja die die Aufgabenbücher der Politik unermeßlich mit Grotesken füllt. Die sich unter dem Druck sieht, einen prinzipiellen Fehler nach dem anderen durch faktische Kosmetik wieder "erträglich" zu machen, auszuglätten, und damit die nächsten Lawinen an Turbulenzen auslöst. Man pflanzt sich nicht irgendwo in eine Wiese, weit außerhalb des Ortes, und schreit am Biertisch dann herum, daß der Bürgermeister, diese faule Sau, ihm versprochen hätte, Straße und Wasserleitung per Gemeindebudget zu errichten, wenn das nicht bald geschehe, werde er ihn nicht mehr wählen. Während der Ortskern, übrigens, wirkt wie der Hamburger Zentralfriedhof um Mitternacht, und mit Millionen der Landesregierung - die nächsten Wahlen stehen immer vor der Tür - "revitalisiert" wird.

Politik die sich so gefangen sieht, kann überhaupt nur noch alles falsch machen ...

Heute ist diese ganze ehemalige Blockheide - ein seltenes Juwel - bis auf einige wenige Hektar "Landschaftsschutzgebiet" eine Mondlandschaft, die von einigen Waldstreifen verdeckt wird, durchzogen von Schnellstraßen, zerrissen von riesigen Schottergruben, zersiedelt von Einfamilienhauskonglomeraten mit einem dichten  Netz an Wasser- und Abwasserleitungen. Private Wasserentnahmestellen sind offiziell untersagt.




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